Kamp-Lintfort. Versuch an der Ebertschule ist gut angelaufen. Ob die Schulstraße wirklich dauerhaft bleibt, soll nach den Herbstferien entschieden werden.

Schulleiter Thomas Baumeister ist zufrieden. Seit drei Tagen läuft das Experiment Schulstraße an der Ebertschule, bei dem jeden Morgen die Annastraße von 7.30 bis 8.15 Uhr für den Autoverkehr gesperrt wird. Und es zeichnet sich jetzt bereits ab, dass der Versuch ein Erfolg ist. „Wir merken, dass die Eltern sich schon darauf eingestellt haben, die Maßnahme ist sinnvoll und zeigt Wirkung“, hat Baumeister festgestellt.

Gemeinsam mit der Polizei, dem Ordnungsamt der Stadt Kamp-Lintfort sowie einem Lehrer- und Elternteam begleitet Baumeister den Versuch eine Woche lang jeden Morgen bis zu den Herbstferien. Statt wie üblich über die Annastraße oftmals direkt bis vor die Schule vorzufahren und dort die Kinder abzusetzen, sind die Eltern durch die Sperrung zu Schulbeginn nun quasi gezwungen, auch die Hol- und Bringzonen zu nutzen. Und das möglichst korrekt: „Anhalten, Motor aus, Kind rauslassen bis zum Zebrastreifen – das war es“, präzisiert Baumeister. „Hier müssen wir uns noch verstärkt darum kümmern, die Eltern gezielt anzusprechen, damit es richtig genutzt wird.“

Elterntaxis sorgen regelmäßig für verstopfte Straßen vor der Schule

Mittwochmorgen an der Ebertschule: Ab 7.50 Uhr nimmt der Verkehr deutlich zu.
Mittwochmorgen an der Ebertschule: Ab 7.50 Uhr nimmt der Verkehr deutlich zu. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Schon seit Jahren kämpft die Ebertschule in der Altsiedlung wie viele andere Schulen auch mit den sogenannten Elterntaxis. Der hohe Hol- und Bringverkehr sorgt regelmäßig für verstopfte Straßen vor der Schule. Das führt nicht nur für alle Schulkinder häufig zu gefährlichen Situationen, auch die Anwohner klagten regelmäßig über versperrte Einfahrten und Behinderungen. „Man kann von Glück sagen, dass bislang nichts passiert ist“, so Baumeister.

Versucht haben Stadt und Schule in der Vergangenheit schon einiges. Die Hol- und Bringzonen, in denen die Eltern ihre Kinder absetzen können und diese die letzten Meter zur Schule zu Fuß zurücklegen, gibt es beispielsweise schon seit Jahren. „Wir hatten auch schon den sogenannten ,Walking Pass‘, also Haltestellen, an denen sich mehrere Kinder treffen, um mit einem Elternteil den Schulweg laufen“, erzählt Baumeister.

„Man kann von Glück sagen, dass bislang nichts passiert ist.“

Schulleiter Thomas Baumeister

Immer wieder habe es auch Elternabende zum Thema gegeben. Oder ein Punktesystem, bei dem Kinder belohnt wurden, wenn sie zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Schule kamen. Richtig gefruchtet habe keine dieser Maßnahmen, so der Schulleiter rückblickend. Zudem habe es immer wieder auch Situationen gegeben, wo Lehrerinnen und Lehrer beleidigt wurden, wenn sie Autofahrende auf ihr Fehlverhalten angesprochen haben.

Schulleiter Thomas Baumeister: „Die Maßnahme zeigt Wirkung.“
Schulleiter Thomas Baumeister: „Die Maßnahme zeigt Wirkung.“ © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Dabei, so Baumeister, sähen die meisten Eltern selbst den Verkehr vor der Schule kritisch. „Aber viele Eltern befürchten, dass ihren Kindern auf dem Schulweg etwas passieren könnte und bringen sie deshalb“, weiß der Schulleiter. Dass Eltern, wenn sie meinten, ihr Kind auf diese Weise sicher zur Schule zu bringen, andere gefährdeten, sähen sie nicht. Dabei müssten Eltern auch lernen, loszulassen und den Kindern zugestehen, selbstständig zu werden und Verantwortung zu übernehmen: „Je früher man lernt, selbstständig zu sein, desto mehr hilft es.“

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Nach den Herbstferien laufen nun Gespräche zwischen Polizei, Stadt und Ebertschule, bei denen der Versuch ausgewertet wird. „Bislang bewerten wir den Versuch als sehr positiv“, fasst Baumeister seine Eindrücke aus Sicht der Schule zusammen. Er plädiert dafür, die Schulstraße beizubehalten.

Dass die ersten Tage des Versuchs einen positiven Effekt auf die Verkehrssituation vor der Ebertschule hatten, sieht auch Daniel Schirmer so, der das Projekt beim Ordnungsamt der Stadt Kamp-Lintfort federführend betreut. So würden mittlerweile eben auch die Hol- und Bringzonen endlich genutzt. Wie es weitergeht, sei indes noch „ergebnisoffen“, sagt Ordnungsamtsleiterin Sylvia Klicza. „Wir werden auch noch einmal mit Anwohnern und Eltern sprechen und das wollen wir erst einmal abwarten.“ Dann werde man gemeinsam ein Fazit ziehen. Ob die Schulstraße dauerhaft eingerichtet wird, müsse in einem weiteren Schritt die Politik entscheiden.