Mülheim. Jetzt steht fest, wann erste Flüchtlinge in die neue Unterkunft in Mülheim-Raadt einziehen. Das Datum und einiges mehr erfuhren nun Besucher.
In Kürze werden die ersten Geflüchteten aus Mönchengladbach und Essen nach Mülheim-Raadt kommen und die neue Flüchtlingsunterkunft im alten T-Systems-Gebäude an der Parsevalstraße beziehen. Jetzt gewährte der Betreiber erste Einblicke in die ZUE, die Zentrale Unterbringungseinrichtung. Ein Rundgang zeigt, was die Geflüchteten erwartet.
Der 21. Juni soll der Stichtag sein, an dem die ersten Geflüchteten in das ehemalige Bürogebäude auf den Raadter Höhen einziehen werden. Danach wird es einen wochenweisen Einzug in die ZUE, die Zentrale Unterbringungseinrichtung, geben bis zur vollständigen Belegung mit bis zu 650 Flüchtlingen. Dieser Zeitplan wurde beim Rundgang durch die neue Unterkunft bekannt gegeben.
Leiter des Mülheimer Flüchtlingsheims: Probleme schnell in den Griff bekommen
Das Foyer des Flüchtlingsheims ist bereits gut gefüllt, als um kurz nach 10 Uhr Thomas Schürmann, Regierungspräsident des Regierungsbezirks Düsseldorf den Tag der offenen Tür im Flüchtlingsheim in Raadt eröffnet. Nach nur dreieinhalb Monaten Bauzeit ist das Haus nun fast fertig für den Einzug der ersten Geflüchteten. „Heute ist ein weiterer Step der Kommunikation“, so der Regierungspräsident. „Wir wollen wissen, wenn etwas nicht passt“, macht er mehr als einmal deutlich und betonte: „Wir haben ein gemeinsames Interesse, dass die Einrichtung bestmöglich funktioniert.“
Ein Interesse daran hat auch Andreas Stomps, der bislang Einrichtungsleiter in einem Flüchtlingsheim in Rheinberg war und nun diese Aufgabe in Raadt übernimmt. Er ist unter anderem für die notwendigen Strukturen und Hausregeln zuständig. Auch ihm ist wichtig, dass es immer ein offenes Ohr für die Ängste und Bedürfnisse beider Seiten gibt. „Ich habe Verständnis für die Belange der Anwohner“, so Stomps. „Wir wollen eventuelle Probleme gemeinsam und schnell in den Griff bekommen. Das können wir nur zusammen schaffen.“
ZUE in Raadt: Monatliche Treffen für offenen Austausch
Deshalb sei es für ihn grundlegend, dass die Anwohner Sorgen frühzeitig ansprechen. „Es wird Situationen geben, in denen wir uns intensiver unterhalten müssen – gerade am Anfang“, weiß er aus seiner Erfahrung in der Flüchtlingsunterkunft Rheinberg. Deshalb tritt er sowohl mit einer Bitte als auch einem Angebot an die Bürger: Einmal im Monat soll es ein Treffen geben für einen offenen Austausch.
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Auch wenn die Bezirksregierung zum Tag der offenen Tür in der ZUE eingeladen hat, ist es auch für Oberbürgermeister Marc Buchholz von Bedeutung, dass der neue Standort funktioniert. Er macht deutlich, dass es sich bei dieser Unterbringung um eine Vereinbarung auf Zeit handele. Der Vertrag zwischen der Bezirksregierung und dem Eigentümer der Immobilie beinhaltet, dass nach zwei Jahren entschieden wird, ob sie weitergeführt oder aufgelöst wird. Eine Verlängerung kann nicht gegen die Stadt fortgeführt werden, so der OB.
Buchholz betonte: „Die Stadtspitze mit der Politik hat einen Plan.“ Gemeint sind die Säulen des kommunalen Konzepts: Die Ergänzungsfläche Blücherstraße, bis zu 150 Wohnungen vom MWB und dem Neubauprojekt an der alten Stadtgärtnerei. Damit sei die Stadt gut vorbereitet und hofft, im Herbst 2025 das Flüchtlingsheim in Raadt nicht mehr zu benötigen. „Das Land hat im Juni die Förderrichtlinien verändert, so dass unser Modell gefördert werden kann“, bestätigt Sozialdezernentin Daniela Grobe. Bei dem Modell der Stadt handelt es sich um eine hybride Lösung. So sollen Wohnungen, die auf dem Areal der ehemaligen Stadtgärtnerei entstehen, sowohl für Geflüchtete, als auch als soziale Wohnungen genutzt werden können.
Wie sieht es in dem Flüchtlingsheim in Mülheim-Raadt aus?
Zunächst aber muss das alte Bürogebäude zwischen Parseval- und Zeppelinstraße als Unterkunft dienen. Die Führungen stoßen auf großes Interesse. Gegen 12 Uhr haben bereits über 200 Menschen daran teilgenommen. Bei dem Rundgang können alle Innenräume besichtigt werden. Die umfangreichen Baumaßnahmen sind größtenteils abgeschlossen: Der Brandschutz ist installiert, Fluchttürme gebaut, sanitäre Einrichtungen erstellt und jede Menge Bürozimmer in Wohnräume umgebaut.
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Die Zimmer sind hell und freundlich gestaltet, jedoch sind fast alle noch unmöbliert. Erst zwei der Räume wurden für den Tag der offenen Tür mit Etagenbetten, Tischen, Stühlen und Spinden eingerichtet. Die ersten Besucher hegen Zweifel, ob das alles in den nächsten Tagen aufgebaut werden kann. „Es gibt noch ein paar kleine Baustellen, aber ich bin zuversichtlich, dass wir das in der nächsten Woche schaffen“, versichert Einrichtungsleiter Stomps.
Zimmer in der neuen Flüchtlingsunterkunft erinnern Besucher an Bundeswehrzeit
Interessiert schauen die Besucher sich die Zimmer an. „Es erinnert an meine Bundeswehrzeit“, so ein Herr mittleren Alters. Das zeigt, dass es sich hier nicht um luxuriöse Unterkünfte handelt, sondern nur das Nötigste zur Verfügung gestellt wird. „Keiner kommt freiwillig hier her“, fügt seine Frau hinzu. Dennoch sei es gelungen, eine schöne Umgebung zu schaffen, in der Familien zusammen wohnen und sich erholen können.
In dem Heim gibt es eine Kantine, in der von einem Cateringunternehmen größtenteils frisch gekocht werden soll. Angeboten werden drei Mahlzeiten pro Tag. Da der Raum für alle Bewohner gleichzeitig zu klein wäre, wird man wahrscheinlich – zumindest während des Mittagessens – in verschiedenen Schichten essen, erfahren die Besucherinnen und Besucher.
Heim in Raadt hat auch Fitnessraum, Nähstube, Gebetsraum – und Sicherheitsdienst
Daneben gibt es viele Gemeinschaftsräume, wie einen Fitnessraum, eine Nähstube, einen Gebetsraum und Zimmer, in denen die Erstorientierungskurse – auch für Erwachsene – stattfinden können. Hier sollen erste Sprachübungen gemacht und ein Alltagscoaching bereitgestellt werden. Für Kinder wird es ein schulnahes Bildungsangebot geben, hieß es bei den Führungen.
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Im Vorfeld waren Stimmen von Anwohnenden laut geworden, die Sorge vor dem engen Zusammenleben mit geflüchteten Menschen geäußert haben. Nicht nur sie erfuhren am Tag der offenen Tür, dass rund um die Uhr ein Sicherheitsdienst an der ZUE eingesetzt sein wird. Außerdem sind Vertreter der Malteser als Ansprechpartner 24 Stunden am Tag vor Ort. Zudem soll es spezielle Arztsprechstunden geben, begleitet von multilingualen Krankenschwestern, die auch die Sanitätsstation betreuen.
Die Malteser sind dankbar für jeden, der helfen und ein Ehrenamt in der ZUE ausüben möchte. Auch Sachspenden wie Kleidung und Spielzeug werden noch benötigt. Interessenten und/oder Spender wenden sich an Diana Vierschilling, Betreuungsleiterin der Malteser: diana.vierschilling@malteser.org.