Kleve-Griethausen. Dass 40-Tonner am Postdeich Griethausen Anwohnern das Leben schwer machen, ist bekannt. Lösungen gab es bisher nicht. Das soll sich jetzt ändern.

Man stelle sich vor: Seit Jahren lebt man in einer vertrauten Ortschaft, kennt jede Ecke. Man gewöhnt sich an vieles – auch an Unannehmlichkeiten. Doch wie fühlt es sich an, wenn der Alltag von Schwerlastverkehr geprägt ist? Wenn Porzellan in den Schränken klirrt, Risse die Wände durchziehen und ein unerträglicher Lärmpegel – sei es frühmorgens oder gar in der Nacht – zur dauerhaften Belastung wird?

„Nachweisbare seismografische Auswirkungen“

Für die Bewohner des Postdeichs in Griethausen ist das Alltag. Seit Jahren müssen sie die „nachweisbar seismografischen Auswirkungen“ des intensiven Verkehrsaufkommens ertragen. Lkw auf dem Weg zum Unternehmen Ölwerke Spyck sowie – saisonal – Traktoren mit Anhängern, die die umliegenden Felder bewirtschaften, donnern und rattern täglich über die stark beschädigte Straße. Und das nicht nur an Wochentagen.

Die Geduld der Anwohner ist erschöpft. Stephanie Goedhart und Jörg Hogekamp, seit Jahren direkt betroffen, haben jetzt eine Petition gestartet, gerichtet an Straßen NRW – denn der Postdeich fällt in deren Zuständigkeitsbereich. Sie fordern endlich Maßnahmen.

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Marode Straße und massive Erschütterungen

Das Kernproblem liegt in der völlig desolaten Fahrbahn: Durch die erheblichen Straßenschäden haben sich zahlreiche Bodenwellen gebildet. „Im unbeladenen Zustand springen die Fahrzeuge quasi über die Straße und verursachen massive Erschütterungen“, erklärt Stephanie Goedhart.

Eine simple Maßnahme wie Tempo 30 gibt es auf dem Postdeich nicht.

Postdeich Griethausen
Durch die Bodenwellen kommt es in den anliegenden Häusern zu Erschütterungen, wenn ein Lkw darüber fährt. © NRZ | Petra Zellhofer-Trausch

30 bis 50 Lkw täglich sind keine Seltenheit

Auch die Stadt Kleve trägt laut den Anwohnern Verantwortung für die Verkehrssituation. So sei etwa die Oberstraße, die in ihren Zuständigkeitsbereich fällt, seit Jahren von einer chaotischen Parksituation geprägt. Maßnahmen sollten im Rahmen des Dorfentwicklungskonzepts längst auf der Agenda stehen. Doch „getan hat sich nichts“, resümiert Jörg Hogekamp ernüchtert.

Der Straßenzustand des Postdeichs sei jedoch das größte Problem. „Er ist seit Jahren in einem verheerenden Zustand“, betont Hogekamp. In den vergangenen Jahren haben die Bewohner ihre Sorgen immer wieder geäußert – doch Erfolg blieb aus. „Die vereinzelten Briefe gingen nicht an die richtige Stelle“, erklärt Stephanie Goedhart. Währenddessen wächst das Problem stetig. „Wir haben das Gefühl, es wird nicht weniger, sondern mehr“, so Goedhart. 30 bis 50 Lkw pro Tag seien inzwischen keine Seltenheit mehr. „Und wir sprechen hier von 40-Tonnern!“ Ein massives Verkehrsaufkommen, das die ohnehin stark beschädigte Straße weiter belastet.

Kein neues Thema

Die Probleme am Postdeich sind kein neues Thema. Bereits vor rund 20 Jahren gab es Überlegungen, den Verkehr durch eine Abzweigung am Oraniendeich zu entschärfen. Doch diese Idee wurde aus Kostengründen verworfen, erzählt Jörg Hogekamp.

Postdeich Griethausen
Die Straße ist schon lange in einem schlechten Zustand. © NRZ | Petra Zellhofer-Trausch

Eine Maßnahme, die eigentlich für Entlastung sorgen sollte, hat die Lage eher verschärft. Auf Höhe des Postdeichs 227 besteht ein absolutes Halteverbot von montags bis freitags, jeweils von 7 bis 16 Uhr. „Durch die fehlenden parkenden Autos wird hier jetzt noch schneller gefahren“, erklärt Hogekamp. Ürsprünglich hatte das Halteverbot einen anderen Zweck: Es sollte die Sicherheit der nahegelegenen Montessorischule gewährleisten. Diese ist jedoch seit 2021 geschlossen.

Hoffnung durch Dorfentwicklungskonzept

Die Hoffnungen der Anwohner lagen lange auf dem vor drei Jahren ins Leben gerufene Dorfentwicklungskonzept der Stadt, erfüllt haben sich diese bislang aber nicht. Ein kleiner Hoffnungsschimmer kam jetzt durch den Anruf von Bürgermeister Wolfgang Gebing bei Stephanie Goedhart. Der Bürgermeister, als Schirmherr des Dorfentwicklungskonzepts, war vorab über die geplante Petition informiert worden. „Es war ein wirklich gutes Gespräch“, berichtet Goedhart.

„Wenn man morgens aufsteht, rast schon der erste durch. Es ist nicht mehr auszuhalten!““

Stephanie Goedhart
Anwohnerin Postdeich

Die Stadt Kleve prüfe derzeit Teilbereiche, in denen ein Tempo-30-Limit umgesetzt werden könnte aufgrund von Lärmbelästigung. Für den Postdeich selbst liegt die Entscheidung jedoch weiterhin bei Straßen NRW. Dennoch schlug Bürgermeister Gebing vor, sich gemeinsam mit den Initiatoren der Petition vor Ort zu treffen, um die Situation aus erster Hand zu besprechen. Zudem wies er darauf hin, dass die Stadt Kleve einmal jährlich Gespräche mit Straßen NRW führt – hier soll das Thema erneut auf die Agenda kommen.

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Altenheim und Kindergarten in der Nähe

Trotz dieser Signale wächst die Frustration der Anwohner. „Das dauert alles zu lange“, sagt Stephanie Goedhart. „Jetzt kommt auch bald wieder der landwirtschaftliche Verkehr dazu. Ich bin direkt betroffen. Wenn man morgens aufsteht, rast schon der erste durch. Es ist nicht mehr auszuhalten!“

Postdeich Griethausen
Ein Bild aus alten Zeiten. So schön war mal der Blick auf den Postdeich in Griethausen. © Hogekamp | Hogekamp

Die Sorgen gehen jedoch weit über Lärmbelästigung und Erschütterungen hinaus: In unmittelbarer Nähe des Postdeichs befinden sich Altenheim und Kindergarten. „Ein Wunder, dass hier noch nichts passiert ist!“

Von Tür zu Tür

Und so zog Stephanie Goethard durch die Straßen des Ortes, klopfte an Türen, besuchte Veranstaltungen und sammelte Unterschriften. Überzeugungsarbeit musste sie nicht leisten. „Die Anwohner haben alle ein gemeinsames Ziel“, erzählt sie. In geballter Form fordern sie die dringend notwendige Sanierung der maroden Straßenverhältnisse sowie eine Überprüfung des Schwerlastverkehrs und der Verkehrsführung auf dem Postdeich.

Postdeich Griethausen
Jörg Hogekamp und Stephanie Goedhart hoffen auf einen Erfolg der Petition. Überzeugungsarbeit brauchte für die Unterschriften nicht geleistet zu werden. © NRZ | Petra Zellhofer-Trausch

Am 1. Dezember startete die Petition, 126 Unterschriften kamen zusammen, die im Januar per Einschreiben an Straßen NRW übermittelt wurden. Eine Rückmeldung steht bisher aus. „Jetzt heißt es warten und hoffen“, sagen Stephanie Goedhart und Jörg Hogekamp.