Kamp-Lintfort. Mehr als nur Olympia-Spektakel im TV: Offener Workshop auf der Pumptrackanlage im Zechenpark Kamp-Lintfort entpuppt sich als echter Renner.

Der Erfolg kommt mit dem gefühlt zwanzigsten Versuch: „Ey, das war‘s“, beglückwünscht Marvin den 14-jährigen Aleksandrovio, der gerade mit dem Skateboard seinen ersten „Ollie“ gestanden hat. Der Trick, bei dem der Fahrer und das Board ohne die Hände des Fahrers in die Luft springen, gilt in der Szene als Türöffner für alle weiteren Skateboardtricks, wie sie gerade in diesen Tagen besonders spektakulär auch bei den Olympischen Spielen in Paris zu sehen sind. Davon sind die Jungen und Mädchen, die gerade auf der Pumptrackanlage im Zechenpark trainieren, naturgemäß noch Lichtjahre entfernt. Die Faszination des Sportgeräts hat aber dennoch viele Kids gepackt, seitdem ihnen die Skateboard-Gemeinschaft Kamp-Lintfort jeden Donnerstag ab 17 Uhr mit Tipps und Tricks zur Seite steht.

Die Skateboard-Gemeinschaft Kamp-Lintfort ist eine Initiative von Frauen und Männern zwischen 20 und Mitte 40, die die Faszination für die in den USA geborene Sportart eint. Wie genau aus dem gemeinsamen Hobby plötzlich ehrenamtliches gesellschaftliches Engagement geworden ist, kann heute allerdings keiner mehr so genau sagen.

Skateboard-Gemeinschaft: Nachwuchs fördern und Begeisterung wecken

Der Kamp-Lintforter Werner Swiatly, der sich gemeinsam mit anderen Engagierten ebenfalls ehrenamtlich um die Pumptrackanlage kümmert, erzählt es so: „Die Skateboarder sind irgendwann mal auf uns zugekommen, weil sie eine Müllpatenschaft übernehmen wollten.“ Man sei ins Gespräch gekommen, dann wurde im Frühjahr aus der geplanten Unterstützung mehr: Seitdem bieten sechs Skateboarder aus der Gemeinschaft jeden Donnerstag von 17 bis 19 Uhr einen offenen Workshop auf der Anlage an. Ihr vorrangiges Ziel: Nachwuchs fördern und Begeisterung für ihren Lieblingssport wecken.

Moritz probiert es einfach mal aus.
Moritz probiert es einfach mal aus. © FUNKE Foto Services | Judith Michaelis

Für die nötige Ausrüstung haben Swiatly und seine Mitstreiter Sponsoren gefunden. Wer das Skateboardfahren einfach mal ausprobieren will, kann sich unverbindlich Board und Helm für den Nachmittag leihen. Von dem Run auf ihr offenes Workshopangebot waren Tobias Brambosch, Adrian Schmitt, Jens Vollmer, Falk-Hendrik Flor, Marvin Asiedu und Felix Paul völlig überrascht. Aktuell sind es vor allem jüngere Kinder, die das Skateboard als Sportgerät für sich entdecken. „Viele, die kommen, haben noch gar keine Erfahrung“, sagt Tobias Brambosch.

Dagegen hilft vor allem: Ausprobieren und Üben. Für die meisten geht es daher erst einmal um die Basics: Auf dem Board stehen lernen, ein bisschen fahren, auf eine Rampe rollen. Letzteres übt Lenia (4) gerade unermüdlich. Sie sei bereits zum zweiten Mal hier, weil ihr das erste Mal so viel Spaß gemacht habe, erzählt ihr Vater.

Rudelgucken bei den olympischen Skateboard-Wettbewerben

Zum Workshop gehört auch dazu, dass die „Großen“ auf der Anlage ihre Runden drehen, kleine Tricks zeigen und immer wieder Tipps und Hilfestellung geben. „Wir machen es so, wie wir es früher für uns auch erfahren haben“, sagt Adrian Schmitt. Wer mehr als nur Basics lernen will, müsse irgendwann aber sicher auch „eine Leidenschaft dafür entwickeln.“ Das gemeinsame Hobby hat ihn und seine Freunde zusammengeschweißt, längst sind auch private Freundschaften gewachsen. Für die olympischen Skateboard-Wettbewerbe haben sie sich zum Rudelgucken verabredet. Anfangs sei man in der Meinung über Olympia gespalten gewesen, erzählt die Gruppe. Aber festhalten müsse man auch: „Es bringt den Sport voran“, ist Jens Vollmer überzeugt.

Gruppenbild mit Skateboards: Immer donnerstags wird es auf der Pumptrack-Anlage besonders voll....
Gruppenbild mit Skateboards: Immer donnerstags wird es auf der Pumptrack-Anlage besonders voll.... © FUNKE Foto Services | Judith Michaelis

Was für sie den Skateboard-Sport so faszinierend macht? „Die Freiheit, das Unkonventionelle, die Leute, die man trifft – und es gibt keine Konkurrenten, eher ein Miteinander“, formuliert es Adrian Schmitt. Für Tobias Brambosch ist es zudem der Ausdruck eines Lifestyles, einer Community. Auch er hebt das Miteinander hervor: „Es spielt bei uns keine Rolle, wie gut einer ist.“

Skateboarder planen Contest auf der Kamp-Lintforter Pumptrackanlage

Auch wenn dem Skateboard-Sport Zwänge eher fremd sein mögen – ein zuverlässiger Partner für die Kids an der Pumptrack-Anlage zu sein, ist den sechs Verantwortlichen wichtig. Und wer weiß, sagt Brambosch, „vielleicht wird irgendwann einmal ja auch mal ein Verein aus uns“. Bis dahin wollen sie immer donnerstags Ansprechpartner für die Kids im Zechenpark bleiben. Für das nächste Jahr planen sie, einen Contest auf der Anlage zu veranstalten.

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Die Pumptrack-Anlage im Zechenpark sei eine echte „Erfolgsstory“, findet Ehrenamtler Werner Swiatly. Nicht nur, dass sie zu einem der top-gefragten Freizeitorte in Kamp-Lintfort geworden ist, für ihn ist auch das Angebot der Skateboard-Gemeinschaft „eine göttliche Fügung“, sagt Swiatly scherzhaft. Er sieht den Workshop als eine Form der offenen Jugendarbeit, „ein Angebot, wo sich Jugendliche wiederfinden und sich mit einbringen können.“

Die Skateboard-Gemeinschaft hat mittlerweile ein eigenes Logo und einen Instagram-Account, der auf die regelmäßigen Skate-Sessions hinweist und die Skater genauer vorstellt. Passende T-Shirts gibt es auch schon – und immer mehr Kids, die Reinwachsen können...

Die Pumptrackanlage im Zechenpark

Die Anlage in Kamp-Lintfort besteht aus einem Pumptrack, einem Kids-Pumptrack, einem Skatebereich und einer Parkour-Anlage. Sowohl der Skatepark als auch der Pumptrack können mit den verschiedensten Sportgeräten genutzt werden. Möglichkeiten gibt es für Fahrrad, Scooter, Skateboard, Longboard, Inlineskates oder Rollschuhen, auch mit Rollstuhl kann die Anlage befahren werden. Laut Stadt Kamp-Lintfort können selbst Kleinkinder mit dem Laufrad den Rundkurs nutzen. Auf der ca. 3300 Quadratmeter großen Fläche gibt es neben den Sportanlagen auch Aufenthaltsflächen.