Kalkar-Grieth. Bei Luigi Pirrello kann man Pizza und Eis im Vorgarten seines Häuschens genießen. Wenn es an der Haustür klingelt, wirft er den Ofen an.

Pizzabäcker und Eisverkäufer Luigi Pirrello (65) aus Grieth hat allen Grund zur Freude. Zum einen scheint endlich einmal die Sonne und zum anderen gewinnt Deutschland an diesem Tag das Spiel gegen Ungarn mit 2:0. „Wir gewinnen – das macht gute Laune und ist gut fürs Geschäft“, ahnte der Italiener bereits zwei Stunden vor Spielbeginn und gab seinen Tipp mit 2:1 für Deutschland fast richtig ab.

Vom Wohnzimmer nur ein paar Schritte bis zum Pizzawagen

Obwohl er gearbeitet hat, konnte er das Spiel zuhause ansehen. Denn der Pizzabäcker backt Hawai, Funghi, Tonno, Capricciosa und Co. im Vorgarten seines Wohnhauses in Grieth. „Das ist ideal. Ich kann im Wohnzimmer Fernsehen und wenn’s klingelt, dann gehe ich raus und backe Pizza für meine Kunden“, freut sich der gebürtige Sizilianer. Die entsteht im eigens dafür eingerichteten Pizzawagen mit entsprechendem Ofen. Und zum Nachtisch wartet im Eiswagen daneben eine ganze Reihe köstlicher Eissorten darauf, vernascht zu werden.

Eiswagen Grieth
Eismann und Pizzabäcker in einem: Luigi Pirrello aus Grieth © NRZ | Anke Gellert-Helpenstein 

Das breit gefächerte Angebot „ihres“ Pizzabäckers lieben nicht nur die Griether. Auch Touristen, die Grieth mit der Fähre oder dem Rad besuchen, stärken sich nur zu gerne bei Pirrello. Und was sagen die Nachbarn zur ungewöhnlichen Vorgartennutzung? „Meine Nachbarn“, betont der Sizilianer, „die haben mich ja erst dazu gebracht. Sie wollten, dass ich hier mit meinem Pizza- und Eiswagen etwas anbiete.“ Und das hat er gemacht und nicht bereut.

Denn Eis und Pizza gehörten immer schon zum Leben des Griethers, der seit 1977 in Deutschland lebt. Erst in Bienen, dann in Grieth, wo man ihm günstig Baugrundstücke anbot. So erbaute er zwei Häuser – in dem einen lebt er seit 1984 und das andere ist vermietet.

Drei Eiswagen und zwei Eisdielen in Kleve und Bedburg-Hau

Eiswagen Grieth
Luigi Pirrello im seinem Griether Pizzawagen. © NRZ | Anke Gellert-Helpenstein

Bis 1991 hatte er drei Eiswagen, mit denen fast der ganze Kreis Kleve versorgt werden konnte. Es folgte die eigene feste Eisdiele in Kellen an der Emmericher Straße (Prima Vera) bis 2000 und dann der Umzug zum Bedburg-Hauer Rathausplatz. Dort gab’s Eis und Pizza von Pirrello bis 2020. Aber der Ruhestand gefiel dem aktiven Italiener nicht. „Mir fiel die Decke auf den Kopf“, gibt er zu. Dann aktivierte er wieder seinen Eiswagen – was in der Corona-Zeit sehr gut angenommen wurde.

Aber mit dem Ende des Lockdowns war auch dieses Kapitel vorbei und die Idee der Nachbarn in Grieth selber etwas anzubieten, wurde umgesetzt. „Im Gartenhaus habe ich Pizza gebacken bis das Ordnungsamt sagte, dass das nicht geht. Dann habe ich eben den Pizzawagen Ende 2021 bei Ebay gekauft, entsprechend umgebaut und bekam die Genehmigung“, erinnert er sich an den Start vor zwei Jahren.

Eiswagen Grieth
Neben dem Pizzawagen weht die italienische Fahne. © NRZ | Anke Gellert- Helpenstein

Er liebt, was er tut und möchte es noch vier bis fünf Jahre weiter machen. „Das ist ja nicht anstrengend“, versichert er. Vielmehr macht es ihm Freude, dass die Griether sein Angebot schätzen. „Luigi ist zufrieden – mit sich selber und dem Leben“, erklärt der dreifache Vater und vierfache Großvater glaubhaft.

Ein Schwätzchen mit dem lustigen Italiener gibt‘s gratis dazu

Er liebt die Ruhe des Schifferstädtchens und die Menschen hier mag er auch. Und sie ihn. „Wenn man sich ins Dorfleben eingibt, dann ist es nicht schwer, hier zu Hause zu sein“, versichert Pirrello, der mit fast jedem seiner Gäste gerne Schwätzchen hält. „Oft quatsche ich auch zu viel“, lacht der sympathische Italiener, „dann kann es sein, dass ich das nicht merke und die Pizza etwas zu lange im Ofen ist und braun wird.“

Übel hat’s ihm noch keiner genommen. Und schmecken tut’s ja trotzdem. Wer sich davon überzeugen möchte, der kann täglich von 12 bis 21 Uhr an der Schloßstraße 16 in Kalkar-Grieth seine Pizza und oder ein Eis bestellen und vor Ort verspeisen oder mitnehmen. Nur montags nicht – dann ist Ruhetag. Dann nutzt Luigi Pirrello die Zeit gerne für Ausflüge mit dem Rad oder mit seinem Cabrio und tankt sein Gute-Laune-Konto wieder voll. Es sei denn es regnet nur. „So wie in diesem Jahr. Das mag ich nicht.“

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