Essen. In Essen-Altendorf sind zwei ehrenamtliche Politiker der SPD angegriffen und bedroht worden. Ein Passant verhinderte möglicherweise Schlimmeres.

Der Wahlkampf ist rau, davon zeugen auch in Essen zahlreiche zerstörte Plakate über die Parteigrenzen hinweg. Jetzt wird ein körperlicher Angriff auf Wahlkämpfer vom vergangenen Samstag (1.2.) aus dem Stadtteil Altendorf bekannt. Dort seien an einem Infostand der SPD an der Helenenstraße/Altendorfer Straße zwei Parteimitglieder gerempelt, geschubst und bespuckt worden. Die Polizei bestätigt den Vorfall.

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Der Angreifer, der um die 40 Jahre alt sein soll, habe im Weggehen zudem gedroht: „Wenn ihr in zehn Minuten nicht weg seid, dann seid ihr tot!“ Von dieser Situation berichtet unserer Redaktion Ali Kaan Sevinc, Vorsitzender des SPD-Ortsverbands Frohnhausen/Altendorf. Sevinc war zusammen mit anderen Parteimitgliedern am Samstag im Stadtteil unterwegs, um für Positionen der SPD zu werben. Stände dieser Art gibt es in diesen Tagen parteiübergreifend an vielen Stellen im Essener Stadtgebiet.

Polizei Essen ermittelt wegen Körperverletzung

Seit zehn Jahren engagiere sich Sevinc in Wahlkämpfen, solch eine bedrohliche Situation habe er noch nicht erlebt. Bei der Polizei ist eine Anzeige wegen Bedrohung gestellt worden. Ermittelt wird dort seit Samstag wegen Körperverletzung gegen Unbekannt. „Eine Nahbereichsfahndung blieb erfolglos“, sagt Polizeisprecherin Sonja Kochem. Aber der Reihe nach.

Ali Kaan Sevinc ist Vorsitzender des SPD-Ortsverbands Frohnhausen/Altendorf.
Ali Kaan Sevinc ist Vorsitzender des SPD-Ortsverbands Frohnhausen/Altendorf. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Ali Kaan Sevinc erzählt im Gespräch mit unserer Redaktion, dass er zusammen mit drei anderen SPD-Mitgliedern gegen 11.45 Uhr vor der Sparkassen-Filiale an der gut frequentierten Kreuzung Helenenstraße/Altendorfer Straße den Info-Stand aufgebaut hatte. Zuvor seien seine Parteikollegen und er am Vormittag auf dem Ehrenzeller Platz unterwegs gewesen; von dort sind es zur Sparkassen-Filiale keine fünf Minuten zu Fuß. Als der Stand aufgebaut war, seien zwei seiner Genossen gegangen. Somit waren die Wahlkämpfer an dem Standort nur noch zu zweit.

Essen-Altendorf: Angreifer soll circa 40 Jahre alt sein

„Als die beiden weg waren, kam der Mann auf uns zugeschossen“, sagt Ali Kaan Sevinc. Er vermutet, dass der Unbekannte sie zuvor beobachtet hatte. Der circa 40-Jährige habe die beiden ehrenamtlichen Politiker dann „gerempelt, geschubst und beleidigt“. Als Vorsitzender des SPD-Ortsvereins habe sich Sevinc dann schützend zwischen den Parteikollegen und den aggressiven Unbekannten gestellt. „Der Mann hat sich dann drei bis vier Zentimeter vor mir aufgebaut“, sagt Sevinc – Kopf an Kopf also. Dabei habe der Unbekannte auch gespuckt. Sevinc selbst habe versucht die Situation zu deeskalieren. Sein Gegenüber habe sich selbst als „Deutscher“ und „glühender AfD-Anhänger“ bezeichnet.

Ali Kaan Sevinc hat aber keinen Grund zu der Annahme, dass der Unbekannte auch tatsächlich ein AfD-Parteibuch hat. Gegenüber des kleinen SPD-Wahlkampfteams habe der Mann am Samstag gesagt, dass „wir ihn radikalisiert hätten“. In dem Zusammenhang sei das Wort „gestern“ gefallen, was Sevinc wiederum in Zusammenhang mit der hitzigen Debatte im Bundestag zur Asylpolitik bringt. Am Freitag scheiterte in Berlin das von der CDU/CSU eingebrachte „Zustrombegrenzungsgesetz“. Am Mittwoch vergangener Woche war ein „Fünf-Punkte-Plan“ zur Verschärfung der Zuwanderungspolitik von der CDU/CSU nur mit Stimmen der AfD verabschiedet worden – ohne die Stimmen von SPD und Grünen.

20-Jähriger kam ehrenamtlichen Politikern zu Hilfe

Aufgelöst werden konnte die Situation vor der Sparkasse in Altendorf wohl nur, weil ein Passant den beiden SPD-Politikern zu Hilfe kam. „Ein 20-Jähriger hat uns geholfen“, berichtet Ali Kaan Sevinc. Wohl aufgrund der steigenden Überzahl sei der aggressive Mann, der möglicherweise „aufgeputscht“ war, davongegangen. Dabei sei dann die Äußerung „Wenn ihr in zehn Minuten nicht weg seid, dann seid ihr tot“ gefallen.

Sevinc und sein Parteikollege seien aber noch länger als zehn Minuten an Ort und Stelle geblieben, alarmierten die Polizei. Eintreffende Beamte konnten den Angreifer nicht mehr ausmachen. Hoffnung macht Sevinc aber der Fakt, dass der Infostand vor der Sparkassen-Filiale stand, die über Videoüberwachung verfügt. Das haben nach Angaben von Polizeisprecherin Sonja Kochem auch die Ermittler registriert. Am Samstag sei die Bank aber geschlossen gewesen, weswegen die Auswertung nicht mehr am selben Tag habe stattfinden können. Die Ermittlungen laufen.

Nach dem „bedrohlichen Vofall“ denke Ali Kaan Sevinc nicht daran, das Handtuch zu werfen. Trotzdem sagt er: „Das besorgt mich sehr.“ Ehrenamtliche wie er dürften nicht zur Zielscheibe werden. „Wir machen das alles nicht für Geld.“ Das meint er ausdrücklich überparteilich und schließe auch Mitglieder der AfD mit ein.

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