Kreis Wesel. Kostenloser Sicherheitscheck: Kriminalbeamte zeigen Schwachstellen in Haus und Wohnung. Die Begehung eines Beispielhauses und ihre Ergebnisse.

Ein Zuhause soll ein sicherer Ort sein und viele Menschen haben ein großes Bedürfnis nach Sicherheit. Wir haben Markus Köper vom Kommissariat Kriminalprävention und Opferschutz der Kreispolizei Wesel bei einem Check begleitet: Ein älteres Reihenhaus, wie sie zu hunderten im Kreis Wesel stehen, ist der Treffpunkt. Der Kriminalhauptkommissar weiß genau, wie Einbrecher ticken.

„Sie kommen nicht nachts“, räumt er mit einem Irrtum auf. „Sie nutzen die Dämmerung, morgens und abends, oder kommen tagsüber.“ Wer sich also schützen will, muss viel Geld für Videoüberwachung und Alarmanlage in die Hand nehmen? „Das hindert Einbrecher nicht am Eindringen. Mechanik geht klar vor Elektronik.“ Alles, was Zeit kostet, Lärm macht oder für Aufmerksamkeit sorgt, wehre Einbrecher ab, „sie haben nur drei bis fünf Minuten, um einzudringen“.

Bevor sich der Fachmann das Haus anschaut, rät er: „Täuschen Sie Anwesenheit vor! Einbrecher scheuen Begegnungen, sie wissen nicht, ob sie auf einen 25-jährigen Kampfsportler oder eine alte Dame stoßen.“ Licht signalisiert: Hier ist jemand zu Hause, gern auch in der oberen Etage. „Man kann mit Zeitschaltuhren arbeiten, oder mit Funksteckdosen, die per Handy steuerbar sind.“ Auch sogenannte „Fake-TV“ können helfen, flimmernde Lichter, die einen Fernseher simulieren. Diese speziellen Lampen kosten im Internet um die zehn Euro.

Wer die Ratschläge der Polizei beherzigt und alle Sicherungen fachgerecht einbauen lässt, bekommt dieses Schild. Es soll Einbrecher abschrecken.
Wer die Ratschläge der Polizei beherzigt und alle Sicherungen fachgerecht einbauen lässt, bekommt dieses Schild. Es soll Einbrecher abschrecken. © FUNKE Foto Services | Markus Weißenfels

Jetzt geht es durchs Haus, zunächst zur Terrassentür. Diese ist eine neuere Schiebetür mit Vierfachglas und zwei Bolzen, die sie im geschlossenen Zustand mit dem Rahmen verbinden. Das sollte halten, oder? Nicht unbedingt. Köper empfiehlt einen dritten Bolzen, in diesem Fall ist der Platz dafür im Rahmen werkseitig vorgebohrt. Wichtiger ist: Der Griff hat kein Schloss. „Einbrecher können am Rand mit jedem Werkzeug ohne viel Lärm das Glas durchdringen und dann den Griff umlegen.“ Ein abschließbarer Griff würde helfen, den der Hauptkommissar auch für jedes Fenster im Erdgeschoss und im ersten Stock empfiehlt.

Aktion „Riegel vor“ und kostenlose Beratung

Mit ihrer Kampagne „Riegel vor“ will die Kreispolizei Wesel Einbrechern das Leben schwer machen. Sie Rät: Achten Sie auf verdächtige Personen und Situationen, rufen Sie im Verdachtsfall sofort die Polizei über 110. Und: Lassen sie sich neutral und kostenlos von Ihrer Polizei zum Einbruchschutz beraten.

Im Rahmen der Aktion informieren Kriminalhauptkommissar Markus Köper und sein Team am Freitag, 25. Oktober zu dem Thema in der Verbraucherzentrale Wesel, Wilhelmstraße 5-7, 10 bis 14 Uhr.

Am Sonntag, 27. Oktober, 9.30 bis 15 Uhr, erreichen Sie Kriminalhauptkommissar Michael Kootz-Landers und sein Team unter den Telefonnummern 0281/107-4424 und -4425.

Ein Termin mit den Einbruchspezialisten der Polizei ist kostenlos, auch für Gewerbetreibende. Aktuell liegt die Vorlaufzeit bei zwei Wochen. Termine können während der Aktionstage vereinbart werden oder unter 0281/107-4420.

„Kaufen Sie nicht die 15-Euro-Modelle im Baumarkt“, rät er. Ein wirksames Schloss dieser Art kostet um die 80 Euro und ist VdS-geprüft, heißt: Es widersteht mindestens einer Tonne Druck. „Das kann niemand mal eben mit einem Schraubendreher aushebeln.“ Mit beiden Elementen wäre diese Tür zu 99 Prozent einbruchssicher. Und das fehlende Prozent? „Jemand müsste die Scheibe einschlagen. Das ist schwierig, laut und die Verletzungsgefahr ist groß“, das geschehe in der Regel nur im Fernsehen, „da sind die Scheiben aus Zucker“.

Die Terrassentür könnte relativ sicher sein. Leider hat sie keinen  abschließbaren Griff, ebenso wie die Fenster. Ein Sicherheitsrisiko.
Die Terrassentür könnte relativ sicher sein. Leider hat sie keinen abschließbaren Griff, ebenso wie die Fenster. Ein Sicherheitsrisiko. © FUNKE Foto Services | Markus Weißenfels

Auch die Eingangstür des Häuschens ist relativ neu und auf den ersten Blick massiv mit ihrer Mehrfachverriegelung. Dem zweiten hält sie nicht stand: Das billige Schloss ist kinderleicht zu knacken, Einbrecher haben gängige Adapter, um diese Standardschlösser zu öffnen. Zurück bleiben nicht mal Spuren. Markus Köper empfiehlt einen anderen Schließzylinder, zu haben für rund 80 Euro. Soll die Tür noch sicherer werden, könnten an der Scharnierseite noch zwei Hintergreifhaken Besserung bringen: Türen werden nicht nur an einer Seite aufgehebelt.

Während die Haustür leidlich gesichert ist, wurde der Keller vergessen: Ein Einfallstor für Einbrecher.
Während die Haustür leidlich gesichert ist, wurde der Keller vergessen: Ein Einfallstor für Einbrecher. © FUNKE Foto Services | Markus Weißenfels

Das letzte Kapitel zum Thema Tür ist das schlimmste in diesem Haus, die Kellertür. In unserem Fall handelt es sich um eine einfache Holztür mit schlichtem Schloss, das hält niemanden auf und die Miene des Polizisten lässt teure Anschaffungen befürchten. Doch er bietet eine pragmatische Lösung: Weil die Tür kaum genutzt wird, empfiehlt er, rechts und links des Rahmens jeweils im Bereich über den Scharnieren U-Haken an der Mauer anzubringen. Jeweils ein stabiles Brett oder eine Eisenstange eingehängt, fertig. Wird die Tür gebraucht, lassen sie sich vorübergehend entfernen. Wichtig: Ein Balken in der Mitte hilft nicht, die Tür könnte an den Ecken aufgehebelt werden.

Pilzkopfverriegelungen wie diese erschweren das Einsteigen enorm. Wo sie fehlen, kann nachgerüstet werden.
Pilzkopfverriegelungen wie diese erschweren das Einsteigen enorm. Wo sie fehlen, kann nachgerüstet werden. © FUNKE Foto Services | Markus Weißenfels

Der Blick auf die Kellerfenster zeigt: Eine simple Schraube würde bereits verhindern, dass der Verriegelungsgriff angehoben wird, entsprechende Bohrungen sind bei diesen Fenstern bereits vorhanden. Das reicht aber nicht, die Gitter auf dem Lichtschacht müssen mit Ketten gesichert werden, rät Markus Köper. Sie müssen mit dem Mauerwerk verbunden sein, nicht mit der Kunststoffverkleidung des Schachtes.

Thema Fenster. Mindestens im Erdgeschoss und im ersten Stock sollten diese gut gesichert sein. „Viele Einbrecher weichen auf das Obergeschoss aus, weil Fenster im Erdgeschoss gut geschützt sind“, sagt der Kriminalhauptkommissar. „Kletterhilfen“ wie Wintergärten oder Terrassenüberdachungen helfen ihnen dabei, auch Bäume werden gern genommen, zur Not Mülltonnen.

Ein Blick auf das Fenster der Gästetoilette im Erdgeschoss: Ein schmiedeeisernes Gitter mit Verschnörkelungen aus den 50er Jahren schützt es bis heute effektiv. Dennoch hat das kleine Fenster, worauf es ankommt: Pilzkopfverriegelungen, die es sicher mit dem Rahmen verbinden. Sie sind kaum auszuhebeln.

Zwar haben die Fenster in Küche, Schlafzimmer und zwei weiteren Zimmern ebenso solche Verriegelungen, aber zu wenige. Der Fachmann empfiehlt, nachzurüsten. Für ein einfaches Kunststofffenster koste das rund 300 Euro. Doch es gibt preiswertere Möglichkeiten für rund 130 Euro, sogenannte Aufbruchsperren. Nicht ganz so elegant, aber genauso effektiv. Wichtig sei es, auf das VdS-Prüfsiegel zu achten. Und klar: Keines der Fenster in unserem Beispielhäuschen hat abschließbare Griffe, das muss sich ändern. Eine weitere Erkenntnis bringt dieser Ortstermin: Rollläden schützen nicht, „die Einbrecher reißen sie einfach heraus“.

Mit all diesen Tipps lässt die Polizei die Eigentümer oder Mieter nicht allein. Es gibt die „Schutzgemeinschaft Wesel im Netzwerk ‚Zuhause sicher‘“, Unternehmen für den mechanischen Einbruchschutz im Kreis Wesel. Die Polizei hat sie geprüft. Darüber hinaus ist unter „Keinbruch“ im Internet eine Fachbetriebssuche hinterlegt, die via Postleitzahl nahe gelegene Firmen herausfiltert. Übrigens: Mieter müssen ihre Vermieter um Erlaubnis bitten, bevor sie Änderungen vornehmen.