Mülheim. Die Stadt will den ZUE-Mietvertrag mit dem Land nicht verlängern, im Sommer 2025 läuft er aus. Wie Anwohner reagieren, was sie sich wünschen.
Über den „Nachbarschaftsfunk“ hat sich die Botschaft schnell verbreitet: Die Stadt zieht ihr Vetorecht und stellt damit sicher, dass es für die Zentrale Unterbringungseinrichtung an der Parsevalstraße keine Verlängerung gibt. Bereits zu Beginn der umstrittenen Unterkunft, als es bloße Pläne gab, hatten Anwohner in Sprechstunden immer wieder auf diese Vertragsoption gepocht. Sowohl Oberbürgermeister Marc Buchholz als auch Regierungspräsident Thomas Schürmann hatten mehrfach zugesichert, dass dieses garantiert wird - Letzterer zuletzt sogar schriftlich.
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„Es ist eine gute Entscheidung, das war mein erster Gedanke“, sagt ein unmittelbarer Anwohner der ZUE im Gespräch mit der Redaktion. Er möchte zu seinem Schutz anonym bleiben. „Eigentlich kann man so weit gehen zu sagen, das ist die einzig richtige Entscheidung.“ Der Familienvater lebt in einem der Neubauten an der Theo-Wüllenkämper-Straße und ist erleichtert, dass „der OB sein Versprechen eingelöst hat“. Natürlich, schränkt er ein: „Der Zeitpunkt vor der Wahl jetzt am Sonntag war schon geschickt lanciert. Aber das sage ich ihm bei der nächsten Sprechstunde hier gerne auch persönlich.“
Mülheimer wundert sich über Antwort der Bezirksregierung
Versöhnliche Worte - und das, nachdem es viel Ärger um die ZUE gegeben hatte. Beschwerden über Lärm im Gebäude und auf dem Hof, regelmäßige Einsätze von Polizei und Feuerwehr und nicht zuletzt auch politische Werbeaktionen von der AfD hatten die Bewohner der Straßenzüge unweit des Flughafens in Atem gehalten. „Es wäre schön, wenn das letzte Jahr jetzt geordnet über die Bühne geht“, gibt der Anwohner zu bedenken. Es bleibe zu hoffen, dass sowohl Stadt als auch Bezirksregierung nun, da ein offizielles Ablaufdatum nur noch vom ausstehenden Ratsbeschluss abhängt, weiterhin für die Belange der Nachbarschaft da seien. „Es hat mich schon überrascht, was die Bezirksregierung gesagt hat“, schildert der Anwohner. „Die Frage ist ja trotz allem: Was passiert ab Juli?“
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Mit dieser Frage scheint der junge Vater nicht allein zu sein. Eine weitere Anwohnerin, die auch lieber nicht öffentlich ihren Namen nennen will, hofft, dass man aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt habe. „Mit der Schließung der ZUE ist das Problem der mangelnden Integration nicht gelöst“, erklärt sie mit Blick auf die MWB-Wohnungen, die derzeit in Rekordtempo auf dem Gelände der alten Stadtgärtnerei entstehen und ab Sommer 2025 für Geflüchtete zur Verfügung stehen sollen. „Im Zweifel wird sonst ein Ghetto geschaffen.“
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Mit dem Versprechen gibt Mülheims OB Vertrauen zurück
Ein hartes Urteil, der Stachel sitzt offenbar noch tief. „Die Entscheidung gibt natürlich schon ein Stück Vertrauen zurück“, so die Anwohnerin. „Aber wir haben uns lange ziemlich unmündig gefühlt.“ Die vielen Befürchtungen, die sich aus ihrer Sicht bewahrheitet haben, sollten mehr eine Lehre, denn eine Anklage sein, findet sie. „Ich erkenne an, dass die Stadt in der Lage ist, Lösungen zu suchen und zu ihren Fehlern zu stehen.“
Vor allem aber ist es der Aspekt der Gewissheit, der für die Anwohnerschaft ob des eingesetzten Vetorechts im Vordergrund zu stehen scheint. „Es gibt uns eine gewisse Sicherheit“, erklärt ein weiterer Anwohner der Neubausiedlung. „Das Versprechen wird eingelöst und das schon früher als gedacht.“ Statt auf die Ratssitzung im August oder möglicherweise sogar im Oktober warten zu müssen, könnte das Ende des ZUE-Mietvertrages nun schon am 4. Juli besiegelt werden.
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Und dann? Noch ist unklar, wie es mit dem ehemaligen T-Systems-Bürogebäude weitergeht. Gerüchte ranken sich - von einer Umfunktionierung des großen Baus hin zu mehreren Wohneinheiten bis hin zu einem Abriss und der Entstehung einer Schwester-Siedlung derer an der Theo-Wüllenkämper-Straße. „Das wäre mir am liebsten“, sagt der junge Familienvater, der direkt angrenzend zur ZUE lebt. „Aus meiner Sicht würde das am besten passen.“
Für seine Nachbarin von schräg gegenüber dürfte es auch in Richtung Wohnnutzung gehen. „Vielleicht ein integratives Wohnprojekt“, sinniert sie. Jedenfalls würde sie sich den Teilrückbau des Gebäudeteils nutzen, der allzu dicht an die benachbarten Häuser grenzt. „Alles ein bisschen kleiner, ein bisschen ruhiger.“
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