Mülheim. Es ist so weit, die Kunst kehrt zurück, das Team räumt ein. Das Mülheimer Museum wird mit einem Fest wiedereröffnet. Was bis dahin passiert.
In großen Lkw werden sie herangeschafft – die vielen Bilder, Grafiken, Objekte und Skulpturen, die während der Sanierung sechs Jahre lang an einem geheimen Ort versteckt waren. Im Erdgeschoss des Mülheimer Kunstmuseums stehen riesige Kisten aus Holz, die in diesem Tagen alle ausgepackt werden müssen. „Liegend lagern!“, steht auf einer, andere wurden hochkant hingestellt. Jede Kiste ist zudem mit einem Aufkleber versehen. Darauf entdeckt man einen Hinweis auf den Inhalt – zum Beispiel „Johannes Geccelli: ‚Ritzlich‘“ oder „Harald Schmitz-Schmelzer: ‚Eibe‘“.
13.000 Kunstwerke gilt es bis zur Wiedereröffnung am 25. Mai wieder einzusortieren, ins Magazin aufzunehmen, an die Wände zu hängen oder gut platziert aufzustellen. Die großen Schubladenschränke mit all den grafischen Arbeiten stehen schon wieder an ihrem angestammten Platz. „Das war kein so großer Aufwand. Die Blätter konnten ja in den Schubladen verbleiben, als sie damals ausgelagert wurden“, sagt Museumsleiterin Dr. Stefanie Kreuzer.
Vorsicht ist bei Beförderung von Kunstwerken oberstes Gebot
Viel mehr Arbeit machen da die großen und kleinen Gemälde, die aktuell in LKW herangekarrt werden – von einem großen Transportunternehmen übrigens, das speziell auch Kunsttransporte mit einschlägig geschultem Personal anbietet. Denn: Vorsicht ist geboten bei der Beförderung der empfindlichen und kostbaren Bilder. Sie müssen „gut ausgepolstert“ verpackt sein, damit Klimaveränderungen und Erschütterungen ihnen nichts anhaben können.
Ausgepackte Kunstwerke werden mit einer Karre im Haus herumgefahren und mit dem Aufzug ins 1. Obergeschoss transportiert. „Hier sind wir im Auge des Taifuns“, scherzt Stefanie Kreuzer. Denn hier ist richtig etwas los. Zwei Restauratorinnen aus Düsseldorf begutachten jedes angekommene Bild, eruieren mit Streiflichtlampe und Lupe, ob es durch Transport oder Zwischenlagerung Schaden genommen hat. „Wir gucken, ob es Flecken, Unebenheiten oder Kratzer gibt, die vorher nicht da waren“, erklären Bettina Grober und Jenny Trautwein. Dazu nutzen sei ein Tablet, auf dem ein Foto des Kunstwerks zu sehen ist, das vor der Auslagerung gemacht wurde. Die gute Nachricht: Bisher sind alle Bilder im Top-Zustand. Und das wird auch im Zustandsprotokoll festgehalten.
Neue Depotverwalterin führt Inventarlisten im Mülheimer Museum
Geprüfte Arbeiten werden von den vier Mitarbeitern der Transportfirma Schenker Art hinübergetragen ins Depot. Dort sitzt Francesca Facchini, die neue Depotverwalterin, gleicht die Inventarnummer ab und trägt ein, an welchem Ort das jeweilige Kunstwerk gelagert wird. Dann kann es beispielsweise an eine der vielen Stellagen gehängt werden. Diese verschiebbaren Wände sind dicht behängt mit Bildern, die gerade nicht in einer Ausstellung gezeigt werden. „Ich finde hier immer wieder Neues und Aufregendes. Das ist wie Weihnachten“, sagt die Museumsleiterin, die ja noch neu im Amt ist und noch nicht den ganzen Bestand des Hauses kennt. In Stellage Nummer 6 beispielsweise hängen gleich mehrere expressionistische Portraits des Mülheimer Malers Arthur Kaufmann. Noch passen alle Besitztümer ins Depot, bald aber wird es eng, man wird irgendwie ausbauen müssen.
Manch ein begutachtetes Bild wird aber auch schon in einen der Ausstellungsräume gestellt. Es sind die Exponate aus den Sammlungen oder auch ausgeliehene Arbeiten, die bei der großen Wiedereröffnungsausstellung gezeigt werden sollen. „Im Herzen wild“ wird sie heißen und am 25. Mai starten. „Das ganze Haus wird genutzt, wir wollen zeigen, was wir haben“, sagt Stefanie Kreuzer. In allen drei Etagen, auch in den Räumen, in denen eigentlich die Werke der Sammlung Ziegler beheimatet sind, werden dann ausgewählte Arbeiten aus der Städtischen Sammlung und der Sammlung Ziegler sowie aktuelle Werke zu sehen sein. Brücke, Bauhaus, Blauer Reiter, aber auch weitere Kunstrichtungen sind vertreten. Die Hängung erfolgt unter thematischen, meist „gesellschaftlich relevanten Fragestellungen“.
Ausstellungsräume im Mülheimer Museum sind farbiger geworden
Mehr zum Ausstellungskonzept will die Museumsleiterin jetzt noch nicht verraten. Was man aber schon sieht: Die Räume sind farbiger gestaltet als zuvor. „Das White-Cube-Konzept, also die Idee, dass Kunst in total weißen Räumen ausgestellt werden sollte, ist mittlerweile überholt“, sagt Stefanie Kreuzer. So entdeckt man im Museum schon Wände, die in Arktisblau, Primelgelb, Türkis oder Rosa gestrichen sind. Der ein oder andere Farbeimer steht noch daneben auf dem Boden. Dazwischen finden sich aber auch schon Exponate für die Eröffnungsschau - etwa vom Düsseldorfer Künstler Christoph Schellberg, vom Mülheimer Maler Matthias Meyer oder auch der Düsseldorferin Anys Reimann. „Wir wollen in der Eröffnungsausstellung auch explizit Künstlerinnen Sichtbarkeit verschaffen“, sagt die Museumsleiterin.
In einem Raum im zweiten Obergeschoss, wo die 2021 vom Förderverein des Museums angekauften Plakate von Joseph Beuys präsentiert werden sollen, ist eine raumhohe weiße Box errichtet worden. Darin werden Filme des Mülheimer Filmemachers Werner Nekes gezeigt. Ansonsten sind die Wände hier noch nackt, nur ein einsamer Wagen mit Werkzeug und Putzutensilien steht herum.
Großes Fest findet zur Wiedereröffung des Mülheimer Museums auf dem Synagogenplatz statt
Das kleine Team um Stefanie Kreuzer hat bis Ende April noch mit dem Auspacken, Aufstellen und Aufhängen der Kunst zu tun. Außerdem müssen alle Umzugskisten auch wieder abgeholt werden. Parallel zum Einräumen gilt es andere wichtige Dinge zu erledigen. So wurden unter anderem ein Zeitstrahl für eine Wand im Foyer sowie ein Videofilm produziert, die die Geschichte des Mülheimer Kunstmuseums aufzeigen.
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Zur Wiedereröffnung wird außerdem ein großes Stadtfest vorbereitet, das am Samstag, 25. Mai, ganztägig vor dem Museum in der Alten Post stattfinden soll. Die Wallstraße wird an diesem Tag für den Verkehr gesperrt. Dort wird eine Bühne stehen, auf der ein buntes Kulturprogramm für die unterschiedlichsten Zielgruppen geboten wird. Foodtrucks und Getränkewagen fahren auf dem Synagogenplatz vor, Tische und Bänke laden dort zum Verweilen ein. „Wir beziehen auch den Park neben dem Gebäude mit ein, hier werden unter anderem gemütliche Liegestühle stehen“, verrät Stefanie Kreuzer. Besucherinnen und Besucher dürfen die Kunsthistorikerinnen „löchern“, sie sollen auch miteinander ins Gespräch kommen – nicht nur über Kunst, auch über Gott und die Welt.
Führungen durch das Museumsgebäude und durch die Ausstellung „Im Herzen wild“ werden kostenlos angeboten. Außerdem soll es magische Führungen (inklusive Zauberkunst) geben. Mitmachaktionen in Sachen Kunst für Kinder und Erwachsene sind ebenfalls vorgesehen. Das Museumsteam „In der Alten Post“ bietet neben Ausstellungen nämlich viel mehr, dazu gehören auch Kunstkurse. „Unser Museum ist ein lebendiger Ort, das wollen wir an diesem Tag unbedingt vermitteln“, sagt die Museumsleiterin.
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