Kreis Kleve. Ein Mitglied und 100 Unterstützer hat das BSW bereits vor Ort. Wie Michael Kiesling aus Kleve für die neue Partei in den Bundestag einziehen will
Michael Kiesling hat gut Lachen: Der 47-Jährige Klever, der ursprünglich aus Kamp-Lintfort stammt, hat in dem bald endenden Jahr politisch so viel erlebt, wie er es sich zwölf Monate zurvor kaum hat träumen lassen. Alles begann am 8. Januar 2024 mit der Parteigründung des neuen Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) und dem kurz darauf startenden Wahlkampf für die Europawahl Anfang Juni. In dieser Zeit hat sich der Berufssoldat, der in der Kalkarer Kaserne arbeitet, erstmals mit dem Bündnis beschäftigt.
„Zur Europawahl habe ich mich selber gefragt: Was wähle ich? Da habe ich mir die verschiedenen Wahlprogramme der ganzen Parteien durchgelesen und bin dann tatsächlich beim BSW hängengeblieben“, berichtet Kiesling. Über deren Homepage hat er sich daraufhin als Unterstützer eingetragen.
BSW-Plakate im Höcke-Wahlkreis aufhängen, war „freaky“ und speziell
„Irgendwann ging dann das Telefon, dass sie jemanden brauchen, um für den Europawahlkamp Plakate aufzuhängen“, so der Klever über seine ersten Berührungspunkte für Sahra Wagenknechts neue Partei. Kurz später war es dann soweit und der BSW-Sympathisant befestigte die ersten Wahlplakate in Kleve. Sehr überrascht seien die Bürger allerdings nicht gewesen: „Wir haben fast nur Plakate mit dem Motiv Sahra Wagenknecht aufgehängt – und die kennt man halt“, berichtet der 47-Jährige. Die Reaktionen in Kleve seien durchaus positiv gewesen. Auch an einem Stand habe er damals Wahlkampf für das noch junge Bündnis gemacht.
Und auch bei den Landeswahlen im Osten bot der Klever seine Unterstützung an, die dankend angenommen wurde. „Ich habe tasächlich im Höcke-Wahlkreis Greiz in Thüringen Plakate fürs BSW aufgehängt. Das war ein bisschen anders als hier, es war schon freaky“, so Kiesling. Es habe „mehr Diskussionen“ gegeben, bedroht gefühlt habe es sich allerdings nicht.
Die Gründung des Landesverbandes war ein wichtiger Schritt
Am 7. September folgte dann die Gründung des BSW-Landesverbandes NRW. Zudem trat Michael Kiesling in die neue Partei ein. „Bisher bin ich allerdings das einzige BSW-Mitglied im Kreis Kleve“, sagt der Soldat, der aber darauf verweist, dass es im Kreis trotzdem über 100 Unterstützer gibt. Unter anderem gehören die Kalkarerin Silvia Thon und ihr Mann Emiel dazu, die auch in den kommenden Wochen Kiesling beim Bundestagswahlkampf unterstützen werden.
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Wer sich auch für das Bündnis Sahra Wagenknecht interessiert, ist zu einer offenen Bürgersprechstunde eingeladen, die am Sonntag, 26. Januar, ab 14.30 Uhr an der Wöhrmannstraße 11 in Kalkar-Kehrum angeboten wird.
Die Rede des Klever überzeugte 93 Prozent der BSW-Mitglieder
Ein spannender Tag war für den Berufssoldaten aus Kalkar dann der 30. November, der Landesparteitag in Bochum, wo die Aufstellung der Landesliste anstand. Unter anderem bewarb sich Michael Kiesling mit einer Rede, die offenbar sehr gut ankam: „Ich war positiv überrascht, dass die Mitglieder so eine Menge Vertrauen in einen setzen. Als Soldat ist man in der Partei ja schon ein Exot, die meisten kommen eher aus dem sozialen Bereich.“
Der 47-Jährige überzeugte offenbar so sehr, dass er mit 93 Prozent der Delegierten auf Listenplatz 15 gewählt wurde. Platz eins in NRW belegt übrigens Sahra Wagenknecht, die Kiesling auch am Rande der BSW-Landesparteitages kennenlernen durfte. Nun stellt sich natürlich die Frage, wieviel Prozent der Stimmen das BSW in NRW erreichen müsste, damit der Klever statt in der Kalkarer Kaserne künftig im deutschen Bundestag tätig ist.
„Wir müssten schon eine Menge holen. Das im Moment ganz schwierig vorauszusagen. Es kann sein, dass ich dabei bin – muss aber nicht“, so der 47-Jährige. Die ersten zehn NRW-Listenplätze seien „schon fast sicher“, wagt der Klever eine vorsichtige Prognose. Aber ob es für ihn selber auch reicht? „Zweistellig müsste das Ergebnis schon sein“, so die Hoffnung des BSW-Mann aus Kleve.
BSW plant mehrere Wahlkampfstände und 300 Plakate
Bis dahin ist aber ohnehin noch ein weiter Weg: „Wir planen mehrere Wahlstände und haben für den Kreis Kleve 300 Plakate, plus die großen Aufsteller – bei der Europawahl waren es deutlich weniger. Zum Glück haben wir hier sehr motivierte Unterstützer“, so das erste Kreis Klever BSW-Mitglied.
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Was ihn an dem neuen Bündnis besonders begeistert, erklärt der Klever so: „Mein Thema ist tatsächlich der Frieden, den die Partei anstrebt – unter anderem ein Ende des Krieges in der Ukraine.“ Dazu ergänzt der Berufssoldat: „Wenn wir Soldaten nicht für Frieden sind, wer dann?“ Frieden müsse aber auch gesichert werden. Dies sei für ihn der größte Ansporn, für noch junge Partei aktiv zu sein.