Moers. In Moers soll der Schlosspark saniert werden. 139 Bäume sollen entnommen und dafür neue gepflanzt werden. So wurde diskutiert, das folgt jetzt.

Die Sanierung des Schlossparks kann in die nächste Runde gehen. Der Fachausschuss für Stadtentwicklung, Planen und Umwelt hat sich in der jüngsten Sitzung mit den notwendigen Maßnahmen befasst und diese mehrheitlich beschlossen. Strittig war im Vorfeld im Wesentlichen das Fällen von 139 Bäumen gewesen, die im Zuge der Sanierung weichen sollen. Um hier eine größtmögliche Transparenz herzustellen, hatte die Stadtverwaltung im Vorfeld des Ausschusses im Zuge eines Pressegespräches erklärt, warum dieser Schritt notwendig ist. Perspektivisch will die Stadt mit Flyern und Videos weitere Aufklärungsarbeit betreiben.

Mehr als ein Drittel der rund 600 Bäume im Schlosspark ist bedroht. Krankheiten und Folgen des Klimawandels sind die Gründe, wie es aus städtischer Sicht noch einmal erklärend heißt. Ein anderes Problem ist die Überlagerung des Bestandes durch eng stehende Bäume. Durch unterschiedliche Maßnahmen soll der Schlosspark nun zukunftsfähig gemacht werden – eine davon ist die besagte Entnahme von 139 Bäumen. Die versiegelte Fläche wird um fast 20 Prozent reduziert. Nachdem der Fachausschuss am Donnerstag grünes Licht gegeben hat, werden die Pläne nun konkretisiert und erneut vorgestellt. 

Moerser Politik diskutiert über Bäume

Dennoch: Auch in der politischen Diskussion war es das Fällen der Bäume, die einen großen Raum einnahm. Kontrovers war das Thema offenkundig insbesondere bei den Grünen diskutiert worden. „Jeder Baum, der fällt, tut uns weh“, unterstrich Silvan Olzog (Bündnis 90 / Die Grünen). Er bat die Verwaltung, sie möge im Nachgang schauen, ob nicht doch weitere Bäume gerettet werden können. Hier konnte ihm der Technische Beigeordnete Thorsten Kamp wenig Hoffnung machen. „Leider sind die Buchen von einem Pilz befallen“, hieß es. Ursprünglich hatten sogar 170 Bäume weichen sollen.

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Karin Walter (Grüne) äußerte Kritik am aus ihrer Sicht engen Zeitplan. So blieben letztlich nur zwei Winter zur Umsetzung. Bis zur Internationalen Gartenausstellung (IGA) 2027 soll das Projekt, in das auch Mittel aus der Städtebauförderung fließen, fertig sein. „Bei manchen Baum-Entnahmen werden Sie keinen Unterschied sehen, weil es an den Stellen sehr eng bepflanzt ist“, erklärte Thorsten Kamp.

Der Baumbestand im Schlosspark wird extrem verjüngt

Und auch die Befürchtung, die Stadt könne für die geplanten Neupflanzungen womöglich nicht die Baumarten bekommen, die für die Sanierung des Parks vorgesehen sind, konterte der Beigeordnete: „Bisher haben wir immer alle Bäume bekommen, die wir haben wollten. Es ist ja nicht so, dass der Markt leergefegt wäre.“ Vorgesehen ist die Neupflanzung von 100 klimaresilienten Bäumen. Es sollen „ähnliche“ Arten sein, hatte der beauftragte Landschaftsarchitekt kürzlich erklärt. Von Seiten der SPD gab es Zustimmung zum weiteren Vorgehen, Mark Rosendahl unterstrich, dass man zur Rettung des Schlossparks für die Zukunft nicht jeden einzelnen Baum retten könne.

„Bewahren heißt nicht Nichtstun; es gibt dazu keine Alternative.“

Thorsten Kamp, Technischer Beigeordneter.

Erst Ende Mai hatte es einen zweiten Workshop zur Sanierung des Schlossparks gegeben. Aus diesem Treffen werden folgende Informationen transportiert: Der Anteil zukunftsfähiger Bäume im Schlosspark werde sich erhöhen, von jetzt einem Viertel auf dann zwei Drittel des kompletten Baumbestandes (von 28 auf 54 Prozent). Die besonders vulnerablen Baumarten werden sich hingegen von etwa der Hälfte des Bestandes auf etwas mehr als ein Drittel reduzieren. Knapp 17 Prozent des Bestandes werde sich durch die Neupflanzungen verjüngen. Betont wurde aber auch, dass der Schutz der wertvollen Altbäume für die Zukunft des Schlossparks auf Jahrzehnte von weitaus entscheidenderer Bedeutung sein wird.

Kritik kommt indes vom Grafschafter Museums- und Geschichtsverein. Im Grundsatz sei es sinnvoll, den Schlosspark unter Klima-Aspekten zukunftsfähig zu machen, sagt der Vorsitzende Peter Boschheidgen. Aber: Es gibt aus GMGV-Sicht Optimierungsbedarf beim Thema Transparenz. So empfiehlt der GMGV ein Schadenskataster, in dem aufgeführt werden soll, welcher zu fällende Baum welchen Schaden hat. Mit Blick auf die Begründung, dass Bäume weichen sollen, um historische Sichtachsen wiederherzustellen, sagt Boschheidgen: „Ob ein gesunder Baum zur Herstellung der Sichtachsen gefällt werden soll, muss sehr genau hinterfragt und begründet werden.“ Es sei ein „sehr heikles Thema“.