Mülheim. Wer eine Schwäche für Gerstensaft hat, für den ist die Bierbörse in Mülheim der richtige Ort. Noch bis Sonntag läuft das Event nahe der Ruhr.
Bier. Überall. Aus vieler Herren Länder. Wer sich hinsichtlich seiner Vorliebe in Sachen Gerstensaft unsicher ist, ist auf der Mülheimer Bierbörse richtig. Wir waren da, haben uns umgesehen und verkostet.
Auf der Wiese zwischen Stadthalle und Ruhr steht ein Getränkewagen mit Cocktails in zentraler Position. Angesichts des Namens der Veranstaltung ist das ein wenig überraschend. Denny steht hinter dem Tresen und weist die Behauptung, bei dieser Veranstaltung fehl am Platze zu sein, weit von sich. „Wir sind die Alternative für die Leute, die kein Bier trinken“, lacht er – und diese Leute sind durchaus vorhanden. Ellen hat sich bei Denny gerade einen Cocktail bestellt. „Ich trinke auch gerne Bier, aber Cocktails mag ich lieber.“
Mülheimer Bierbörse: Biere aus Polen, Tschechien, Österreich, Spanien oder Bayern
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Obgleich die Veranstaltung gerade erst begonnen hat – sie erstreckt sich von Freitag bis Sonntag – ist der Platz sehr gut gefüllt. Über das ganze Gelände sind zahlreiche Getränkewagen mit Bieren aus zahlreichen Ländern verteilt. Über das gesamte Areal sind Stehtische verteilt. Selbstverständlich gibt es auch Speisen und nicht-alkoholische Getränke. Wie der Name schon sagt, spielt aber Bier die Hauptrolle. Es gibt Sorten aus Polen, Tschechien, Österreich, Spanien, Bayern, der Lausitz oder auch dem Erzgebirge.
Bei unserer Verkostung starten wir mit einem Gast aus Litauen, einem Lager der Marke Rinkuskiai – und sind überrascht. Es ist kein großer Geschmacksunterschied zu zahlreichen heimischen Bieren zu erkennen. Urteil: Kann man sehr gut trinken. Nachdem der baltische Gerstensaft vertilgt ist, lädt ein unweiter, kroatisch bestückter Getränkewagen zur Fortsetzung ein. Hier hat man die Wahl zwischen zwei Sorten – die eine nach Aussage der Gerstensaft-Fachkraft eher herb, während die zweite als „süffig“ bezeichnet wird, was auch immer das bedeuten soll, denn es ist das Attribut, was einem hier eigentlich überall und in Bezug auf nahezu jedes Bier entgegenschallt.
Das kroatische Bier erinnert Mülheimer Besucherin an die Jugendfreizeit in den 80er Jahren
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Es fällt ebenfalls auf, dass beinahe alle hier angebotenen ausländischen Biere einen, wenn auch nur geringfügig, so doch höheren Alkoholgehalt aufweisen, als die deutschen Biere. Von den zwei anwesenden kroatischen Sorten ist die eher herbe bereits bekannt, so dass die Wahl auf die „süffige“ fällt. Das Ozujsko schmeckt ein wenig süßlich und nicht so herb, wie ein deutsches Bier. Es ist wohl diese Geschmackskombination, die als „süffig“ bezeichnet wird. Tanja, die inmitten des Gewusels auf Freunde wartet, hat sich für das eher herbe kroatische Karlovacko entschieden und einen ungewöhnlichen Grund. „Ich wollte mal gucken, ob das noch so schmeckt, wie früher“ - 1986 war sie mit der Katholischen Jungen Gemeinde (KJG) in Jugoslawien. Ja, es schmeckt noch so.
Vom beliebten Urlaubsland für deutsche Reisende geht es auf unserer hopfigen Reise abschließend in ein Nachbarland. Wenig überraschend kommt das „Zillertaler Märzen“ aus Österreich. Wie die Fachkraft hinter dem Tresen verlauten lässt, verweist der Begriff „Märzen“ keineswegs auf eine bestimmte Brau-Art, sondern vielmehr auf die Tatsache, dass ein „Märzen“ in der Regel für gewisse Anlässe wie Volksfeste gebraut wurde. „Es schmeckt wie ein Helles. Süffig!“ Auch in diesem Fall prallt eine gewisse Süße und mangelnder herber „Biss“ an den Gaumen, was für hiesige Biertrinkende wohl eher ungewöhnlich ist. Vielleicht bedeutet „süffig“ auch einfach „für Menschen, die eigentlich kein Bier mögen“.
Bier ist auf dem Open-Air-Event etwas teurer als in der Gastronomie
Die Preise für die verschiedenen Biere variieren und rangieren – erwartbar – ein wenig über dem, was man in einem der gastronomischen Betriebe am gegenüberliegenden Ruhr-Ufer auf den Tisch legen muss. Das Ambiente, die Stimmung, das Wetter und der erhöhte Aufwand für die teils von weit her angereisten Gastronominnen und Gastronomen rechtfertigen das.
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Sabine und Victor genießen auf einer der zahlreichen Bierbänke recht verschiedenes Nass. Victor trinkt ein spanisches San Miguel. „Ich bin Spanier“, erklärt er. „Wenn ich hier bin, trinke ich immer nur San Miguel.“ Die ihm gegenübersitzende Sabine erklärt: „Wir waren bisher jedes Jahr hier.“ Sie wagt sich an ungleich Exotischeres. In einem bauchigen Glas wabert Dunkelrotes – ein belgisches Kirsch-Bier. „Ja, schmeckt gut“, sagt die Liebhaberin belgischen Kirsch-Bieres – und man ist versucht, ihr zu glauben.
Besucher der Mülheimer Bierbörse sind schon Stammgäste
Direkt neben Victor sitzt eine weitere Sabine. Die ist allerdings mit Michael hier. Die beiden sind extra aus Duisburg angereist. Diese Sabine probiert ein Hohenthanner und ihr Michael ein Tegernseer Hell – beide Biere aus dem fernen Bayern. „Das Wetter ist gut und Bier ist reichlich vorhanden“, fasst Michael zusammen. Die Zwei aus der Nachbarschaft sind zufrieden.
Kirsch-Bier war Alex, Jola und Ina noch nicht experimentell genug. Sie haben ein Bananen-Weizen vor sich stehen. „Wir trinken das, um uns an die Fußball-WM 2006 zu erinnern“, erklärt Alex. Das gilt allerdings nur für seine Frau Jola und ihn. Die Beiden hatten damals den Sieg der deutschen Nationalmannschaft gegen Argentinien im Frankys auf der Schleuseninsel verfolgt – und dabei halt Bananen-Weizen getrunken.
Ina hat sich lediglich ein wenig mitreißen lassen. Ihr Freund Martin, der mit den Dreien am Stehtisch – nun ja, wenig überraschend – steht, trinkt ein Lausitzer Porter. „Das stand ganz oben auf der Getränke-Liste und ich kannte es noch nicht.“ Auch das ist bei der Mülheimer Bierbörse ein legitimer Auswahlgrund. Die Gesamtmenge ist ohnehin auch beim besten Willen nicht zu bewältigen.
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