Moers. Bei der Sanierung des Moerser Schlossparks geht es auch um das emotionale Thema Baumbestand. Warum eine Fällung von Bäumen notwendig ist.
Die Entnahme von Bäumen ist ein emotionales Thema. Nicht immer stößt das Vorgehen auf Verständnis, selbst wenn es nötig ist. Auch beim Thema Schlosspark-Sanierung in Moers, die bis zur Internationalen Gartenausstellung (IGA) 2027 abgeschlossen sein soll, rückt das Thema Bäume in den Fokus. In der kommenden Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Planen und Umwelt entscheidet die Lokalpolitik über die Vorlage „Denkmalgerechte und zukunftsorientierte Sanierung des Schlossparks – Ergebnisse des Abstimmungsprozesses“. Ein Kernpunkt: 139 Bäume sollen im Zuge der Sanierungsarbeiten weichen, 100 neue Bäume hingegen gepflanzt werden.
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Um die Arbeiten transparent zu erklären, hat die Verwaltung im Vorfeld der Sitzung zum Pressegespräch geladen. Der mit dem Projekt beauftragte Landschaftsarchitekt und Vegetationsökologe Eike Ehrig vom Büro L-A-E Landschaftsarchitekten Ehrig & Partner aus Bielefeld ordnete die Vorgehensweise ein. Beim Schlosspark stünden unterschiedliche Ziele im Fokus, neben der Denkmalpflege auch die Steigerung der Biodiversität.
Schlosspark Moers: Workshops gehörten mit zu den Vorbereitungen
Der Planung vorausgegangen sind Workshops, an denen neben der Lokalpolitik auch Bürgerinnen und Bürger, Umweltverbände und ein Arbeitskreis teilnahmen. Eine Anlage wie der Schlosspark sei „ungewöhnlich“, ordnet Ehrig ein. „Ich kenne keine Stadt, die sowas bieten kann.“ Bei der aufwändigen Planung ginge es darum, das Denkmal sichtbar und fit für die Zukunft zu machen.
600 Bäume sind im Schlosspark zu finden, 220 davon sind „krank“ und „perspektivisch abgängig“. Es seien unterschiedliche Gründe, die eine hohe Ausfallrate begünstigen. Teilweise seien gewisse Bäume für den Standort nicht geeignet, etwa der Bergahorn und die Hemlocktanne. Andere sind anfällig für neuartige Krankheitserreger, darunter die Kastanie, die Erle und die Esche. Rot- und Stieleichen leiden zudem unter zu viel Schatten. Letztere seien eigentlich widerstandsfähig gegenüber den Folgen des Klimawandels, ordnet der Experte ein. „Die kriegen aber zu wenig Licht.“ Die Buche, das „nächste Opfer des Klimawandels“, wie Ehrig sie beschreibt und die zweithäufigste Baumart im Schlosspark, kommt in der Ausfallstatistik zudem nicht vor.
Bäume im Moerser Schlosspark: Entnahme dient primär drei Zielen
Die Entnahme von Bäumen soll dabei drei primären Zielen dienen: dem Schutz von Lichtholzarten wie der Eiche, dem Ersatz kranker und standortungeeigneter Bäume sowie dem Herausarbeiten der historischen Parkräume. „Oft ist zu hören, wir würden das nur aus Gestaltungsgründen machen“, sagt Stefan Oppermann von der Freiraum- und Umweltplanung der Stadt. „Das ist aber nur ein gewollter Nebeneffekt, keinesfalls der Hauptgrund.“
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Bei den Bäumen, die neu gepflanzt werden, handelt es sich zudem um „ähnliche“ Arten, die zur biologischen Diversität beitragen sollen. Dass jetzt 39 Bäume weniger gepflanzt als gefällt werden sollen, erklärt der Landschaftsarchitekt so: „Ein zu dichter Bestand birgt Gefahren.“ Ein Beispiel gebe es in Düsseldorf, als ein Sturm viele eng aneinander stehende Bäume hat umknicken lassen.
„Es ist wichtig zu verstehen, was alles dahinter steckt“, erklärt Thorsten Kamp, Technischer Beigeordneter der Stadt. „Uns ist bewusst, dass das ein emotionales Thema ist.“ Das „einfach die Bäume stehen lassen“, wie es bei Projekten wie diesen immer wieder gefordert wird, funktioniere mit Blick auf den Klimawandel nicht. „Wir müssen da was tun, gehen aber keinesfalls blindlings mit der Kettensäge durch.“
Fällungen im Moerser Schlosspark: Startzeitpunkt noch unbekannt
Wann die Fällmaßnahmen im Schlosspark starten, ist noch nicht bekannt. Fakt ist: Vor der Gartenausstellung soll das Gesamtprojekt abgeschlossen sein, Fällmaßnahmen sind zudem nur in den Wintermonaten erlaubt. Die Vorlage spricht auch von Maßnahmen beim Thema Öffentlichkeitsarbeit, „um so das Bewusstsein für die negativen Folgeerscheinungen des Klimawandels im Schlosspark zu schärfen und eine Akzeptanz für die zum Teil unpopulären Sanierungsmaßnahmen bei den Vegetationsstrukturen zu erzielen.“ Hier seien etwa Flyer und kleine Videos denkbar.
Der Ausschuss für Stadtentwicklung, Planen und Umwelt entscheidet über die Vorlage in seiner Sitzung am 13. Juni. Das Dokument sowie die detaillierten Präsentationen auf Grundlage der Workshops sind im Ratsinformationssystem der Stadt öffentlich einsehbar.