Mülheim. Sie arbeiten diskret und in besonderen Lebenssituationen: Welche Hilfe der sozialpsychiatrische Dienst in Mülheim bietet und wie man sie bekommt.

Wenn Florian Pawlowski an einer Tür klingelt, weiß er oft nicht, was ihn dahinter erwartet. Nur eines ist sicher: Es handelt sich um einen Menschen, der mit hoher Wahrscheinlichkeit Hilfe braucht. Florian Pawlowski ist einer von sechs Bezirkssozialarbeitern in Mülheim und Abteilungsleiter des sozialpsychiatrischen Dienstes.

Er wird gerufen, wenn sich Nachbarn, Angehörige oder Freunde Sorgen machen. Manchmal auch, wenn der Betroffene selbst spürt, dass er in einer akuten Krisensituation Hilfe braucht. Geholfen wird Menschen in psychiatrischen Ausnahmesituationen, auch im Zusammenhang mit Alkohol- oder Tabletten-, Spiel- oder Onlinesucht. An den sozialpsychiatrischen Dienst kann man sich aber auch wenden, wenn man an sich selbst oder Menschen in seinem Umfeld demenzielle Veränderungen bemerkt, oder generell Unterstützung bei der Vermittlung lebenspraktischer Hilfen braucht.

Es melden sich vermehrt erwachsene Mülheimer, die eine ADHS-Abklärung wollen

Die Bandbreite des Dienstes ist enorm. „In jüngster Zeit melden sich auch viele junge Erwachsene, die sich eine ADHS-Abklärung wünschen“, erklärt Maximilian Danker, Psychologe und stellvertretender Abteilungsleiter. In solchen Fällen findet zunächst eine Erstbetrachtung statt, bei Bedarf wird an weiterführende Stellen vermittelt. Zudem bestätigt Maximilian Danker, was seit der Corona-Pandemie oft zu hören ist: „Speziell junge Menschen gerieten in psychische Ausnahmesituationen.“ Wichtig zu wissen: Der sozialpsychiatrische Dienst kann erst ab dem vollendeten 18. Lebensjahr tätig werden.

Das Team vom Sozialpsychiatrischen Dienst (v.l.): Sengül Keskin-Görüryilmaz, Claudia Peitzer, Alice Indahl, Samantha Majkowski, Maximilian Danka, Jennifer Voigt, Dezernentin Daniela Grobe, Florian Pawlowski und Frithjof Fedtke.
Das Team vom Sozialpsychiatrischen Dienst (v.l.): Sengül Keskin-Görüryilmaz, Claudia Peitzer, Alice Indahl, Samantha Majkowski, Maximilian Danka, Jennifer Voigt, Dezernentin Daniela Grobe, Florian Pawlowski und Frithjof Fedtke. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

So gewichtig die Arbeit des sozialpsychiatrischen Dienstes ist, so diskret läuft sie ab. „Wir unterliegen der Schweigepflicht. Niemand, der sich an uns wendet, muss sich schämen oder Sorgen machen, dass wir Informationen weitergeben, beispielsweise ans Jobcenter“, sagt Florian Pawlowski.

Wer gegen seinen Willen eingewiesen wird, bekommt ein Hilfsangebot

Ein weiterer Bereich, in dem die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter tätig werden: Wenn jemand gegen seinen Willen in eine Psychiatrie eingewiesen wurde, bekommt er oder sie nach der Entlassung ein Gesprächsangebot. Auf Wunsch helfen die Sozialarbeiter beim Einfinden in das Leben nach der Klinikzeit. „In der Klinik ist der Alltag stark durchgetaktet. Zurück zu Hause besteht die Gefahr, dass man in alte Muster zurückfällt“, beschreibt Florian Pawlowski und der Leiter des Gesundheitsamtes, Dr. Frank Pisani, ergänzt: „Wir möchten den Drehtüreffekt vermeiden.“

Das geschieht etwa, indem sie den Menschen übergangsweise psychologisch begleiten, bis ein Platz bei einem Psychiater oder Psychotherapeuten frei ist. Es kann aber auch heißen, für die Organisation des Haushalts Hilfen zu vermitteln. Apropos ambulante Therapie: Die Mitarbeiter des sozialpsychiatrischen Dienstes haben einen guten Überblick über die psychotherapeutische Versorgung. „Patienten warten ein halbes Jahr und länger auf einen Termin beim Psychotherapeuten“, erklärt Maximilian Danker. Frank Pisani ergänzt: „Den Fachkräftemangel merken wir auch ganz konkret in unserem Amt, wenn medizinische Stellen nachbesetzt werden.“

Mülheims sozialpsychiatrischer Dienst arbeitet anonym und kostenfrei

Der sozialpsychiatrische Dienst arbeitet anonym und kostenfrei. Er kann montags, dienstags und donnerstags zwischen 8 und 16 Uhr sowie mittwochs und freitags von 8 bis 13 Uhr unter folgenden Nummern kontaktiert werden: 0208/455-5330 oder -5337.

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