Uedem. In Uedem sorgen Bundeswehr, Polizeibehörden und die Deutsche Flugsicherung gemeinsam dafür, dass den EM-Stadien keine Gefahr aus der Luft droht

Kaum kommt die Presse ins Haus, wird auch schon Feueralarm ausgelöst. Was für ein schräger Zufall. Nur gut, dass man am Paulsberg in Uedem eine hauseigene Feuerwehr hat. Die Beschäftigten müssen die Gebäude sofort verlassen. Auch die Beamten der Landespolizeibehörden und der Bundespolizei, die gerade gemeinsam mit der Deutschen Flugsicherung und der Bundeswehr die Gefahrenabwehr im Flugraum koordinieren. Schließlich ist gerade Europameisterschaft, es gibt zehn Spielorte in sieben Bundesländern.

Einsatzzentrale für die EM 2024

„Unsere föderale Struktur ist komplex“, gibt Michael Hogrebe zu bedenken. Er ist stellvertretender Kommandeur und Chef des Stabes Zentrum Luftoperationen, also gewissermaßen der Gastgeber. In der Vorbereitung der EM hat man sich überlegt, dass es sinnvoll ist, die Kräfte zu bündeln. Also nicht in jedem Bundesland eine Zentrale für die Luftüberwachung einzurichten. „Dazu hätten wir auch gar nicht die Fähigkeiten“, sagt der Leitende Polizeidirektor Martin Landgraf aus Baden-Württemberg. Was liegt also näher, als die Institution zu nutzen, die hierfür ohnehin bestens ausgestattet ist?

Alberto Coppola, Leiter der Polizeifliegerstaffel NRW und Martin Landgraf, Leitender Polizeidirektor Baden-Würtemberg.
Alberto Coppola, Leiter der Polizeifliegerstaffel NRW und Martin Landgraf, Leitender Polizeidirektor Baden-Würtemberg. © NRZ | Andreas Daams

Nach einer halben Stunde ist der Fehlalarm vorüber, alle dürfen wieder hinein. Es geht hinab in den Keller. Riesige Monitore an der Wand, davor in zwei Reihen Tische und Stühle mit allerlei technischen Geräten, deren Zweck man als Laie nicht durchschaut. Hier unten hat man für die Zeit der EM eine Einsatzzentrale geschaffen, die dem jeweiligen Einsatzleiter am Stadion zuarbeitet. Für die Presse hat man so einen Ernstfall simuliert. Da fliegt ein Kleinflugzeug in die verbotene Zone rings um das Stadion. „Bei der EM ist das bis jetzt noch nicht passiert, aber bei anderen Ereignissen schon“, erzählt Alberto Coppola, Leiter der Polizeifliegerstaffel NRW. Andere Ereignisse – das wären beispielsweise der Besuch des ukrainischen Präsidenten, das Oktoberfest oder die Münchener Sicherheitskonferenz.

Wenn sich mal ein Hobbypilot verfliegt...

Wenn dann also ein Hobbypilot sich nicht vernünftig vorbereitet hat und die Flugverbotszonen nicht kennt, rückt ein Polizeihubschrauber aus, geführt von den Spezialisten der Bundeswehr in Uedem, und signalisiert dem Flugzeugpiloten, dass er auf eine spezielle Funkfrequenz schalten soll. Tatsächlich ist der Polizeihubschrauber mit einem entsprechenden Zahlencode beklebt. Danach wird das Flugzeug dann aus dem Flugraum zum Boden begleitet. Die saftige Rechnung für diesen Verstoß folgt dann später.

„Wir haben da eine ganze Palette von Maßnahmen.“

Alberto Hogrebe,

Und was ist, wenn der Pilot nicht reagiert? Kommen dann die Bundeswehrmaschinen und schießen das Flugzeug ab? Die Militärs und Polizisten schmunzeln. „Wir haben da eine ganze Palette von Maßnahmen“, sagt Hogrebe. Worin die bestehen, bleibt jedoch Dienstgeheimnis.

Der Dienst im Keller

Was hier in Uedem im Mittelpunkt steht, beschreibt Thomas Roosen, Direktor der Landespolizeidirektion NRW, so: „Kommunikation ist das entscheidende Erfolgskonzept.“ In Uedem, wo NATO und Bundeswehr den Flugraum überwachen, ist deshalb nicht nur die Technik vorhanden. Hier sind auch die Spezialisten, die man für die Luftüberwachung des Riesenereignisses EM benötigt. Davon gibt es in Deutschland nicht allzu viele, deshalb kennt man sich und kann hier auf kurzem Dienstweg miteinander agieren – über die Institutionsgrenzen von Bundeswehr, Bundespolizei und den 16 Länderpolizeibehörden hinaus.

Den Spezialraum habe man vor einem halben Jahr aufgebaut, berichtet Stefan Bremkens, Leiter des militärischen Teils des Nationalen Lage- und Führungszentrums Sicherheit im Luftraum. „Die Planung läuft seit zwei Jahren“, sagt Landgraf. Es ist jeden Tag ein Kommen und Gehen, je nachdem, in welchem Bundesland gerade Spiele stattfinden. Dann heißt es: Sieben Stunden lang Kellerdienst, drei Stunden vor dem Spiel, vier danach.

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Einsatzzentrum im Lagerraum

Für den Einsatzleiter am Stadion ist das, was in Uedem läuft, natürlich nur ein Bestandteil der Lagebeurteilung. Am Stadion selbst ist die Drohnenabwehr positioniert, daneben geht es ja auch um mögliche Terroristen vor Ort oder um gewaltbereite Fans. In zwei Wochen räumt man das EM-Einsatzzentrum dann wieder aus. Dann ist hier unten wieder ein ganz normaler Lagerraum.