Moers. Trotz des aufgesplitteten Hebesatzes bei der Grundsteuer in Moers sind manche Hauseigentümer im Nachteil. Wer davon genau betroffen ist.

Finanzielle Sorgen haben die kürzlich versandten Grundsteuerbescheide in manchen Moerser Haushalt gebracht. Auf unsere bisherigen Berichterstattungen zum Thema haben sich mehrere Immobilieneigentümer gemeldet, die über das Ergebnis ihres Bescheides sprechen wollen. Sie eint, dass es 2025 für sie teurer wird. Unterschiede gibt es jedoch bei den Gründen für die Steuererhöhungen.

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Die wohl am häufigsten genannte Ursache für Erhöhungen bei der Grundsteuer ist die Neuberechnung des Grundsteuerwertes durch das Finanzamt. Jochen Fier hingegen führt seine Steigerung auf die Anhebung des Hebesatzes für Wohnimmobilien in Moers zurück. Dies führe bei ihm zu Mehrkosten von 171,56 Euro im Jahr. „Kein Problem, wenn ich das auf 365 Tage hochrechne, dann sind es nur 0,47 € am Tag. Also völlig überschaubar für einen Moerser Bürger“, schreibt er in einer Mail an die Redaktion. Aber: Es komme auf den Blickwinkel an. Fier klagt über den Zustand von Straßen und Schulen in seiner Heimatstadt und fragt mit Blick auf die für ihn höhere Steuerlast: „Wo ist der Mehrwert für mich als Bürger?

Hebesatz-Splitting in Moers: Nicht alle Hausbesitzer profitieren bei der Grundsteuer 2025

Ganz anders ist die Situation für eine weitere Dame, die sich an unsere Redaktion gewandt hat. Sie besitzt eine Immobilie in Moers, in der sich ein Ladenlokal und sechs Mietwohnungen befinden. Hier ergibt sich durch das Splitting der Hebesätze folgende Situation: Auch wenn das Ladenlokal lediglich 21 Prozent der Gesamtfläche ausmacht, wird das gesamte Objekt mit dem höheren Hebesatz besteuert. Dieser liegt nach dem Ratsbeschluss im Dezember seit diesem Jahr für gewerblich genutzte Immobilien bei 1377 Prozentpunkten, für Wohngrundstücke liegt er bei „nur“ 827. Ziel der Lokalpolitik war es, Bürger durch die differenzierten Hebesätze zu entlasten und Gewerbe stärker zu besteuern.

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Es zeigt sich: Diese Entlastung kommt nicht bei allen Moerserinnen und Moersern an. „Dadurch, dass die vom Finanzamt zugewiesene Messzahl um über 40 Prozent gesunken ist, hätte es eigentlich für die Mieter viel günstiger werden müssen“, schildert die Eigentümerin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. „Tatsächlich ist aber der Gesamtbetrag um 150 Euro gestiegen, sodass die Mieter von der ‚positiven‘ Auswirkung des Splitting-Verfahrens nichts haben.“

Eigentümer von gemischt genutzten Grundstücken zahlen mehr Grundsteuer: 595 Grundstücke in Moers betroffen

In einem weiteren ihrer Objekte, das jeweils zur Hälfte gewerblich und für Mietwohnungen genutzt wird, sei die Lage ähnlich. Hier berichtet die Vermieterin sogar von einer Erhöhung von über 700 Euro. Sie kritisiert: „Das ist zum einen für die Mieter unfair wegen der immer weiter steigenden Nebenkosten und im Umkehrschluss wird sich eventuell in Zukunft ein Mieter überlegen, ob er in eine Wohnung einziehen möchte, die sich in einem gemischt genutzten Haus befindet.“

Die Regelungen zur Erhebung der Grundsteuer wurden bundesweit grundlegend reformiert. Moerserinnen und Moerser werden nun aus verschiedenen Gründen mit Steuererhöhungen konfrontiert. (Symbolfoto)
Die Regelungen zur Erhebung der Grundsteuer wurden bundesweit grundlegend reformiert. Moerserinnen und Moerser werden nun aus verschiedenen Gründen mit Steuererhöhungen konfrontiert. (Symbolfoto) © dpa | Marcus Brandt

Klaus Janczyk, Pressesprecher der Stadt Moers, bestätigt die geschilderte Situation. „Nach der Vorgabe des Landes NRW werden gemischt genutzte Grundstücke in die Kategorie Nichtwohnen ‚eingesteuert‘.“ Sofern die Eigentümerin im Rahmen von steuerlichen Überlegungen kein Teileigentum bildet, werde für gemischt genutzte Grundstücke der höhere Hebesatz angewandt. In Moers gibt es nach Angaben der Stadtverwaltung derzeit 595 solcher Grundstücke mit Mischnutzung. Wie viele Wohnungen sich darauf befinden, werde nicht erfasst.

Höhere Hebesätze für Immobilien mit Gewerbeflächen und Wohnungen: Wie gerecht ist das?

Wie gerecht ist es, dass Mieter die deutlich höheren Hebesätze tragen müssen, wenn sich in das Gebäude zum Teil auch gewerblich genutzt wird? Hierzu sagt Klaus Janczyk: „Wie die Bilanz aus Sicht der Eigentümerin oder des Eigentümers dann aussieht, hängt vom Einzelfall ab.“ Der Stadtsprecher führt aus, dass die Verwaltung auf viele Schritte bei der Entstehung der Grundsteuer keinen oder kaum Einfluss habe. Zudem erklärt er, dass sich die Höhe der Hebesätze in Moers nach Berechnungen des Landes NRW, die allen Kommunen empfohlen hat, die Grundsteuer 2025 „aufkommensneutral“ zu gestalten. „Das bedeutet, dass die Kommune nicht mehr, aber auch nicht weniger einnehmen sollte, als im vergangenem Steuerjahr“, erläutert Janczyk.

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