Kreis Wesel. Im Kreis Wesel sind 2022 mehr Straftaten begangen worden. Es gab mehr Einbrüche, aber auch die Gewalt von Kindern und Jugendlichen ist gestiegen.
Die Zahl der Straftaten ist im vergangenen Jahr auch im Kreis Wesel gestiegen. In manchen Bereichen sogar deutlich. Insgesamt 26.823 Delikte bedeuten einen Anstieg von 13,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit befindet sich der Kreis im Landestrend.
Laut Landrat Ingo Brohl und Kreispolizei, die die Zahlen am Donnerstag vorstellten, lässt sich daran auch ein gesamtgesellschaftlicher Zustand ablesen. „All die Dauerkrisen haben etwas mit den Menschen gemacht“, sagte Leitender Polizeidirektor Rüdiger Kunst mit Blick auf Corona-Pandemie und Ukrainekrieg. In dem Zusammenhang sind vor allem die Zahlen der Diebstahlsdelikte und der Gewalttaten zu betrachten.
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Rund 40 Prozent aller Straftaten in 2022 waren Diebstahlsdelikte. Laut Kunst auch eine Folge der gestiegenen finanziellen Belastung, der viele Menschen nach Corona und seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ausgesetzt sind. 10.837 Taten verzeichnete die Kreispolizei in diesem Bereich kreisweit. Den Großteil davon, 5731 Fälle, machten besonders schwere Fälle des Diebstahls aus, die nach Paragraf 243 des Strafgesetzbuches geahndet werden. Darunter fallen auch Einbrüche. 758 Einbrüche und Einbruchsversuche allein in Wohnungen hat es laut Polizei im vergangenen Jahr im Kreis Wesel gegeben, 207 mehr als noch 2021.
Als erfreulich bezeichnete Rüdiger Kunst in diesem Zusammenhang die Aufklärungsquote, die seit 2015 mal knapp, mal deutlicher über 50 Prozent liegt und sich 2022 auf 51,2 Prozent einpendelte.
In den aktuellen Wert flossen auch die Ermittlungserfolge ein, die Kriminalrätin Stefanie Teipel und Kriminalhauptkommissarin Christina Schubert vorstellten. Zum Beispiel die Serie von Kellereinbrüchen in Moers, Wesel und Dinslaken Anfang 2022 oder die Aufklärung von mehr als 80 Einbrüchen allein in NRW, die ihren Anfang im Winter 2021 nach vier Einbrüchen in Hamminkeln-Ringenberg nahm und unter anderem nach Auswertung von DNA-Material und Beschattungsmaßnahmen im November 2022 in einer Festnahme in Mülheim an der Ruhr mündete.
Straftaten im Kreis Wesel: Landrat Ingo Brohl sieht ein gesellschaftliches Problem
Die Zahl der Betrugsdelikte lag 2022 mit 2561 Taten nur leicht über dem Vorjahr (2527), positiv laut Polizei ist allerdings, dass die bekannt gewordenen Straftaten zum Nachteil älterer Menschen im vergangenen Jahr deutlich zurückgegangen sind, auch dank der eigenen massiven Präventionsarbeit, sagte Polizeidirektor Kunst. Von 906 Straftaten in 2021, bei denen es in 64 Fällen zur Vollendung gekommen war, sank die Zahl demnach 2022 auf 613 Straftaten mit 36 Vollendungen. Die Dunkelziffer sei aber sicher höher, so Kunst weiter.
Der Bereich, der Landrat Ingo Brohl und der Kreispolizei unterdessen die meisten Sorgenfalten auf die Stirn getrieben hat, ist der Bereich der Gewaltkriminalität und darin vor allem der Anteil der tatverdächtigen Kinder und Jugendlichen.
898 bekannte Gewaltdelikte gab es 2022 kreisweit, 130 mehr als 2021. Die Zahl der tatverdächtigen Kinder und Jugendliche lag bei 245 und damit so hoch wie in den vergangenen sechs Jahren nicht. Und von 647 schweren oder gefährlichen Körperverletzungen seien 180 von Kindern und Jugendlichen begangen worden.
Der Anstieg sei besorgniserregend, sagte Rüdiger Kunst. Mit welch hoher Gewaltbereitschaft und Hemmungslosigkeit mittlerweile vorgegangen werde, „stimmt mich nachdenklich“.
Der Landrat sieht die Gesellschaft auf ein Problem zusteuern, wenn man nicht interveniert. „Wir müssen ein deutliches Zeichen setzen“, sagte Brohl am Donnerstag. Auch mit Blick auf diesen Bereich kündigte der Landrat für das kommende Jahr einen neuen Schwerpunkt an, der den Titel „Aktion sicher leben - Bekämpfung der bürgerbelastenden Kriminalität“.
>>>Tötungsdelikte fehlen in der Statistik<<<
Die Fälle von Tötungsdelikten fehlen in der Aufstellung, weil die Ermittlungen von der Polizei in Duisburg übernommen werden. Im vergangenen Jahr sei man aber in insgesamt sieben Mordkommissionen einbezogen worden, sagte Rüdiger Kunst. Bekanntester Fall war 2022 der Mord an dem Moerser Kazim Tatar.
Die Zahl der Fälle von Verbreitung, Erwerb, Besitz und Herstellung kinderpornografischer Schriften ging zurück - von 343 in 2021 auf 195 in 2022. Auch hier ist die Dunkelziffer hoch. Eine Dauerermittlungskommission sichtet Datenmaterial von 131 Terabyte. Das entspricht 50 Millionen Bildern oder 511.00 Videos.