Moers. Hans-Helmut Eickschen nimmt an einem Projekt des Schlosstheaters, des Grafschafter Museums und der Uni Duisburg teil. Was er zu erzählen hat.
Hans-Helmut Eickschen ist 87 Jahre alt. Er hat sein ganzes Leben in Moers verbracht. Fast neun Jahrzehnte. Auch wenn er, wie er im NRZ-Gespräch sagt, „früher immer weg“ wollte, was aber aus „verschiedenen Gründen“ nicht geklappt habe. „Ich bereue es nicht“, betont Eickschen heute. Für die Grafenstadt ist es gut, dass er über all die Jahre geblieben ist.
Eickschen hat sich in vielfacher Weise eingebracht; er gehört zu jenen Menschen, die in Moers die Geschichte lebendig halten. Auch wenn die nicht immer angenehm ist. Die Erinnerungen an auch Negatives münden jedoch in positiven Begegnungen. Dass Hans-Helmut Eickschen Teil des Projektes „Eine Stadt erinnert sich“ ist, an dem das Schlosstheater, das Grafschafter Museum und die Uni Duisburg Essen arbeiten, ist nur folgerichtig.
Die Gesellschaft bekommt eine Heimat in Moers
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Der frühere Direktor der Stadtwerke ist maßgeblich daran beteiligt, dass die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Moers eine Heimat hat. „Ich habe mich da einbringen können“, sagt er, ruhig und besonnen. Understatement pur. Immerhin war er 20 Jahre lang Geschäftsführer der Gesellschaft.
Rückblende: Hans-Helmut Eickschen wurde 1940 in der Kastellschule eingeschult. Von 1944 bis 1951 besuchte er das Adolfinum, das er mit der mittleren Reife verließ. Er erinnert sich: „Ein Jahr lang hatten wir keine Schule.“ Im November 1944 brannte die Schule aus, erst ab Ostern 1946 gab es wieder regulären Unterricht.
Der junge Mann arbeitete sich sukzessive voran. Während seiner Ausbildungszeit, die früher noch Lehre hieß, besuchte er die Abendschule, um sich für sein folgendes Studium an der staatlichen Ingenieurschule in Duisburg, ein Vorläufer der heutigen Universität, vorzubereiten.
Eickschen war Direktor der Stadtwerke
1956 schloss Eickschen als Elektroingenieur ab. Auch beruflich hielt es ihn mit Stationen bei Siemens und im Kraftwerk Rheinpreußen in der Gegend. 1978 wurde er Direktor der hiesigen Stadtwerke, was er bis zur Pensionierung 1995 blieb.
Das bedeutete damals für den umtriebigen Moerser, dass er sein Engagement für die SPD im Stadtrat nach neun Jahren aufgeben musste. Er wechselte in den Stadtverbandsvorsitz, den er bis 1986 inne hatte. Dann waren da noch seine anderen Interessen: Schon seit den 1970-er Jahren hatte das christlich-jüdische Verhältnis für Eickschen große Relevanz.
Moers ist eine überschaubare Stadt
Der 87-Jährige erinnert sich gut an die 1980-er Jahre. An den Anstoß, in der Altstadt ein Mahnmal zu errichten, an den Brief an den damaligen Stadtdirektor Oppers in dieser Sache, an 1987, als die Stadt ehemals in Moers lebende Juden aus aller Welt zur Einweihung des Mahnmales eingeladen hatte. Aus Israel, aus Brasilien, Australien. Deren Namen hatte die Verwaltung aus der Diplomarbeit einer Studentin. Im Mai des gleichen Jahres wurde in Moers die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit gegründet, in Nachbarstädten gab es sie bereits.
„Das hat mich bewegt“, sagt Eickschen im NRZ-Gespräch über das Schicksal der Moerser Juden in der NS-Zeit. Er hat im vergangenen Dezember zum 80. Jahrestag der Deportation der Moerser Juden nach Riga in seiner Ansprache mahnende Worte gefunden. Sein jahrzehntelanges Engagement in und mit der Gesellschaft hat in der Grafenstadt auch vieles bewegt. Eickchens Erkenntnis „Wir können etwas tun“, ist aktueller denn je für ein friedvolles Miteinander.
Was Moers für ihn ausmacht? „Es ist eine überschaubare Stadt – mit Lebensqualität.“