Goch/Alpen. Familie Krott aus Goch bestieg den höchsten Berg der Alpen. Ihre Motivation fußte auf einer Gaesedoncker Tragödie. Das erlebten sie.

Wie wird das Wetter am 6. August 2024?  Diese Frage stellte sich der Gocher Bergsteiger Christoph Krott (Jahrgang 1961) schon im März diesen Jahres, denn um den Mont Blanc, den höchsten Berg der Alpen, zu besteigen, muss man schon ein halbes Jahr vorher die entsprechende Berghütte zur Übernachtung buchen. Und der 6. August war der einzige noch für drei Personen zur Verfügung stehende Termin. Somit fieberte Vater Christoph mit seinen Kindern Claudio (26) und Carolin (24), alle drei Absolventen des Gocher Collegium Augustinianum Gaesdonck, schon seit Monaten dem August entgegen.

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Gaesedoncker Präses starb beim Abstieg

Aber noch weiter zurück: Im August 1981 hatte der Präses der oben erwähnten Gaesdonck den Mont Blanc bestiegen, war aber beim Abstieg tödlich verunglückt. Bald darauf hatten einige seiner Gaesdoncker Bergfreunde an der Absturzstelle in steilem, schwer zugänglichem Gelände ein eisernes Gedenkkreuz aufgestellt. An diesem Kreuz kamen im Jahr 1990 auch Christoph Krott, seine Frau Lisa und weitere vier Gocher Bergsteiger bei ihrer ersten Besteigung des höchsten Alpengipfels vorbei. Aber seitdem war fast kein Gaesdoncker Alpinist mehr am Gedenkkreuz von Präses Reher-Baumeister vorbeigeklettert.

2024, also über 40 Jahre nach dem Unglück, fassten die drei Krotts den Plan, den höchsten Alpengipfel als Familienseilschaft zu besteigen. Nach einigen Wochen Training und Akklimatisation im Schweizer Bergdorf Randa nahte nun der 6. August. Und – das Wetter war vielversprechend, die drei Gocher Alpinisten brachen per Auto nach Chamonix in Frankreich auf.

Aufstieg bei Dunkelheit

Familie Goch besteigt Mont Blanc
Gedenkkreuz an den, in den Alpen verstorbenen, Präses Reher-Baumeister. © Christoph Krott | Christoph Krott

Nach vierstündigem Anmarsch und einer Übernachtung in der bekanntlich rechtzeitig gebuchten Tête-Rousse-Hütte begann nachts um 3 Uhr der finale Aufstieg mit der Querung einer sehr gefährlichen Geröllrinne, die zu dieser frühen Zeit aber keinen Steinschlag bescherte. Eine gute Stunde später erreichten die Bergsteiger schon das Gedenkkreuz des Präses‘, immer noch bei Dunkelheit. Weiter ging es zur modernen Goûter-Hütte, wo sich die Alpinisten ins Seil banden, denn ab hier führte der Gipfelaufstieg nur noch über Gletscher. Bei Sonnenaufgang stapfte die Seilschaft schon unter blauem Himmel und bei Windstille dem Zwischengipfel Dôme du Goûter entgegen.

So hoch gings hinaus

Der Mont Blanc an der Grenze zwischen Frankreich und Italien ist mit 4805,59 Metern Höhe der höchste Berg der Alpen, Frankreichs, Italiens und des Europäischen Wirtschaftsraums. Auf ihrem Weg dahin, halten die Krotts an der Goûter-Hütte, die 3800 Meter in der Höhe liegt. Der Zwischengipfel Dôme du Goûter, den die Alpinisten ebenfalls passieren, liegt 4300 Meter hoch.

Danach nahmen die technischen Schwierigkeiten zu: über steiles Eis und schmale Grate ging es mit Steigeisen an den Füßen zwischen Gletscherspalten und Eiswülsten dem langersehnten Gipfel entgegen. Nach rund acht Stunden anstrengendem Aufstieg erschien endlich die flache Gipfelkuppe. Hier erlebte auch Präses Reher-Baumeister seine leider letzte Gipfelstunde. Die Gocher Bergsteiger genossen die fantastische Rundsicht über hunderte Alpengipfel bis weit ins Flachland hinein, Vater Christoph bereits zum zweiten Mal in seinem Leben. Das Bergsteiger-Glück war vollkommen.

Böse Überraschung nach 48 Stunden

Petra Zellhofer-Trausch
Nach 48 Stunden neigte sich das Klettern einem Ende zu. © Christoph Krott | Christoph Krott

Nach einem Abstecher zum nur wenig tieferen italienischen Nebengipfel folgte nun der nicht minder anspruchsvolle, aber weniger anstrengende Abstieg zur Goûterhütte. Dort nächtigten die Krotts noch einmal, um am nächsten frühen Morgen wieder das berüchtigte Couloir gefahrlos queren zu können. Diesmal konnten sie auch im ersten Tageslicht Erinnerungsfotos am Präses-Gedenkkreuz machen, und mittags, rund 48 Stunden nach Aufbruch, wurde der Talort Chamonix wieder erreicht. Ende gut, alles gut – bis auf das Knöllchen, das zur Begrüßung an der Windschutzscheibe klebte.

Aber egal, ein unbezahlbares Erlebnis, eine Reise durch Erinnerungen und durch eine atemberaubende hochalpine Welt hatte ihr glückliches Ende gefunden. Vater Christoph (der unfreiwillige Bremser), Tochter Carolin (die tapfere Kämpferin) und Sohn Claudio (der umsichtige Seilschaftsführer) fuhren wieder heim. Erst nach Randa, später zurück an den flachen Niederrhein.

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