Mülheim. Zwei neue Ausstellungen starten im Mülheimer Kunstmuseum: Zille und Spribille treten in Dialog. Und: Wie Lara Kaisers Kunst den Betrachter fängt.
„Im Herzen wild“, die bezaubernde Wiedereröffnungsausstellung, läuft noch bis 12. Januar, jetzt legt das Kunstmuseum aber schon mal doppelt nach. Gleich zwei neue Ausstellungen werden am 23. November eröffnet: Im Grafikraum ist dann „Zille & Spribille. Ansichtssachen“ zu sehen. Außerdem stellt im 1. Obergeschoss Lara Kaiser unter dem Titel „Nur keine Illusionen“ aus.
Die drei Künstler stammen aus ganz unterschiedlichen Zeiten, sie haben aber eins gemeinsam: Sie alle sind scharfsinnige Betrachter der Welt, denken viel nach über die Zustände der Zeit und über die Rolle der Kunst. Intensiv setzen sie sich damit auseinander, was sie um sich herum beobachten.
Mülheimer Künstler verwaltet den Nachlass von Werner Spribille
Das Werk von Heinrich Zille (1858-1929) stellt das Kunstmuseum jetzt in einen Dialog mit Arbeiten des Mülheimer Künstlers Werner Spribille (1928-2000). Und das ist Klaus Urbons, ebenfalls Mülheimer Künstler, zu verdanken. Er verwaltet den Nachlass von Spribille, sah große Ähnlichkeiten zwischen den beiden Kunstschaffenden und machte Museumsleiterin Dr. Stefanie Kreuzer darauf aufmerksam.
„Zille & Spribille. Ansichtssachen“ führt nun Arbeiten des bekannten Berliner Zeichners und Grafikers mit denen des Mülheimer Künstlers zusammen. „Es gibt Themen, die beide Künstler umgetrieben haben. Themen, die sogar heute noch relevant sind“, so die Museumsleiterin. Dazu gehören sicherlich gesellschaftspolitische Missstände, die Zille wie Spribille anprangerten.
Szene aus dem Leben aus Berlin, aber auch aus Mülheim
Das Kunstmuseum hat mit der Sammlung Themel viele Zille-Blätter im Bestand, verfügt aber auch über einige Werke von Werner Spribille. „Durch Zugriff auf den Nachlass konnten wir aus einem noch viel größeren Schatz schöpfen“, sagt Anja Bauer-Kersken, stellvertretende Museumsleiterin und Kuratorin der Schau. Bewundernswert sei, wie beide Künstler „mit purer Zeichnung“ Milieus treffsicher abbilden oder markante Charaktereigenschaften von Menschen hervorheben konnten – oft auch mit einer Prise Humor. „Sie waren Chronisten ihrer Zeit – in ihrer jeweiligen Stadt.“
„Beide Künstler konnten mit wenigen Strichen so viel aussagen. Das ist große Kunst“, ergänzt Klaus Urbons. In der kleinen, aber feinen Schau im Grafikraum findet man Zeichnungen, grafische Arbeiten und sogar Collagen, die Mikrokosmen abbilden: Szenen aus dem Leben in Berlin und Mülheim, in denen man beim genauen Hinsehen viele kleine Geschichten entdecken kann. Deutlich wird dabei auch, wie technisch versiert beide Künstler waren, wie viele Techniken sie beherrschten - von Holz- oder Linoldruck bis zur Radierung mit Alltagsmaterialien.
Junge Künstlerin war Stipendiatin der Stadt Mülheim
Lara Kaiser (geb. 1996) war von 2022 bis 2024 Stipendiatin („Junge Kunst“) der Stadt Mülheim, sie zeigt eine Auswahl an Arbeiten, die in dieser Zeit im Stipendiaten-Atelier im Schloß Styrum entstanden sind. „Dieses Stipendium schafft eine Win-Win-Situation für junge Künstler und für uns. Die Absolventinnen und Absolventen der Kunstakademie können sich ganz ohne wirtschaftlichen Druck in die Arbeit als freischaffende Künstler einfinden – und wir als Museum können am Ende des Stipendiums eine interessante Ausstellung präsentieren und erhalten sogar ein Werk für unsere Sammlung“, sagt Stefanie Kreuzer.
Die junge Künstlerin aus Düsseldorf beschäftigt sich aktuell viel mit Architektur und architektonischen Details. Sie nutzt Eindrücke, die sie in Räumen gewinnt, in ihrer Malerei – indem sie Ausschnitte des Entdeckten malerisch weiterentwickelt. „Lara Kaiser setzt sich auseinander mit Dingen, über die viele Menschen völlig hinwegsehen“, erläutert Stefanie Kreuzer. Ihre Malerei spiele mit Illusionen, ihre Arbeit sei dort verankert, wo „das visuelle Zeichensystem in Illusion kippe“.
Mülheimer Museumsleiterin: „Arbeiten sind wahnsinnig sinnlich im Output“
So zeigen die Bilder Motive, die auf verschiedene Art gelesen werden können: Zum einen als (präzise ausgearbeitete) gegenständliche Abbildungen – etwa von Vorhängen, Fenstern, Bettdecken, usw. – zum anderen aber auch als abstrakte Komposition von Linien, Flächen, Farben. „Die Werke changieren zwischen diesen zwei Lesarten, und das macht sie so spannend“, so Stefanie Kreuzer.
Die Exponate zeigten zudem eine intensive Auseinandersetzung der Künstlerin mit der Geschichte der Malerei. Lara Kaiser untersuche die Entstehung eines malerischen Bildes, mache „grundlegende malerische Möglichkeiten sichtbar“, führe „mit malerischen Mitteln einen Diskurs über die Malerei selbst“. Ihre Kunst, so die Museumsleiterin, basiere auf „hochkomplexen“ Gedankengängen, sei aber auch „wahnsinnig sinnlich im Output“.
Beide Ausstellungen werden am Samstag, 23. November, um 17 Uhr eröffnet. Ein Künstlergespräch mit Lara Kaiser findet am Sonntag, 8. Dezember, um 15 Uhr statt.
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