Moers. Es gibt ein neues Projekt in Moers. Dabei geht’s um Migration. Beteiligt sind neben der Uni Duisburg das STM und das Museum. Worum es genau geht.

Sehnsucht. Heimat. Erinnerungen. Zuweilen sind es Düfte, vertraute Gerüche. Ein besonderer Geschmack; eine Frucht, die im heimischen Garten wuchs. Ein spezieller Ort. Oder es sind die geliebten Menschen, mit denen man immer noch seine Tage verbringen darf.

Wie tief Heimat und Erinnerungen miteinander verstrickt sind, zeigt ein aktuelles Projekt auf, an dem das Schlosstheater Moers (STM) in Zusammenarbeit mit dem Grafschafter Museum und der Universität Duisburg/Essen arbeitet: „Eine Stadt erinnert sich“, heißt das Literaturprojekt, an dem seit Oktober dieses Jahres Studierende des Instituts für Kultur- und Regionalgeschichte arbeiten.

Mit an Bord: Frau Professor Gaby Herchert. „Wir wollen Erinnerungen einsammeln, die sie mit der Stadt Moers verknüpfen“, sagt die 63-Jährige über die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Was verbinden die Menschen mit Moers? Was haben sie mitgebracht? Was gefällt ihnen und was nicht? Es sind viele Facetten, die in diesem Projekt zu einem Strang verwoben werden. Der Ansatz: die Buntheit der Stadtbevölkerung sichtbar zu machen.

Zugereiste und andere Moerser erzählen

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Das wird schon allein in der Zusammensetzung der Befragten deutlich. Dabei sind Menschen, die im Zuge des Zweiten Weltkrieges aus Schlesien geflüchtet sind; es sind DDR-Flüchtlinge dabei, aber auch Nachfahren von türkischen Gastarbeitern der ersten Generation sowie Menschen, deren Familien originär – vielleicht seit Jahrhunderten – in der Grafenstadt verankert sind.

Im Oktober haben die Studierenden mit den rund 40 Interviews begonnen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden über Institutionen wie die Awo ausfindig gemacht, auch über das Café Lyzeum oder das STM.

Jeweils zwei Studierende haben hintereinander zwei Personen befragt, erklärt Prof. Herchert. An neutralen Orten: im W, im Café Lyzeum, im Museum; „die Pandemie macht es natürlich schwieriger.“

Nun folgt die künstlerische Auswertung, bei der in einem nächsten Schritt auch der Literat Feridun Zaimoglu eine wichtige Rolle spielt. Denn: Es handelt sich eben nicht um eine soziologische Betrachtung, sondern um eine literaturwissenschaftliche, in deren Verlauf sich herauskristallisiert, welche Erinnerungsfragmente sich in welcher Weise als Geschichte eignen, und wie die daraus resultierenden Texte schließlich durch das Schlosstheater in Szene gesetzt werden.

Das Projekt arbeitet mit dem Theater

Es ist ein rundes Bild. Denn auch Prof. Herchert hat viel zu erzählen und kennt sich mit der Bühne bestens aus. Die 63-jährige lässt sich sicher als sehr lebensnahe Professorin bezeichnen. Ein Gespräch mit ihr ist eine Bereicherung. Sie gehört zu jenen, die bereits vor der universitären Laufbahn auf ihre Weise das Leben und die Menschen studiert haben.

Schon während ihres Studiums hat sie Kleinkunst und Kabarett gemacht, ist bis vor 20 Jahren bundesweit mit ihrer dreiköpfigen Gruppe Moritäter unterwegs gewesen. Promoviert hat sie schließlich im Fachbereich Mediävistik mit der Arbeit zu erotischen Liedern des späten Mittelalters. Die Habilitation in den Bildungswissenschaften befasste sich später mit Recht und Geltung. Während ihrer Zeit als Dozentin für Deutsch als Fremdsprache an der Volkshochschule hat sie das Theater als Bildungsstätte genutzt. Kurzum: Dieser Weg erklärt die Affinität zu Texten und zur Bühne. Diese mündet schließlich in zuweilen durchaus unkonventionellen Projekten mit den Studierenden.

>> Das Projekt <<

Wir stellen „Eine Stadt erinnert sich“ in vier Teilen vor, haben mit der Professorin und anderen Beteiligten gesprochen.

Das Grafschafter Museum und die Universität Duisburg/Essen haben im Mai eine Partnerschaft vereinbart, die Zuwanderung nach Moers soll erforscht werden. 2019 forschte Professor Ralf-Peter Fuchs mit Studenten im Rahmen eines Seminars zu den Spaniern 1568 – 1598.

Theoretisch begleitet wird dieses Erinnerung-Projekt durch ein Seminar von Liane Schüller.