Moers/Kreis Wesel. Das Konsumverhalten hat sich in den vergangenen Jahren gewandelt. Heißt für Innenstädte: Sie müssen mehr als Einkauf bieten. Die Lage in Moers.

Der Einzelhandel steht vor großen Herausforderungen. Das Konsumverhalten von Kundinnen und Kunden hat sich in den vergangenen Jahren verschoben, der Online-Handel hat nicht nur durch die Corona-Pandemie noch einmal deutlich an Fahrt aufgenommen. Den Wandel bekommen auch die Einzelhandelsketten zu spüren, Insolvenzen häufen sich oder Filialen an einzelnen Standorten werden geschlossen. Dazu hatte sich Doris Lewitzky, Geschäftsführerin des Einzelhandelsverbandes Kreis Wesel/Duisburg, im Gespräch mit der Redaktion geäußert und dabei die hohe Inflation im vergangenen Jahr als eines der größten Probleme benannt. Folge: Die Menschen achten mehr aufs Geld.

Auch müsse es neue Konzepte für die Innenstädte geben, hieß es. Ein Einkaufsbummel in der City soll ein Erlebnis sein, verbunden mit Gastronomie und attraktiven Veranstaltungen. Lewitzky: „Wir müssen permanent dranbleiben, brauchen neue Strukturen und Ideen.“ Es brauche Ideen, um die Jugend in die Stadt zu holen, ihr dort Raum zu bieten. Ein Besuch in der Innenstadt müsse für Familien zum kurzweiligen Ausflug werden. In einer - wohlgemerkt - nicht repräsentativen WhatsApp-Umfrage der Redaktion hatten unlängst rund 36 Prozent der Teilnehmenden geäußert, dass sie sich mehr Aufenthaltsqualität in der Innenstadt wünschen, etwa 48 Prozent meinten, das eine oder andere Spezialgeschäft mehr wäre schön.

Folgt der Redaktion Moers auch auf Social Media:

Die Geschäftsführerin des Handelsverbandes sagt: „Wir brauchen starke Wirtschaftsförderungen, Werbegemeinschaften, ein gutes Stadtmarketing. Viele Kommunen im Kreis Wesel investieren hier.“ Dabei lobt sie die Kreisstadt Wesel mit dem Stadtmarketing und der Wirtschaftsförderung als positives Beispiel. Aber auch Moers sei mit seinem Stadtmarketing sehr aktiv.

„Wir brauchen starke Wirtschaftsförderungen.“

Doris Lewitzky, Handelsverband

Zuletzt hatte sich Moers Marketing mit Händlern aus der Innenstadt erfolgreich dafür eingesetzt, dass es im Dezember einen dritten verkaufsoffenen Sonntag geben soll. Die Entscheidung dazu war im ersten Anlauf vom Stadtrat negativ beschieden worden; erst auf die besagte Intervention hin wurde der ursprüngliche sehr knappe Beschluss gekippt und der Handel kann den Dezember-Sonntag nutzen, um im Weihnachtsgeschäft Kundinnen und Kunden in entspannter Sonntagslaune in die Geschäfte zu locken.

Was sagt Moers Marketing zur Lage?

Lewitzky nennt Social Media als einen wesentlichen Bereich, in dem die Einzelhändler in den Innenstädten aktiv sein müssen, um auf ihre Angebote aufmerksam zu machen. Hier hatte das Moerser Stadtmarketing bereits im Februar bei einem Netzwerktreffen einen örtlichen Internetspezialisten eingeladen, der den Teilnehmenden erklärte, welche Strategien auf Instagram erfolgreich sein können. Etliche Inhaberinnen von Boutiquen nutzen diese Möglichkeit bereits. Die Einzelhändlerinnen und Einzelhändler stellen sich zudem auf die große Innenstadtsanierung ein. Die Hoffnung ist natürlich, dass sich die negativen Folgen in Grenzen halten und dass die Neugestaltung der City zur Attraktivierung beiträgt. Anfang 2025 soll es mit dem Mega-Projekt losgehen.

Wie sieht nun das Moerser Stadtmarketing die City aufgestellt? „Moers vereint und kombiniert aus meiner Sicht drei Komponenten, die den Standort Innenstadt attraktiv machen: Etablierte und neue, inhabergeführte Geschäfte, die mit viel Passion und Persönlichkeit geführt werden, Filialen von national oder international bekannten Handelsketten sowie eine facettenreiche Gastronomie“, sagt der Geschäftsführer von Moers Marketing, Michael Kersting, dazu auf Anfrage der Redaktion. Dieses Zusammenspiel biete Bürgerinnen und Bürgern sowie Besucherinnen und Besuchern immer wieder Anlass, die Moerser City zu besuchen, sagt er weiter. „Davon profitieren sowohl der Handel und die Gastronomie als auch das Dienstleistungsgewerbe der Innenstadt, in der es erfreulicherweise kaum Leerstand gibt.“

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Was kann dennoch besser werden, wo sieht Kersting Nachbesserungsbedarf? „Besser werden und lernen können wir alle, die sich für die Attraktivität der Moerser City einsetzen, immer“, sagt er. „In Anbetracht der generellen Herausforderungen für Innenstädte, wie die Veränderung des Einkaufs- und Konsumverhaltens, einer sinkenden Kaufkraft durch die Inflation und weiteren Faktoren, gilt es, unsere Standortqualitäten weiter auszubauen.“ Dabei spricht Kersting auch Projekte an, mit denen Aufmerksamkeit generiert werden muss. Konkrete Einzelheiten nennt er allerdings nicht.

Bleibt das Problem mit wegbrechenden Filialisten. Aber sind es tatsächlich die Ketten, die eine Innenstadt attraktiv machen, oder sorgen sie eher für Austauschbarkeit? Hier nennt Doris Lewitzky Modelle, bei denen Start-ups preiswertere Mieten in guten Lagen angeboten werden: Vermieter, das Land NRW, die Kommune und die Eigentümer, leisten ihren Beitrag, um die Mieten für ein paar Jahre niedrig zu halten und Neueinsteigern mithin zu ermöglichen, sich zu etablieren. So hat Moers auch am „Landesprogramm Zukunftsfähige Innenstädte und Ortszentren“ teilgenommen.