Kleve. Gestank, Dreck und defekten Toiletten: Eine Pendlerin aus Kleve spricht über ihre Erfahrung mit dem Niersexpress. Und gibt einen Tipp.

  • Der RE10 fährt stündlich zwischen Kleve und Düsseldorf
  • Pendlerin Andrea Korte nutzt den Zug seit sieben Jahren – und ist verärgert
  • Seit Monaten sitzt in den Polstern tiefer Dreck
  • Bisher trafen die Beschwerden auf taube Ohren

Andrea Korte ist Kummer gewohnt. Die Berufspendlerin aus Kleve nutzt seit sieben Jahren den Regionalexpress RE10 zwischen Kleve und Krefeld, weil sie beruflich viel im Ruhrgebiet zu tun hat. Seit sieben Jahren hat sie Probleme mit dem Niersexpress: Züge fallen aus, Züge verspäten sich, Stellwerke sind kaputt, Personal fehlt – das Programm ist bekannt. Doch jetzt ärgert sich Andrea Korte über etwas ganz anderes: Noch nie seien die Waggons des Niersexpress so dreckig gewesen wie jetzt.

Die blauen Sitze sind seltsam verschmiert

Wenn Andrea Korte den Zug morgens betrete, müsse sie schon lange suchen, bis sie noch einen Stuhl findet, der nicht verdreckt ist. Die blauen Sitze sind seltsam verschmiert, sie sehen aus, als ob sich dort eine dicke Dreckschicht eingefressen habe. „Da möchte man nicht gerne Platz nehmen“, sagt sie.

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Die Bahnfahrerin hat sich bereits an den Betreiber RheinRuhrBahn gewandt, aber keine befriedigende Antwort erhalten. Auch das Gesundheitsamt des Kreises Kleve und das Klever Ordnungsamt hat sie angerufen, weil sie deutliche Hygienemängel im Zug erkennt: „Die Toiletten werden nicht gereinigt oder sind erst gar nicht benutzbar. An manchen Tagen kann man ein Abteil gar nicht betreten, weil es so intensiv nach WC riecht“, schildert sie. Richtig verantwortlich fühle sich niemand, so ihr Eindruck.

Menschen im Kreis Kleve
Nehmen Sie doch gerne Platz! Nee, nicht wirklich. Die Sitze im RE10 sind seit Monaten massiv verschmutzt. © Andrea Korte | Andrea Korte

Die Zustände seien unverschämt

„Was sollen wir Fahrgäste uns eigentlich noch alles gefallen lassen?“

Andrea Korte beklagt dreckige Sitze und stinkende Toiletten.

Andrea Korte mag das nicht mehr hinnehmen: „Was sollen wir Fahrgäste uns eigentlich noch alles gefallen lassen?“, fragt sie sich. Gegenüber den Kunden seien diese Zustände eine Unverschämtheit: „Wir haben uns damit abgefunden, dass es ständig technische Probleme gibt, die man nicht so schnell beheben kann. Aber die Sauberkeit in den Zügen kann man ja wohl in den Griff bekommen. Die Aussage gegenüber den Kunden heißt doch jetzt: Du bist uns egal.“

Die Kleverin, die zu unterschiedlichen Zeiten mit dem RE10 unterwegs ist, weiß zu berichten, dass alle Züge so verdreckt sind. „Man muss sich einen halbwegs sauberen Sitz suchen“. Weil die Abteile in der 2. Klasse oft verschmutzt sind, setzt sie sich gelegentlich auch aus Protest in die 1. Klasse. „Dafür musste ich jüngst 60 Euro Strafe bezahlen. Ich rede dann immer mit den Schaffnerinnen, denen ist der Zustand der Abteile auch peinlich.“

Toiletten sind hartnäckiges Problem

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Die Sitze im RE10 sind seltsam verschmiert. © Andrea Korte | Andrea Korte

Die NRZ hakte bei der RheinRuhrBahn nach. Sprecher Tim Nowak teilt der Redaktion mit, dass die Sitze im RE10 täglich nach Betriebsschluss gereinigt werden, „wobei je nach Verschmutzungsgrad auch eine intensivere Polsterreinigung durchgeführt wird“, schreibt er. Stark verschmutzte Sitzpolster würden bei den regelmäßigen Fristarbeiten in der Werkstatt ausgetauscht. Das Erscheinungsbild auf den aktuellen Bildern, die Andrea Korte der NRZ gemailt hat, sah allerdings auch schon in den Sommermonaten so aus.

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Ein hartnäckiges Problem sind auch die Toiletten: „Leider müssen wir in einigen Fällen Toiletten aufgrund von falscher Nutzung oder Vandalismus vorübergehend außer Betrieb nehmen, um die Sicherheit und den Komfort unserer Fahrgäste während der Fahrt zu gewährleisten. Die Zugtoiletten werden täglich gereinigt – dennoch kann es im Laufe des Tages zu erneuten Verschmutzungen kommen. Toiletten, die außer Betrieb sind, weisen entweder einen technischen Defekt auf oder sind so stark verschmutzt bzw. verstopft, dass sie nicht mehr nutzbar sind“, so Nowak.

Bahn-Sprecher: Generelles Belüftungsproblem gibt es nicht

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Man müsse suchen, bis man einen sauberen Platz finde, so Bahnnutzerin Korte. © Andrea Korte | Andrea Korte

Bei einer Verstopfung erfolge in der Regel eine zeitnahe Entstörung. Diese Störungsbehebung gelingt oft noch während des Betriebstages durch ein mobiles Instandhaltungsteam oder im geplanten Werkstattintervall. „Einzelne Toilettenstörungen sind allerdings in ihrer Komplexität anspruchsvoller bzw. es werden zur Behebung Ersatzteile benötigt, die aufgrund der allgegenwärtigen Lieferschwierigkeiten kurzfristig nicht verfügbar sind. Daher können einzelne Reparaturen etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen“, teilt der Bahnsprecher mit.

„Eine Geruchsbelästigung kann im Falle einer Verstopfung auftreten. Ein generelles Problem mit der Belüftung in den Toilettenbereichen gibt es jedoch nicht“, so Nowak.

Bahnfahrerin: „Sitze sind seit Monaten massiv verdreckt“

Den Ausführungen des Unternehmenssprechers kann Andrea Korte nicht folgen: „Die Sitze sind seit Monaten massiv verdreckt. Einige Abteile stinken enorm, weil die Toiletten nicht gereinigt werden. Es ist ärgerlich, was einem zugemutet wird.“ Und die Toiletten seien auch schon am frühen Morgen gegen 8 Uhr zum Teil nicht zu benutzen.

Immerhin: Von einem Bahnfahrenden hat sie einen Tipp erhalten: „Bevor man einsteigt, sollte man darauf achten, ob es am Waggon brummt. Wenn das nicht der Fall ist, dann ist die Klimaanlage außer Betrieb.“ Ergo: Besser nicht einsteigen.