Mülheim. Ein Mülheimer Traditionsgeschäft feiert 100. Geburtstag. Die dritte Generation blickt zurück: „Ich hab‘ zwei Mark pro Reifen bekommen.“

Markus Sebold ist Zweiradmechaniker-Meister und bietet in seinem Geschäft auf der Duisburger Straße Fahrräder, Pedelecs und das dazu passende Zubehör an. Einer der Schwerpunkte liegt auf der Werkstatt. „Außer mir haben wir einen weiteren Verkäufer und zudem vier Mechaniker in unserer hauseigenen Werkstatt.“ Den schönen Altbau, in dem sich das Geschäft seit nunmehr einem vollen Jahrhundert befindet, baute sein Urgroßvater Adolf 1903. Vor 100 Jahren eröffnete dann die nächste Generation, Großvater Karl, das Geschäft.

„Nachdem mein Urgroßvater früh gestorben war, musste seine Frau irgendwie sich und die vier Kinder durchbringen“, erklärt Markus Sebold. „Sie eröffnete auf der einen Seite des Erdgeschosses ein kleines Lebensmittelgeschäft. Mein Großvater eröffnete dann 1924 direkt daneben im selben Haus das noch heute bestehende Fahrradgeschäft.“

Karl Sebold (rechts im Bild) eröffnete 1924 das Geschäft, bis heute ist der Standort geblieben.
Karl Sebold (rechts im Bild) eröffnete 1924 das Geschäft, bis heute ist der Standort geblieben. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Mülheimer Unternehmer stieg als vierte Generation ein

Markus Sebolds Vater Karl-Heinz machte zunächst eine Schlosser-Lehre bei der Bahn, entschied sich dann aber doch, den Familienbetrieb weiterzuführen. Der heutige Chef wuchs dementsprechend im elterlichen Geschäft auf, über dem die Familie auch wohnte. Seine Eltern leben noch heute im Haus.

Obwohl er sich zu Beginn durchaus auch einen anderen Berufsweg vorstellen konnte, entschied sich Markus Sebold für die Lehre zum Zweiradmechaniker im elterlichen Betrieb und stieg 1982 im Alter von 16 Jahren ein. „Als ich damals mein erstes Mofa hatte, wollte ich gerne einen bestimmten Helm haben“, erinnert er sich. Sein Vater, der das Angebot des Geschäfts damals um Mofas und dazu passendes Zubehör erweitert hatte, bot diesen Helm im Geschäft an.

Inhaber Markus Sebold (58) betreibt das gleichnamige Fachgeschäft. Im selben Ladenlokal hatte vor 100 Jahren Sebolds Großvater Karl das Unternehmen gegründet.
Inhaber Markus Sebold (58) betreibt das gleichnamige Fachgeschäft. Im selben Ladenlokal hatte vor 100 Jahren Sebolds Großvater Karl das Unternehmen gegründet. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Markus Sebold jobbte schon als Jugendlicher im elterlichen Betrieb

„Ich werde das nie vergessen. Der Helm kostete 99 Mark“, so Markus Sebold. Sein Vater bot ihm an, den Gegenwert des Helms durch das Einspeichen von Fahrrad-Laufrädern zu verdienen. Über einen Zeitraum von mehreren Wochen speichte Teenager Markus Rad um Rad ein, bis der ersehnte Helm verdient war. „Ich weiß noch – ich hab‘ zwei Mark pro Reifen bekommen.“ Die Aktion hatte gleich drei positive Effekte. Markus Sebold hatte den Helm, den er sich so sehr gewünscht hatte. Er hielt ihn lange in Ehren, weil er wusste, wie hart er ihn sich erarbeitet hatte, und der Teil seiner Gesellenprüfung, in der er ein Fahrrad-Laufrad einspeichen musste, stellte für ihn nun wirklich kein Problem mehr dar.

Im Anschluss machte er 1991 seinen Meister. „Ich hätte auch studieren können.“ Ingenieurwesen habe ihn schon interessiert – er blieb dann aber doch im Familienbetrieb und übernahm ihn 2005 von seinem Vater, als der in Rente ging. 2011 verschwanden Mofas und Motorroller aus dem Programm. „Die Zeit der Mofas begann in den Fünfziger Jahren und dauerte bis in die Achtziger“, erläutert Markus Sebold. Heute seien Pedelecs, also Fahrräder mit elektrischem Unterstützungsmotor und einer Höchstgeschwindigkeit von 25 Kilometern pro Stunde und der Werkstattbetrieb die Stützen des Geschäfts. „Unsere Werkstatt ist sehr gut ausgelastet“, fasst er den derzeitigen Andrang zusammen.

Inhaber Markus Sebold (58, vorne) mit seinen Mitarbeitern Sebastian Czakaon, Stefan Holtbernd und Theo Törner (v.l.). Sie gehören zum aktuellen Team.
Inhaber Markus Sebold (58, vorne) mit seinen Mitarbeitern Sebastian Czakaon, Stefan Holtbernd und Theo Törner (v.l.). Sie gehören zum aktuellen Team. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Zweirad Sebold besteht nun seit einem vollen Jahrhundert als familiengeführter Meister-Betrieb in dritter Generation und das soll gefeiert werden. Am Samstag, 31. August, wird es in dem Altbau an der Duisburger Straße 147 in der Zeit von neun bis 16 Uhr Sonderangebote und Rabatte, die Möglichkeit zu Testfahrten, ein Glücksrad mit der Verkehrswacht, Pannenkurse und natürlich Speisen und Getränke geben.

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