Moers. Auf dem Finanzamts-Gelände in Moers will ein Investor bauen. Der Grafschafter Museums- und Geschichtsverein hat Bedenken. Basis ist dieses Video.
Für das Gelände des ehemaligen Finanzamtes an der Unterwallstraße in Moers hat ein Investor, die Bema-Gruppe aus Düsseldorf, große Pläne. Auf der Fläche selbst sollen zwei neue U-förmige Gebäude errichtet werden. Auf dem Parkplatz, der zur großen Parkfläche an der Mühlenstraße gelegen ist, sollen zusätzlich drei Gebäude entstehen. Die Bebauungspläne liegen noch bis zum 26. April aus. Der Grafschafter Museums- und Geschichtsverein (GMGV) hat sich die Planungen ganz genau angeschaut – und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass eine zweidimensionale Ansicht nicht das ganze Ausmaß erkennen lässt. Mit dem Architekturbüro Kleinlützum & Hiller hat der GMGV einen Partner gefunden, der die Ideen in dreidimensionaler Ansicht aufbereitet hat.
Moers: So sehen die Pläne am ehemaligen Finanzamt aus
Den GMGV treibt dabei die wesentliche Sorge um, dass die geplante Bebauung die Wahrnehmung der Wallanlage beeinträchtigen wird. „Die Wallanlage ist ein Kleinod, ein Alleinstellungsmerkmal“, sagt Peter Boschheidgen, der Vorsitzende des GMGV, über das Bodendenkmal. Mit direkter Kritik hält sich der Vereinsvorsitzende vornehm zurück. Er sagt aber auch: Man wolle sich später nicht dem Vorwurf aussetzen, auf diese Bedenken nicht rechtzeitig hingewiesen zu haben. „Der Blick in die Vergangenheit zeigt, wie sich Entscheidungen auf die Zukunft auswirken“, ergänzt der stellvertretende Vorsitzende, Wilfried Scholten, mit Blick auf die Entstehung des Wallzentrums oder die vierspurigen Tangenten in der Innenstadt.
Die Wallanlage in Moers ist ein Kleinod, sagt der Verein
Unter Betrachtung der nun vorliegenden Visualisierung der Pläne können Scholten, Boschheidgen und Wolfram Tacke dem Entwurf sogar an zwei Stellen etwas Positives abgewinnen. Im Vergleich zum bestehenden Finanzamtskomplex vergrößert sich die Freifläche zwischen dem Rathaus und der östlichen der beiden neuen Immobilien ein wenig. Und: Zwischen den beiden U-förmigen Gebäuden an der Unterwallstraße ist gegenüber der Fieselstraße ein Durchgang vorgesehen. Der soll zwar – anders als in der Visualisierung – asphaltiert werden und auch für den Lieferverkehr nutzbar sein. Aber immerhin lockert er die Bebauung etwas auf.
Das war es aber schon an positiven Bewertungen. In der Gegenüberstellung von bestehender zu geplanter Bebauung wird deutlich, dass die neuen Bauten insbesondere zu den Wallanlagen an der westlichen Seite massiver wirken. „Es ist sicher gut, dass der heutige Turm entfernt wird“, sagt Wolfram Tacke aus dem Arbeitskreis Stadtgeschichte und Stadtentwicklung des GMGV. Allerdings wird der an der Seite geplante neue Turm zum einen höher als das Bestandsgebäude. Und: Er ragt in die einzuhaltende Abstandsfläche von acht Metern zum Bodendenkmal der Wallanlage hinein. „Das ist nicht nur eine flächenmäßige Verletzung, auch die Wucht des Gebäudes ist zu kritisieren“, sagt Peter Boschheidgen.
Der Verein aus Moers will eine Entscheidungshilfe bieten
Die Höhe des in Rede stehenden Turms liegt bei knapp 28 Metern über Geländeniveau. Dieses liegt im rückwärtigen Bereich bei 24,6 Meter über NN, an der Unterwallstraße bei 26,4 Meter über NN. Die viergeschossigen Objekte liegen samt Staffelgeschoss bei 43,50 Meter über NN, führen die drei Herren vom GMGV aus. Sie fürchten um die Wahrnehmung der Bedeutung der Wallanlage und darum, dass das „Erlebnis der Wallanlage vom Nordring aus erbleicht“, wie es Peter Boschheidgen formuliert.
Die Zeichnungen und Bewegtbilder zu den Planungen auf der Fläche des ehemaligen Finanzamtes möchte der GMGV auch als Entscheidungshilfe für Bürgerinnen und Bürger sowie die Politik verstanden wissen. Seine Bedenken wird der Verein nun erneut bei der Stadt einreichen und darüber hinaus Kontakt zum Ausschuss für Stadtentwicklung, Planen und Umwelt (Aspu) aufnehmen. „Die Erfahrung zeigt, dass sich selbst erfahrene Aspu-Mitglieder oft erstaunt darüber äußern, was sie auf der Basis zweidimensionaler Pläne beschlossen haben“, sagt Peter Boschheidgen. Für ihn ist klar, dass die Möglichkeit, das „Kleinod“ aufzuwerten, durch die vorliegenden Pläne „nicht ausgeschöpft“ ist, wie es der Vereinsvorsitzende formuliert.
Weitere aktuelle Nachrichten aus Moers, Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn: