Neukirchen-Vluyn. Claudia Lennertz aus Neukirchen-Vluyn ist lungenkrank. Seit 2021 meldet sie Schimmelbefall in ihrer Wohnung bei dem Vermieter. Das sagt Vivawest.
In ihrem Schlafzimmer hat Claudia Lennertz schon länger nicht übernachtet. Zu groß ist ihre Sorge vor der Gefahr hinter ihrem Kleiderschrank. Ein großflächiger Schimmelbefall hat sich dort breitgemacht. Und das Schlafzimmer ist nicht die einzige Stelle in der Wohnung der 58-Jährigen, wo bereits Schimmel nachgewiesen wurde. Auch im Wohnzimmer, Esszimmer und neuerdings in der Küche sind die durch Feuchtigkeit bedingten Flecken an der Wand deutlich erkennbar.
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Im Sommer 2020 dachte Claudia Lennertz, an der Schillerstraße in Neukirchen-Vluyn ihre Traumwohnung gefunden zu haben. Sie verlegte einen neuen Boden und richtete sich gemütlich ein. Nicht einmal ein halbes Jahr darauf bemerkte sie erstmals das Gesundheitsrisiko, das sich in ihren Wänden verbirgt. Zwischenzeitlich sei ihr das Atmen so schwer gefallen, dass sie nur noch mit einer Maske in ihrem Zuhause aufhalten konnte.
Neukirchen-Vluyn: Vivawest-Mieterin hat zwei Gutachten wegen Schimmel in ihrer Wohnung erstellen lassen
Heute, gut vier Jahre nach der ersten Meldung bei ihrem Vermieter, wäscht Claudia Lennertz ihre Wände noch immer regelmäßig mit Alkohol und Schimmelspray ab. „Wenn ich das nicht wegmachen würde, würde ich hier im Schimmel eingehen“, sagt sie. Die Neukirchen-Vluynerin leidet an einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (kurz: COPD). Ihr Arzt habe ihr bescheinigt, dass sie sich einer Schimmelexposition nicht aussetzen sollte.
Warum hat sich in all den Jahren also nichts an der Situation geändert? Hier kommt die alleinlebende Verwaltungsmitarbeiterin auf ihren Vermieter zu sprechen: Vivawest. Den Schriftverkehr mit dem in Gelsenkirchen sitzenden Wohnungskonzern hat Claudia Lennertz in einem Aktenordner aufbewahrt. Darin hat sie auch zwei Gutachten abgeheftet, für deren Erstellung sie selbst mit einem vierstelligen Betrag in Vorkasse ging. Die Sachverständigen seien zu dem Ergebnis gekommen, dass eine Sanierung der Wände sowie Dämmmaßnahmen im Sockelbereich ratsam wären. In einem Antwortbrief schrieb Vivawest, dass es sich hierbei lediglich um eine gutachterliche Empfehlung, nicht aber um eine technische Notwendigkeit handle.
Mieterin in Neukirchen-Vluyn klagt über Schimmel in Wänden: Vivawest sieht Ursache in falschem Heizen und Lüften
Inzwischen ist die Stimmung zwischen beiden Parteien verhärtet: Die Kommunikation ist seit gut einem Jahr eingefroren – und einen Teil der Miete kürzt die 58-Jährige nach Rücksprache mit ihrer Rechtsanwältin. Ein Umstand, den Vivawest wiederum nicht akzeptieren will. Aufgrund der Mietkürzungen prüft das Wohnungsunternehmen derzeit weitere Schritte.
Angesprochen auf die Gutachten bestätigt Jens Rospek, Pressesprecher von Vivawest, dass dem Unternehmen die Ergebnisse seit Januar 2024 vorlägen. Es stimme, dass die Schimmelbildung aufgrund des Alters des 1956 erbauten Gebäudes und aufgrund baulich bedingter Wärmebrücken gefördert werden kann. „Die alleinige Ursache für den wiederkehrenden Schimmelbefall im konkreten Fall ist jedoch ausschließlich das falsche bzw. unzureichende Heiz- und Lüftungsverhalten der Mieterin“, sagt Rospek.
Schimmel in Neukirchen-Vluyner Wohnung: Keine baulichen Mängel laut Vivawest
Diese Auffassung unterstreicht der Unternehmenssprecher mit den Ergebnissen der Untersuchungen durch eigene und externe Fachfirmen: Demnach seien am Gebäude Schillerstraße 39 selbst keine baulichen oder technischen Mängel festgestellt worden, welche die Schimmelproblematik erklären würden. Zudem seien in dem Quartier, das mehrere ähnlich oder identisch gebaute Mehrfamilienhäuser umfasst, bei Stichproben keine vergleichbaren Feuchtigkeitsschäden gefunden worden.
Seit der ersten Meldung im Jahr 2021 habe Vivawest professionelle Schimmelbehandlungen durchführen lassen und die Heizungsanlage mehrmals überprüft. „Wir würden die Situation gerne in unserem Sinne und im Sinne der Mieterin einvernehmlich lösen“, betont Jens Rospek. „Allerdings sind wir zu dem Ergebnis gekommen, dass alle von uns bisher ergriffenen Maßnahmen wie mögliche Folgemaßnahmen keinen langfristigen Erfolg bringen werden, solange die Empfehlungen hinsichtlich des richtigen Heizens und Lüftens nicht ordnungsgemäß umgesetzt werden.“
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Claudia Lennertz weist diese Darstellung von sich. Dennoch will sie einen zeit- und kostenintensiven Rechtsstreit am liebsten vermeiden – und endlich eine Lösung finden. Sie wünscht sich, dass ihr Vermieter die empfohlene Wärmedämmung umsetzt. Ein Umzug in eine andere Wohnung kommt für sie angesichts des umkämpften Wohnungsmarktes nicht in Frage. Ob sich ein zufriedenstellender Kompromiss finden wird, ist offen. Zumindest zeigt sich Vivawest offen für einen Austausch: „Unsere Mitarbeitenden stehen für Gespräche, die zu einer konstruktiven und langfristigen Lösung der beschriebenen Problematik führen, jederzeit zur Verfügung.“