Mülheim. Die Kölner Straße ist eine der am meisten befahrenen Straßen Mülheims. Früher waren dort Bauern unterwegs. Ein Rückblick mit historischen Fotos.
Sie führt über gut fünf Kilometer, ist zum Teil vier-, zum Teil zweispurig und führt vom Saarner Ortskern bis zur Selbecker Stadtgrenze. Sie ist eine von 1074 Mülheimer Straßen und als Tangente im Mülheimer Süden eine der das Stadtbild prägenden Straßen.
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Folgt man der städtischen Verkehrszählung, so ist der Abschnitt zwischen Straßburger und Luxemburger Allee mit täglich mehr als 25.000 Fahrzeugen der am stärksten befahrene Teil der Kölner Straße. Aber auch der, laut Verkehrszählung, am wenigsten befahrene Teil der Kölner Straße wird täglich, zwischen Markenstraße und Mühlenbergheide von mehr als 16.000 Fahrzeugen passiert.
Mülheimer Kloster war Begegnungsstätte
Die ältesten Fachwerkhäuser, die heute noch an der Kölner Straße stehen und zum Teil noch aus dem späten 18. Jahrhundert stammen, standen noch in einer dörflichen und bäuerlichen Landschaft, deren Mittelpunkt das 1214 gegründete und 1808 aufgelöste Zisterzienserinnenkloster war, das seit 1990 als Bürgerbegegnungsstätte, als Gemeindezentrum und als Wohnraum genutzt wird.
Auch, als das Kloster Saarn im Laufe des 19. Jahrhunderts erst zur Gewehr- und dann zur Tapetenfabrik und Selbeck von 1844 bis 1907 zum Erzbergwerksdorf wurde, in dem seit 1892 die Theresienkirche steht, konnte man von der heutigen Massenmobilität auf der Kölner Straße, inklusive der seit Ende der 1950er Jahre bundesweit bekannten Caravan-Meile noch nichts ahnen.
Kölner Straße in Mülheim hieß einst Düsseldorfer Chaussee
In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts, als an der Kölner Straße die Klostermarktschule und das Haus Engelbert der Theodor-Fliedner-Stiftung errichtet wurden, war von autogerechter Stadtplanung noch keine Rede. Apropos Stadt: Saarn wurde erst 1904 und Selbeck erst 1929 zum Mülheimer Stadtteil. Davor war Saarn Teil der Landbürgermeisterei Broich und Selbeck Teil der Bürgermeisterei Mintard. Damals hieß die Kölner Straße noch Düsseldorfer Straße und ab 1914 Düsseldorfer Chaussee. Sie wurde noch von bäuerlichen und handwerklichen Fuhrwerken in Richtung Ratingen, Düsseldorf und Köln befahren.
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Und weil sich nicht nur die Fuhrleute, sondern auch die Selbecker Bergleute immer wieder stärken mussten, um Leib und Seele zusammenhalten, entstanden entlang der heutigen Kölner Straße zahlreiche Gasthäuser. Heimatforscher Bernd Simmerock nennt zum Beispiel die Gaststätten „Lücker“, „Wilhelm Schwarz“, „Walter Josef“, „Buchkremer“, „Zum kühlen Ort“, „Zuhr Kuhle“, „Kehrmann“, „Zur alten Grenze“ und „Zur Zeche Selbeck“.
Mülheim bekommt mit der Kölner Straße eine B1
Zwei Jahre, nachdem sie ihren heutigen Namen bekommen hatte, wurde die Kölner Straße autogerecht zur Bundesstraße 1 ausgebaut. Diesem Ausbau musste einige Häuser am Klostermarkt und der nördliche Teil des klösterlichen Wirtschaftsgebäudes weichen. Zeitgleich wurde die Mendener Brücke errichtet, die zwischen 1938 und 1945 den Namen Hermann Görings tragen sollte. 1960 wurde sie, zeitgleich zur ausgebauten Kölner Straße, unter ihrem heutigen Namen für den Verkehr wieder freigegeben.
Heute wissen wir, dass der Ausbau der Kölner Straße im Jahr 1938 Teil einer infrastrukturellen Aufrüstung im Rahmen der Kriegspolitik Hitlers war. Dem Vorkriegsausbau sollte in den 1950er- und 1960er-Jahren ein von Bund und Land geförderter Nachkriegsausbau der Kölner Straße und der Straßburger folgen, dem auch alte Fachwerkhäuser und die Villa des Garnfabrikanten Wilke weichen mussten. In der Lokalpresse dieser Jahre, in denen die autogerechte Stadtplanung als Spitze des Fortschritts angesehen wurde, kann man nachlesen, „dass Fußgänger kürzertreten“ und „gefährliche Engpässe verschwinden müssen“, um „das letzte Hemmnis für eine großzügig moderne Verkehrsregelung an einem der wichtigsten Saarner Knotenpunkte zu beseitigen.
Mülheim-Saarn: Kölner Straße wandelt sich zur Verkehrsachse
Und weil im wiederaufgebauten Wirtschaftswunder-Deutschland auch für immer mehr Mülheimer Autofahrer galt: „Freie Fahrt für freie Bürger“, setzte man in den 1960er Jahren die Höchstgeschwindigkeit an der Kölner Straße von ursprünglich 30 und 50 km/h auf jetzt 70 km/h herauf. Der Philosophie der modernen autogerechten Stadt folgte man auch 1968, als die bis dahin am Klostermarkt endende Straßenbahnlinie zugunsten des Omnibusverkehrs eingestellt wurde.
Auch jenseits ihrer mehrspurigen Fahrbahnen veränderte sich die Kölner Straße in einer Zeit, in der Denkmalschutz bis in die 1970er Jahre hinein noch Thema war. Erst in den 1980er und 1990er Jahren drehte sich der Wind. Die Kölner Straße erhielt neue und besser beleuchte Geh- und Radwege, während die angrenzende Düsseldorfer Straße zum neuen/alten Dorfkern und die Klosteranlage restauriert wurde.
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