Moers/Kreis Wesel. Der Fall in Moers, bei dem Polizisten einen Mann mit Messern erschossen haben, ist einer von mehreren im Kreis. So viele Vorfälle sind bekannt.

Die Nachricht sorgt in Moers auch Tage nach dem Vorfall noch für Gesprächsstoff: In Eick-Ost haben zwei Polizisten einen 26-jährigen Mann erschossen, der nach aktueller Erkenntnislage Polizisten zuvor mit zwei Messern bedrohte. Dass Polizisten von ihrer Schusswaffe Gebrauch machen, kommt nicht häufig vor. In den vergangenen zehn Jahren gab es in Moers ingesamt drei Vorfälle, erklärt Peter Reuters, Sprecher der Kreispolizeibehörde Wesel, auf Anfrage der Redaktion. Einer davon ist der jüngste Vorfall in Eick-Ost.

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Im Oktober 2016 haben Polizisten einen 48-jährigen Mann am Moerser Bahnhof erschossen, nachdem dieser zuvor mit einem Messer drohte. Der Angreifer wurde von drei Geschossen getroffen, die Staatsanwaltschaft erklärte später, dass die Beamten aus Notwehr handelten. Im April 2023 gab es zudem einen Polizeieinsatz an der Shell-Tankstelle an der Uerdinger Straße, bei dem ein 25-jähriger Mann von einem Polizisten angeschossen wurde, nachdem er die Beamten zuvor mit einem Messer bedrohte. Zwischenzeitig war Lebensgefahr nicht auszuschließen. Der Mann musste sich später vor Gericht verantworten, wurde letztenendlich freigesprochen.

Messer-Angriff in Neukirchen-Vluyn 2022: Polizisten erschossen 50-Jährigen

Einen weiteren Einsatz mit Schusswaffengebrauch gab es laut Reuters im April 2022 am Etzoldplatz in Neukirchen-Vluyn. „Hier hatte ein Mann in seiner Wohnung randaliert und die Einsatzkräfte bedroht“, erklärt er. „Ein Spezialeinsatzkommando setzte gegen den mit einem Fleischmesser bewaffneten Täter die Schusswaffe ein.“ Der 50-Jährige erlag damals seinen Verletzungen.

Im Aprill 2023 gab es einen Vorfall an der Shell-Tankstelle in Moers. Hier bedrohte ein Mann Polizisten mit einem Messer.
Im Aprill 2023 gab es einen Vorfall an der Shell-Tankstelle in Moers. Hier bedrohte ein Mann Polizisten mit einem Messer. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Obwohl die Fälle alle unterschiedlich sind, ist eine Gemeinsamkeit zu erkennen: Die Angreifer haben zuvor immer mit einem Messer gedroht. Haben Straftaten mit Messern zugenommen? Ein Blick in die Kriminalitätsstatistiken der Polizei zeigt, wie sich die Fälle in den vergangenen Jahren entwickelt haben. Seit 2019 erfasst die Polizei in ihrer Statistik das Messer als eigenes Tatmittel, erklärt Polizeisprecher Reuters. 2019 hat die Polizei im Kreis Wesel insgesamt 88 Straftaten mit einem Messer registriert, 2020 waren es 80, 2021 insgesamt 122, 2022 waren es 144 und im Jahr 2023 insgesamt 121. Nicht alle eingesetzten Messer fielen dabei unter das Waffengesetz, zählt Reuters weiter auf. Im Jahr 2019 waren es insgesamt 22 Messer, ein Jahr später 21. Im Jahr 2021 waren es 16 Messer, 2022 insgesamt 20 und 2023 insgesamt 22 Messer.

Polizei im Kreis Wesel: So viele Körperverletzungsdelikte mit Messern gab es

Zusätzlich erfasst die Kriminalitätsstatistik, wie viele Körperverletzungsdelikte es mit einem Messer gab. Auch konnte erfasst werden, wie hoch der prozentuale Anteil der Körperverletzungsdelikte mit einem Messer gemessen an der Zahl der Körperverletzungsdelikte im Kreis insgesamt liegt. Im Jahr 2019 waren es insgesamt 41 Fälle (1,84 Prozent), 2020 waren es 28 (1,2 Prozent), 2021 insgesamt 39 (1,96 Prozent), 2022 gab es 36 Fälle (1,4 Prozent) und 2023 ebenfalls 36 (1,52 Prozent).

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„Straftaten, bei denen ein Messer zum Einsatz kommt, erregen grundsätzlich mehr Aufsehen und stehen, nicht zuletzt seit der Ereignisse in den letzten Monaten, im besonderen Fokus der Öffentlichkeit“, ordnet Polizeisprecher Reuters ein. Die Polizei im Kreis Wesel habe die Straftaten mit dem Tatmittel Messer im öffentlichen Raum besonders im Fokus und „diverse Maßnahmen“ zur Bekämpfung eingeleitet. „Auch unser Behördenleiter, Landrat Ingo Brohl, hat das Thema besonders in den Fokus genommen.“

„Straftaten, bei denen ein Messer zum Einsatz kommt, erregen grundsätzlich mehr Aufsehen und stehen, nicht zuletzt seit der Ereignisse in den letzten Monaten, im besonderen Fokus der Öffentlichkeit.“

Peter Reuters, Sprecher der Kreispolizeibehörde Wesel

Bei den zahlreichen direktionsübergreifenden Einsätzen im Rahmen des strategischen Behördenziels „Bekämpfung der bürgerbelastenden Kriminalität“ sei das Thema zudem ebenfalls präsent. Reuters: „Die Anordnung der strategischen Fahndung für die Zeit und den Ort der Moerser Kirmes ist ebenfalls eine Reaktion darauf und hat bereits zum Auffinden gefährlicher Gegenstände im Veranstaltungsraum geführt.“