Mülheim. Sie sollte das Familienglück komplettieren, doch die griechische Hündin ist ein Sorgenfall. Hohe Tierarztkosten können ihre Halter nicht zahlen.

Schwanzwedelnd kommt Lyra auf den Besuch zu, streckt ihre Schnauze nach oben und möchte „Guten Tag“ schlecken. Dann aber verkrümelt sich die Hündin schnell wieder in eine Ecke und legt sich hin – recht untypisch für einen jungen Hund, der knapp ein Jahr alt ist. Umherzulaufen, auf den Beinen zu sein, das strengt das Tier sichtlich an. Ihrem Frauchen bricht es das Herz, den Hund so zu sehen.

Erst vor Kurzem ist Lyra ein zweites Mal operiert worden, auch am linken Hinterbein musste die Kniescheibe gerichtet werden. Und das wird noch nicht das Ende der Tierarzt-Odyssee des jungen Hundes sein. Weitere Operationen wegen Hüftdysplasie stehen ihm noch bevor. Das macht den Besitzern, der Familie Dinstuhl aus Dümpten, nicht nur Sorgen. Die vielen Tierarztbesuche und medizinischen Eingriffe verursachen auch immense Kosten. Geld, das die Dümptener Familie nicht hat. Dabei sollte die etwa ein Jahr alte Lyra, die über eine Tierschutzorganisation aus Griechenland nach Mülheim kam, das Familienglück komplettieren.

Hohe Tierarztkosten bringen Mülheimer Hundebesitzer an ihre Grenzen

Die einjährige Mischlingshündin Lyra, die bei Marina Dinstuhl und ihrer Familie in Mülheim-Dümpten lebt, musste bereits an beiden Hinterläufen operiert werden, weitere Operationen stehen noch bevor. Die Tierarztbesuche verursachen hohe Kosten für die Familie.
Die einjährige Mischlingshündin Lyra, die bei Marina Dinstuhl und ihrer Familie in Mülheim-Dümpten lebt, musste bereits an beiden Hinterläufen operiert werden, weitere Operationen stehen noch bevor. Die Tierarztbesuche verursachen hohe Kosten für die Familie. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Das Sparbuch ist längst geplündert, denn in diesem Jahr seien sie ohnehin finanziell gebeutelt, berichtet Marina Dinstuhl. Nicht nur die Heizung samt Warmwasserkessel hat den Geist aufgegeben, auch einige Kunden ihres Mannes, der als Dachdecker arbeitet, hätten ihre Rechnungen nicht beglichen, schildert die 44-Jährige, die selbst zurzeit auf Jobsuche ist. Dass nun auch noch Tierarztrechnungen mit vierstelligen Summen zu begleichen sind, stellt die Familie seit Monaten vor große Herausforderungen. „Urlaub gab‘s in diesem Jahr nicht. Ich war viel mit den Kindern zu Hause, weil mehr einfach nicht drin war“, blickt die zweifache Mutter zurück. Trotzdem stehe für sie außer Frage, dass sie ihrer Lyra helfen wollen, dem Fellbündel, das erst im Januar bei ihnen in Dümpten eingezogen war.

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Das Glück der vierköpfigen Familie schien perfekt durch die vierbeinige Verstärkung – bis die Mischlingshündin eines Tages anfing zu hinken. „Da hab ich noch gedacht, sie hat sich versprungen“, erzählt Marina Dinstuhl. Dem war nicht so, im Gegenteil: Durch die Hüftdysplasie und die kaputten Kniescheiben in den Hinterläufen hat die junge Hündin immense – und auch schmerzhafte – Beeinträchtigungen. Lyra länger leiden zu lassen, oder sie gar wieder abzugeben, das konnten und wollten die Dinstuhls nicht. Also starteten sie den Tierarztmarathon.

Mülheimer Hundehalterin: Tierkrankenversicherung zahlt nicht

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„Und ich dachte anfangs noch, wir seien gut vorbereitet, denn ich hatte mich tagelang, bevor Lyra bei uns eingezogen ist, mit dem Thema Tierkrankenversicherung befasst und schließlich auch eine abgeschlossen, sogar in der Maxi-Version“, schildert dir Dümptenerin. Bloß: Die Versicherung, für die Familie monatlich 50 Euro zahlt, kommt für die Kosten aktuell nicht auf. Die Mülheimer Hundehalterin erklärt: „Die Versicherung weist alles zurück, da bei Hüftgelenksdysplasie eine besondere Wartezeit von 18 Monaten gilt, und Voraussetzung ist, dass diese Krankheit in den ersten 18 Monaten nicht diagnostiziert wurde.“

Hündin Lyra und Sohn Jona haben ein besonders enges Band, beschreibt die Mülheimer Hundehalterin.
Hündin Lyra und Sohn Jona haben ein besonders enges Band, beschreibt die Mülheimer Hundehalterin. © Dinstuhl | Dinstuhl

Ihr Tier aber, von einer Tierschutzorganisation aus Griechenland gerettet, brachte diese Erkrankungen bereits mit. „Bis jetzt hat die Kniegelenkverletzung rechts 1906,17 Euro gekostet, kürzlich ist die zweite Kniescheibe operiert worden: 1322,63 Euro. Ein Verbandswechsel koste 115 Euro“, rechnet die Hundehalterin vor. Allein die Tierarztkosten vor der ersten OP hatten sich zudem schon auf 1500 Euro belaufen, berichtet sie.

„Urlaub gab‘s in diesem Jahr nicht. Ich war viel mit den Kindern zu Hause, weil mehr einfach nicht drin war““

Marina Dinstuhl

Angesichts ihrer finanziellen Nöte und der Aussicht auf weitere tiermedizinische Behandlungen hatte sich Marina Dinstuhl im Sommer dazu entschlossen, eine Spendenaktion auf der Internetplattform „gofundme“ ins Leben zu rufen. „Zuerst hab ich gedacht: Das kannst du nicht machen. Aber wir haben nichts zu verlieren.“ Dort sammelt sie Geld, um die Rechnungen für ihren Hund begleichen zu können. Angesetzt ist der Zielbetrag mit 8000 Euro, alle Operationen zusammen könnten sich auch auf 10.000 Euro belaufen. „Aber wir zahlen auch etwas selbst.“

Mülheimer Familie war wegen ihrer kranken Hündin zu Gast bei „Stern TV“

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Einen monetären Aufschwung hatte kürzlich ein Fernsehauftritt der Dümptener Familie bei „Stern TV“ gebracht. Das Fernsehformat war auf das Schicksal der Mülheimer Familie aufmerksam geworden, hatte bei ihnen zu Hause gedreht und die Eltern Marina und Jens schließlich zur Live-Sendung nach Hürth eingeladen, als es um das Thema „Haustiere in Deutschland - geliebt & gequält“ ging. Dort schilderten die Mülheimer Lyras Leidensweg und trafen im Studio etwa auf Hunde-Flüsterer Martin Rütter und Moderator Steffen Hallaschka. „Mit dem Herrn Hallaschka haben wir später noch ein paar Worte gewechselt.“ Die Hilfsbereitschaft, die nicht erst seit der Fernsehsendung auf sie einströmt, machen Marina Dinstuhl und ihre Familie mehr als dankbar.

Tochter Dinstuhl und Hündin Lyra sind ein Herz und eine Seele.
Tochter Dinstuhl und Hündin Lyra sind ein Herz und eine Seele. © Dinstuhl | Dinstuhl

Denn Lyra gelingt ein kleines Wunder innerhalb der Familie, das hat sich im Laufe der Monate erwiesen: Sohn Jona, neun Jahre alt, sei sozial auffällig, könne seine Gefühle nicht kontrollieren und platze oft mit seiner Wut heraus, sei deshalb bereits bei einer Therapeutin. Zu Hause aber, wenn Lyra dabei ist, verhalte sich der Junge ganz anders, werde ruhig und lasse sich vom Gleichmut des Hundes anstecken, schildert seine Mutter: „Die beiden haben ein besonders dickes Band.“

Dass Lyra ein nicht mehr wegzudenkender Teil ihrer Familie geworden ist, daran lässt sie keinen Zweifel. Deshalb wollen sie auch nichts unversucht lassen, damit‘s der jungen Hündin, die mit ihrer Schwester als Welpe auf der Straße in Griechenland gefunden worden war, so gut wie eben möglich geht. Klar ist für die Dümptener Familie: Lyra steckt trotz allem voller Lebensfreude, „sie ist ein richtiges Kämpferherz“.

Hohe Spendenbereitschaft für kranken Mülheimer Hund

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Kaum glauben kann die Familie, dass ihr Spendenziel jetzt erreicht ist: Stolze 8015 Euro sind über die Internetplattform zusammengekommen. „Da war jemand sehr großzügig“, spielt die Hundehalterin nicht nur auf eine Einzelüberweisung in Höhe von 1350 Euro an. Mithilfe der Spenden in vierstelliger Höhe ist es den Dinstuhls nun möglich, Lyra umfassend operieren zu lassen. „Wir sind zu Tränen gerührt“, sagt Lyras Frauchen, die die Spendenaktion am vergangenen Wochenende inaktiv gestellt hat, denn: „Es wäre nicht fair, noch mehr Spenden zu sammeln.“

Nun blickt die Familie nach vorne, zumindest die finanziellen Sorgen sind ihr fürs Erste genommen. Jetzt geben sie alles für Lyras Gesundheit: „Mitte November wird besprochen, wann die dritte OP durchgeführt werden kann.“

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