Moers. Die Vorbereitungen laufen seit Jahren. Nun kündigt die Bema Group an, dass sie das Quartier neben dem Rathaus doch nicht entwickelt. Die Gründe.
Ende. Aus. Der Deal ist geplatzt. Die Planungen für das Gelände des ehemaligen Finanzamtes an der Unterwallstraße sind zurückgestellt auf fast Null. Die Bema-Group aus Düsseldorf hat am Dienstag mitgeteilt, das Projekt in Moers nicht weiter zu realisieren. „Die Gründe dafür sind zum einen unternehmerische Überlegungen, da eine Umsetzung unter den derzeitigen Rahmenbedingungen nicht möglich ist, zum anderen ein deutlich verzögertes Verfahren“, teilt das Unternehmen mit. In diesem Spannungsfeld werde man keine weitere Verlängerung des Ankaufvertrages mehr verlangen.
Die Investoren hatten ursprünglich geplant, auf der Fläche ein neues Quartier zu errichten. „Am Wallgraben Moers - Wohnen und Arbeiten am Wallgraben“, so lautete der Titel ihres Projektes. Vorgesehen waren zwei U-förmige Gebäude an der Unterwallstraße, die sich zur Wall und Grabenanlage bzw. zur Unterwallstraße öffnen, sowie drei weitere Wohngebäude auf dem Parkplatz. Spielplätze, Grün, Tiefgaragen. Rund 145 Wohnungen sollten geschaffen werden, dazu Dienstleistungen, Praxen und Gastronomie. Die Bema hatte auf ihrer Webseite von einer Realisierung des Projektes im Jahr 2025 gesprochen.
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Das ehemalige Finanzamt in der Stadtmitte von Moers steht seit 2018 leer. Die nun gestoppte Entwicklung läuft bereits seit drei Jahren; seitdem sind Stadt und Investor in Gesprächen: Erworben hatte die Bema-Group das Areal an der Unterwallstraße/Nordring im Jahr 2021 im Rahmen eines mehrstufigen Bieterverfahrens. Ausgeschrieben war es durch den damaligen Eigentümer, den Bau- und Liegenschaftsbetrieb Nordrhein-Westfalen. „Die Wirksamkeit der Verträge war an das notwendige Planungsrecht zur Entwicklung geknüpft“, erklärte der Investor erneut am Dienstag.
Man habe die Fläche zusammen mit erfahrenen Planern und Beratern und in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Moers zu einem attraktiven Wohnquartier nördlich des Wallgrabens und mit arrondierenden Gewerbebauten auf dem Grundstück des ehemaligen Finanzamtes im Süden qualifizieren können, heißt es weiter seitens des Unternehmens. Die Entwürfe der Bebauungspläne haben bereits ausgelegen. Dazu hat es zahlreiche Stellungnahmen gegeben.
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Im Frühjahr noch hatte der Grafschafter Museums- und Geschichtsverein allerdings Bedenken zu Teilen der Planungen geäußert. Um den Entscheidungsträgern eine weitere Grundlage zu bieten, hatte der Verein eine dreidimensionale Darstellung in Auftrag gegeben. Während die wesentliche Sorge des GMGV der Wahrnehmung der Wallanlagen galt, hatten Anwohner der Repelener Straße sich kritisch zur Art der Bebauung auf dem ehemaligen Finanzamtsparkplatz geäußert.
Unabhängig davon schreibt die Bema-Group: „Das Projekt in Moers steht beispielhaft für eine ganze Reihe von Entwicklungsarealen, die in der Folge zeitlicher Verzögerungen und der veränderten Bedingungen am Immobilienmarkt nicht mehr realisiert werden.“
Der Beigeordnete Thorsten Kamp, der am Dienstag kurz vor der Ratssitzung vom Geschäftsführer der Bema persönlich informiert wurde, bedauert die unternehmerische Entscheidung, betont aber, dass diese wirtschaftlich nachvollziehbar sei. „Der Geschäftsführer dankte für die gute und konstruktive Zusammenarbeit und versicherte, dass die Entscheidung, das Projekt zu beenden, der Bema sehr schwer gefallen ist.“
„Das Projekt in Moers steht beispielhaft für eine ganze Reihe von Entwicklungsarealen, die in der Folge zeitlicher Verzögerungen und der veränderten Bedingungen am Immobilienmarkt nicht mehr realisiert werden.“
Doch die sich parallel zum komplexen Planungsprozess verschlechternden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen hätten dem Projektentwickler keine Wahl gelassen. „Massive Baukostensteigerungen, die Zinsentwicklung, engere Finanzierungsbedingungen und ein nahezu vollständiger Einbruch des Immobilienmarktes“ hätten überall in Deutschland gravierende Auswirkungen auf die Realisierbarkeit von Entwicklungsprojekten, sagte Kamp weiter: „Leider auch in Moers.“
Die bisher geleistete zeit- und arbeitsintensive Planung sei aber nicht vergeblich gewesen, sondern bildet eine verlässliche Grundlage für andere Investoren bei einer erneuten Ausschreibung durch das Land Nordrhein-Westfalen, erklärt der Planungsdezernent.