Essen-Werden. Der Kran-Einsatz, um die Bronzefigur des Heiligen zu bergen, hat in Essen-Werden vor Weihnachten Aufsehen erregt. So geht es weiter mit dem Brunnen.
Die Aufregung war groß während des Werdener Weihnachtsmarktes: Eine hektische Bergungsaktion am Ludgerusbrunnen bewegte die Gemüter. Die Bronzefigur des Heiligen war in stundenlanger Arbeit abmontiert worden, doch die Basaltsäule war nicht aus ihrer Verankerung zu lösen und wurde beschädigt. Nun stehen um den Brunnen, im Sommer besonders bei Kindern beliebt, unansehnliche Bauzäune. Und die Abteistädter fragen sich: „Was passiert mit unserem Ludgerus?“
Die Figur werde derzeit im städtischen Bauhof in einem abgeschlossenen Gebäude sicher verwahrt, so Stadtsprecherin Silke Lenz. Näheres zur fast symbiotischen Beziehung der Werdener zu ihrem Stadtpatron weiß Michael Ludger Maas, seines Zeichens Vorsitzender der Ludgerus-Gemeinschaft. Ihre Aufgaben sind unter anderem Förderung und Pflege der Verehrung des Heiligen.
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Einst stand auf dem Platz das Kaufhaus Wusthoff
Maas hat in die Annalen geschaut. Die Idee für den Brunnen kam wohl dem Pfarrgemeinderat Fischlaken. Nach der Altstadtsanierung mit dem Abriss etlicher Häuser blieb an Stelle des Kaufhauses Wusthoff nur noch eine Brache, die als wilder Parkplatz genutzt wurde. Der 1959 durch Ruhrbischof Franz Hengsbach gegründete Arbeitskreis St. Liudger trieb das Projekt „Ludgerusbrunnen“ voran. Später wurde dem Arbeitskreis besondere Ehre zuteil, als Hengsbach ihn zur „Communitas sancti Ludgeri“ erhob.
Bei einem Wettbewerb siegte der Entwurf des Mülheimer Bildhauers Ernst Rasche. Das Hochbauamt lehnte jedoch eine Übernahme der Kosten für die Statue ab. Also habe der Arbeitskreis mit unter anderem Friedrich Küpper, Vorsitzender des Verkehrs- und Heimatpflegevereins, die Finanzierung gesichert, so Michael Maas: „Bei Gesamtkosten von 400.000 DM war etwa ein Fünftel für die Bronzefigur.“
Um das Geld aufzutreiben, kamen die Essener auf pfiffige Ideen
Mit pfiffigen Ideen seien die benötigten 80.000 DM gesammelt worden. Von der ersten Seite des Werdener Psalters wurden 200 Blatt gedruckt und gerahmt verkauft. Auch gab es Visitenkarten mit einer Zeichnung des Brunnens. Bildhauer Rasche erstellte kleine Kopien der Ludgerus-Statue, die ebenfalls Geld in die Spendenkasse spülten. Bei der Grundsteinlegung sei eine Urkunde der Stadt beigefügt worden, hat Maas erfahren, dazu Tageszeitungen und eine Liste der vielen Spender.
Der damalige Vorsitzende des Bau-Ausschusses Hanslothar Kranz drängelte und irgendwoher wurden bei der Stadt freie Mittel für den Brunnen „herbeigezaubert“. Der Werdener Baumeister Willi Schlipköther konnte die Bauleitung vor Ort übernehmen. Etwa ein halbes Jahr dauerten die Arbeiten. Was kaum jemand weiß: Die unterirdische Brunnenkammer verbirgt aufwändige Technik.
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Der Brunnen wurde zum Ludgerusfest 1978 eingeweiht
Beim Ludgerusfest 1978 wurde der Brunnen dann eingeweiht. Michael Ludger Maas lächelt: „Mit großem Tamtam. Bischof Franz Hengsbach, Oberbürgermeister Horst Katzor und Oberstadtdirektor Ernst Finkemeyer waren dabei und weitere Honoratioren.“
Die Ludgerus-Gemeinschaft
2018 waren die „Communitas sancti ludgeri“ und die 1710 durch Abt Coelestin von Geismar gegründete Ludgerus-Bruderschaft verschmolzen zur Ludgerus-Gemeinschaft. Deren Aufgabe ist nicht nur die Verehrung des Heiligen und Mitwirkung am Ludgerusfest, sondern auch die Pflege des Denkmals der Grabeskirche und des Kirchenschatzes, einschließlich der Schatzkammer.
Das Interesse an der Bedeutung dieser Kulturdenkmäler soll erhalten bleiben. Der Verein kann per Mail unter vorstand@ludgerus-gemeinschaft.de kontaktiert werden.
Ende November 2024 war Bezirksbürgermeisterin Gabriele Kipphardt berichtet worden, dass Ehrenamtliche ein leichtes Wackeln der Säule bemerkt hätten, als sie dort Weihnachtsbäume aufstellen wollten. Das habe die Bezirksbeauftragte Brigitte Harti dem Amt für Straßen und Verkehr per Mail gemeldet. Doch warum wurde diesem Hinweis erst zwei Tage später nachgegangen?
Derzeit wird von Fachleuten ein Konzept zur Reparatur erarbeitet
Stadtsprecherin Silke Lenz nimmt Stellung. Den Zuständigen habe diese Information nämlich erst mit Verspätung erreicht: „Generell ist hierzu anzumerken, dass mögliche Gefahren im Stadtgebiet grundsätzlich per Telefon gemeldet werden sollten. So ist gewährleistet, dass die Informationen schnell die zuständigen Stellen erreichen.“ Die Verkehrsleitstelle sei durchgehend erreichbar.
Lenz weiter: „Die Standfestigkeit des Brunnens ist am Freitagmorgen, 29. November, von technischen Mitarbeitern des Amtes für Straßen und Verkehr überprüft worden. Nachdem die großen Tannenbäume, die an der Stele befestigt waren, entfernt wurden, ist eine akute Unfallgefahr festgestellt worden. Es war Gefahr im Verzug. Die Statue musste sofort entfernt werden.“ Nicht wenige Werdener hatten sich gefragt, ob das überhaupt überprüft wurde.
Brunnenanlage und Bronzeplastik wurden im Dezember durch das Duisburger Restaurierungsatelier „Die Schmiede“ begutachtet. Die dortigen Fachrestauratoren entwickeln derzeit ein Konzept zur Reparatur der Basaltsäule und zur Wiederaufstellung der bekrönenden Ludgerus-Figur. Stadtsprecherin Lenz betont, dass die Restaurierungsmaßnahmen „zeitnah umgesetzt“ werden sollen. Sie würden in enger Abstimmung mit Gereon Rasche (Sohn des 2018 verstorbenen Bildhauers) und der Ludgerus-Gemeinschaft durchgeführt.
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