Mülheim. Frauen mit Kindern, die nach einer gescheiterten Beziehung zurückbleiben, haben es oft sehr schwer, ein Zuhause zu finden und sind verzweifelt.

Tiefe Lebenskrisen machen diese Frauen durch, haben ihren Mann verloren und nicht selten auch noch ihre wirtschaftliche Existenz. Wenn die Partnerschaft zerbrochen ist und Mütter als Alleinerziehende zurückbleiben, stehen nicht wenige vor dem nächsten Problem: Eine Wohnung muss her. Doch weil der Wohnungsmarkt in Mülheim wie leergefegt erscheint, finden viele Frauen mit Kindern partout keine geeignete Bleibe. Mit ihren Sorgen landen sie dann bei der Anlaufstelle für Alleinerziehende. Dort hofft man auf ein kleines Wunder in Gestalt von verständnisvollen Vermietern.

Seit ihr Mann im Oktober gestorben ist, ist sie alleine mit drei Kindern, von denen zwei eine körperliche Behinderung haben. Als ihr Vermieter ihr dann auch noch die Wohnung kündigt, bleibt der dreifachen Mutter keine andere Wahl, als mit ihren Kindern in eine Ein-Zimmer-Wohnung zu ziehen. Es sollte für den Übergang sein. Doch dort sitzt die Mülheimerin immer noch. Denn eine ausreichend große und zudem bezahlbare Wohnung zu finden, gestaltet sich für sie mehr als schwierig. Die Frau, die anonym bleiben möchte, sucht Hilfe bei der Anlaufstelle für Alleinerziehende, die am Rathausmarkt sitzt.

Alleinerziehende aus Mülheim: Erbitterte Suche nach einer passenden Wohnung

Mit ihren Sorgen, gar der Verzweiflung darüber, kein geeignetes Zuhause für ihre Kinder und sich finden zu können, ist die Enddreißigerin keineswegs alleine. In den vergangenen anderthalb Jahren hat die Anlaufstelle für Alleinerziehende nach Auskunft der dortigen Beraterin Belma Idrizi 34 Frauen und ihre Kinder betreut, die dringend eine Wohnung suchten. „Alleine in den vergangenen zwei Wochen hatte ich vier solcher Fälle“, skizziert Idrizi die Brisanz. Um ihren Klientinnen aus dieser Misere herauszuhelfen, hat Belma Idrizi schon alle Hebel in Bewegung gesetzt - allein: bislang vergebens.

„Weder beim SWB noch beim MWB gibt es derzeit passende Wohnungen“, sagt die Beraterin nach ihren Bemühungen. Von den Wohnungsbauunternehmen habe sie erfahren, dass der Markt auch deshalb so eng sei, weil deutlich weniger Wohnungswechsel stattfänden. „Leute nehmen es lieber hin, in ihren Wohnungen zu bleiben und zu akzeptieren, dass diese Wohnung nicht mehr für sie geeignet ist, als dass sie angesichts des leergefegten Wohnungsmarktes wechseln würden.“ Auch die Zentrale Wohnungsfachstelle zur Vermeidung von Wohnungsverlusten der Stadt wüsste derzeit keine Abhilfe und die Wohnungen, die eine Pfarrerin hätte vermitteln können, seien nicht geeignet gewesen für Alleinerziehende, bedauert Belma Idrizi.

Vermieter kündigt Mülheimer Witwe mit drei Kindern ihre Wohnung

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Auch die Witwe wäre liebend gerne mit ihren sieben, zwölf und 14 Jahre alten Kindern in ihrer Wohnung geblieben - schon alleine, damit die Kinder den plötzlichen Tod ihres Vaters in der angestammten Umgebung hätten verarbeiten können. „Doch der Vermieter hat sie rausgedrängt“, hat Beraterin Idrizi in den Gesprächen erfahren. „Irgendwann hatte sie keine Kraft mehr und hat dem Druck des Vermieters nachgegeben, ohne sich vorher beraten zu lassen.“ Nun hocke sie mit ihren Kindern in der Ein-Raum-Wohnung, die noch nicht mal in Mülheim liege, wo aber die Kinder zur Schule gingen und ihr gesamtes Umfeld hätten. Ihre Zukunft? Ungewiss.

Belma Idrizi von der Anlaufstelle für Alleinerziehende in Mülheim berichtet von massiven Problemen Alleinerziehender, die keine passenden Wohnungen finden.
Belma Idrizi von der Anlaufstelle für Alleinerziehende in Mülheim berichtet von massiven Problemen Alleinerziehender, die keine passenden Wohnungen finden. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Eine andere Klientin von Belma Idrizi ist nun mit ihrer vierjährigen Tochter alleine, nachdem ihr Partner sie verlassen hat und ausgezogen ist. Auch ihr hat die Vermieterin daraufhin ihre Wohnung gekündigt. „Dabei sind sie vorher gut miteinander ausgekommen, haben zusammen Kaffee getrunken und füreinander gekocht“, erzählt die Mitarbeiterin der Anlaufstelle nach vielen Gesprächen mit ihrer Klientin. Noch sei die Mutter mit ihrer kleinen Tochter in der Wohnung, solle aber zum 1. August ausziehen. „Erst letzte Tage hat die Vermieterin wohl wieder an ihre Tür geklopft, mit den Worten, dass sie Anfang August raus sein muss“, berichtet Idrizi. „Aus lauter Verzweiflung wollte die Frau jetzt schon eine 30 Quadratmeter große Wohnung für sich und ihr Kind annehmen.“

Mülheimer Beraterin: „Die Situation ist auch für die Kinder mehr als schwierig“

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Bei allem - darauf weist Belma Idrizi mehrmals hin - hingen schließlich auch die Kinder dran: „Für sie wird die ganze Situation nach der Trennung ihrer Eltern oder gar nach dem Tod des Vaters durch die vertrackte Wohnungssuche auch nicht leichter.“ Und die Mütter? „Die sind meistens total überfordert mit der Situation“, so Idrizzi, die zusammen mit ihrer Kollegin Frauen darin unterstützt, in solchen Lebenslagen Hilfe zu bekommen.

Immobilienbesitzer, die alleinerziehenden Frauen eine Wohnung vermieten möchten, können sich bei der Anlaufstelle für Alleinerziehende melden: Désirée Növermann (0208 455 1547) und Belma Idrizi (0208 455 1548), alleinerziehend@muelheim-ruhr.de, stellen dann den Kontakt her.

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