Weeze. Der Flughafen Weeze freut sich 2024 über 1,8 Millionen Fluggäste. Wächst er auf 2,5 Millionen, muss deutlich investiert werden.

Der Flughafen Weeze wird in diesem Jahr seine Wachstumsziele übertreffen. Der Airport an der Grenze zu den Niederlanden ist der am schnellsten wachsende Flughafen in Deutschland. 1,8 Millionen Menschen werden den Airport in diesem Jahr nutzen, im vergangenen Jahr waren es 1,6 Millionen. In fünf Jahren rechnet der neue Sprecher Tom Kurzweg mit 2,5 bis drei Millionen Passagieren.

Der Flughafen Weeze habe enorme Entwicklungschancen, so Kurzweg. Dazu müsse er sich auf seine Nischen besinnen, die er bereits gut ausfülle. Weeze sei ein internationaler Flughafen und auch für die Niederlande wichtig. Insgeheim denkt der Flughafen auch schon über eine Erweiterung nach.

Warum der Flughafen wächst

Denn sollte der Flughafen tatsächlich bald 2,5 Millionen Passagiere abfertigen können, müsse auch über weitere Investitionen nachgedacht werden. Das Vorfeld, also die Abstellfläche für die Flugzeuge, stößt schon jetzt morgens an seine Grenzen. Derzeit hat Ryanair sechs Maschinen in Weeze stationiert. Aber auch die Flugsicherung wird jetzt morgens ausgeweitet, um alle Passagiere zügig abfertigen zu können. 

Flughafen Weeze
Der neue Sprecher des Flughafens Niederrhein in Weeze: Tom Kurzweg.  © NRZ | Andreas Gebbink

Das Wachstum in Weeze hängt auch eng mit der Entwicklung in den Niederlanden zusammen. Waren es vor sechs, sieben Jahren noch 40 Prozent der Passagiere, so sind es heute bereits 50 Prozent. Tendenz steigend. Denn inzwischen sei klar, dass der Flughafen Lelystad nicht gebaut werde, um Schiphol zu entlasten. Und auch der Amsterdamer Flughafen müsse mit Flugstreichungen rechnen, weil die Stickstoffemissionen überschritten würden. 

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Partnerschaft von Tui und Ryanair

Vielversprechend ist auch die Kooperation zwischen Tui und Ryanair. Seit Mai können Reisende erstmals eine Tui-Reise über Weeze buchen. Das gab es bisher noch nicht. Tui hat bei Ryanair ein festes Kontingent eingekauft. Sollte die Kooperation Früchte tragen, könnte auch der Flughafen Weeze davon profitieren. Kurzweg ist überzeugt, dass langfristig nur der Low-Cost-Bereich im Luftverkehr entscheidend wachsen wird. Inlandsflüge werden durch Bahnverbindungen ersetzt. Der so genannte ethnische Verkehr (Familienbesuche), Wochenendausflügler und Urlauber sorgen für Wachstum. Hier ist Weeze gut aufgestellt. 

Obwohl der Flughafen Niederrhein mit seinen 6.500 Parkplätzen auf dem Gelände gutes Geld verdient, soll die Busanbindung verbessert werden. Der neu eingerichtete Shuttle-Bus zwischen dem Düsseldorfer Hauptbahnhof und dem Flughafen werde bereits gut angenommen. Wenn demnächst ein Schnellbus nach Nimwegen fahre, sei das gut, so Kurzweg. Die Parkplätze sind derzeit gut gefüllt. Noch vor den Sommerferien werden sechs neue E-Ladesäulen in Betrieb genommen. Und ein Parkplatz mit 40 Stromzapfsäulen ist in Planung. 

Dass Tom Kurzweg als eine seiner ersten Amtshandlungen am Airport Weeze vier Teppiche für Marokkaner kaufen würde, hätte er auch nicht gedacht. Nein, fliegen können die vier Teppiche natürlich nicht, aber dem neuen Pressesprecher des Flughafens Weeze ist bei seinem Amtsantritt sofort aufgefallen, dass auffallend viele Reisende nach Marokko vor und nach ihren Flügen im Ostteil des Terminals auf dem Boden kniend ein Gebet sprechen. „Die Gebetsteppiche sind sehr gefragt“, sagt Kurzweg. Und damit hat er schon ein kleines Ziel seiner großen Aufgabe erreicht: Der Flughafen soll für Marokkaner und Niederländer deutlich komfortabler werden.

Das ist der neue Flughafen-Sprecher

Tom Kurzweg ist 52 Jahre alt, kommt ursprünglich aus Hamburg und hat dort einem Managementschule besucht.

Er hat für die LTU in Hamburg gearbeitet, war für Eurowings und die Lufthansa tätig und war zuletzt Sprecher für die Flughäfen in Leipzig. Hier war er für das Passagiergeschäft zuständig.

Kurzweg wohnt in Berlin und hat in Krefeld eine Wohnung. Er sei aber häufig vor Ort, um präsent zu sein. Vor anderthalb Jahren sei er von Flughafen-Chef Sebastian Papst angesprochen worden.

Die Drehscheibe nach Marokko

Der östliche Teil des Terminals war schon immer eine tote Ecke. Zurzeit befindet sich in den Boxen noch ein Reisebüro, das Büro der Flugsicherung ist verwaist. Kurzweg will hier einen Raum der Stille errichten, den Angehörige aller Religionen als Gebetsraum nutzen können. Bisher haben vor allem Marokkaner das Bedürfnis nach einem Gebetsraum geäußert. Bis Ende des Jahres soll der Gebetsraum realisiert sein, so Kurzweg.

Auch die Beschilderung am Terminal soll kundenorientierter werden. 15 Prozent der Reisenden hätten einen Bezug zu Marokko. Von Weeze aus geht es zu acht Zielen in dem nordafrikanischen Land: Agadir, Essouira, Fez, Marrakesch, Nador, Oujda, Rabat und Tanger. Damit ist Weeze die erste Adresse für Marokkaner aus den Niederlanden und dem Ruhrgebiet. In Zukunft will Kurzweg die Beschilderung auch in Französisch und Arabisch anbieten. Auch Niederländisch fehlt bislang auf den Schildern. Bei einem Passagieranteil von 50 Prozent müsse sich hier etwas ändern, meint der neue Flughafensprecher, der auch für das Marketing zuständig ist. 

Ein Barbershop am Airport?

Insgeheim träumt er auch von einem Barbershop am Flughafen. Denn auch das ist ihm aufgefallen: Flugreisende von und nach Marokko legen immer mehr Wert auf ein gepflegtes Äußeres. Da wäre ein Friseursalon doch ein tolles Angebot, findet er.