Essen-Werden. Es gibt personelle Veränderungen in der christlichen Hospizarbeit in Essen-Werden. Diese Erfahrungen bringen die beiden neuen Koordinatorinnen mit.
Es ist eine Zeit großer Veränderungen für die christliche Hospizarbeit in Werden. Annette Hohlweck-Müller, von 2007 an hauptamtliche Koordinatorin der ambulanten Hospizgruppe und seit 2017 Vertretungskoordinatorin, beendete zum Jahresende ihren Dienst. Koordinatorin Lisa Weiler ist schwanger und wird erst 2026 wieder einsteigen können. Doch die beiden Vorsitzenden des Fördervereins können von einer positiven Entwicklung berichten. Umso erfreulicher, als sie beide selbst auf der Suche nach Nachfolgern sind, da das Ende ihrer Amtszeit im Herbst näher rückt.
Die Vorsitzende Hedwig Reinhard berichtet: „Wir standen vor der Aufgabe, recht kurzfristig neue Koordinatorinnen einzustellen.“ Gar nicht leicht bei einem „leer gefegten“ Arbeitsmarkt, der kaum qualifizierte Kräfte zu bieten habe. Auch konnte eine Einarbeitung nicht stattfinden: „Eine Herausforderung, die viel Mut brauchte.“ Aber nun sehe sie, das alles bestens laufe: „Wir sind heilfroh, dass es sich so gefügt hat.“
- Die Lokalredaktion Essen ist auch bei WhatsApp! Abonnieren Sie hier unseren kostenlosen Kanal: direkt zum Channel!
Diese Erfahrungen bringen die beiden Koordinatorinnen mit
Ihre Stellvertreterin Barbara Scharenberg nimmt den Gedanken der „Fügung“ mit großem Gottvertrauen auf: „Wir sind so dankbar.“ Denn es konnten Menschen gefunden werden, die aufs Erfreulichste zur Werdener Hospizgruppe passen.“
Neue Koordinatorinnen sind Sabine Schulz, gerade erst bei einem ambulanten Hospizdienst in den Ruhestand verabschiedet worden, und Sabine Funke-Herrmanny, die sich mit nun 53 Jahren beruflich neu orientiert. Sie organisieren einen Dienst der Nächstenliebe: Schwerstkranke und sterbende Menschen begleiten, ihnen individuell, respektvoll und wertschätzend begegnen. Ehrenamtlich und der Schweigepflicht unterliegend. Mit dem guten Gefühl, dass diese Begleitungen eine persönliche Bereicherung sind.
Schnell gab es eine weitere Aufgabe für die junge Rentnerin
Sabine Schulz gibt offen zu, dass sie der Ruhestand auf dem falschen Fuß erwischt habe. Der schlimme Gedanke sei aufgekommen, nun zum „alten Eisen“ zu gehören. Das habe sich nicht richtig angefühlt: „Warum jetzt? Nach nur einer Woche in Rente kam dann aber dieser Anruf von Frau Weiler. Sie fragte an, ob ich mir vorstellen könne, ihre Stelle zu übernehmen, solange sie nicht da sei.“ Die 66-Jährige strahlt: „Das war sowas von toll. Für mich ist Teilzeit ideal. Drei Tage arbeiten, zwei Tage frei. Mein Wunsch wurde erfüllt.“
Die gelernte Erzieherin arbeitete nach entsprechenden Weiterbildungen, etwa in Palliativ-Care, zwei Jahre in Süddeutschland und dann zwölf Jahre lang beim Essener Ambulanten Hospizdienst Pallium als Koordinatorin. Und nun in Werden: „Wir arbeiten eng mit der SPAV zusammen, die die Patienten versorgt.“ Seit April 2007 ist die „spezialisierte ambulante Palliativversorgung“ eine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen.
- Knöllchen-Rekord: Blitzer lassen Essens Stadtkasse klingeln
- Thomas Stauder über RWE: „Das Stadion ist ein magischer Ort“
- Parkleuchten in Essen: Was Gruga-Besucher 2025 erwartet
- Von Dieter Bohlen bis Till Brönner: Diese Events plant Essen 2025
- Hund Robert hat fast sein ganzes Leben im Tierheim verbracht
Den Sterbenden beistehen, ohne den Zeitdruck des Arbeitsalltags
In Werden habe sie schnell Fuß gefasst, sagt Sabine Schulz: „Ich wühle mich zwar noch durch die Ordner, aber das wird schon.“ Sie habe hier „eine ganz tolle Truppe“ angetroffen. Bei Sabine Funke-Herrmanny hört sich das ähnlich an: „Man muss die Menschen hinter den Namen kennenlernen. Es ist alles noch ungewohnt, aber ich fühle mich sehr wohl mit den Ehrenamtlichen.“
Sie arbeitete 30 Jahre lang als medizinisch-technische Radiologie-Assistentin. Viele ehemalige Krankenschwestern stehen inzwischen im Palliativdienst und berichten glücklich davon, dass sie nun endlich die Zeit haben, das zu tun, was in der Hektik des Krankenhausalltags verwehrt blieb. Einfach ruhig dasitzen und Sterbenden beistehen, ohne diesen Zeitdruck.
Diese Ruhe gehe ihr noch ab, gibt Funke-Herrmanny zu: „Ich habe in der Strahlentherapie gearbeitet. Da ging es um Termine im Zehn-Minuten-Takt. Das steckt tief drin in mir.“ Zwar arbeite sie zunächst deutlich mehr als angedacht. Langfristig werde sie dann Vertretungskoordinatorin sein. Ihre Fortbildung in Palliativ-Care laufe aktuell.
Ehrenamt und Hospiz
Der Verein zur Förderung der ökumenischen Hospizgruppe Werden hat an die 300 Mitglieder und ermöglicht die unersetzliche Arbeit im ambulanten Dienst und im Christlichen Hospiz an der Dudenstraße. Die ambulante Gruppe umfasst fast 30 ehrenamtliche Hospizbegleiter.
Etwa die gleiche Zahl an Begleitungen pro Jahr gilt als abgeschlossen, wenn die begleiteten Personen verstorben sind. Weiterlaufende Begleitungen sind da nicht eingerechnet. Weitere Infos und Kontaktmöglichkeiten sind unter hospizarbeit-werden.de einzusehen.
Sechs neue ehrenamtliche Kräfte nehmen ihren Dienst auf
Nicht nur die Koordinatorinnen sind neu, auch konnten sechs neue ehrenamtliche Hospizbegleiterinnen in ihr Amt entsendet werden. Die Teilnehmerinnen des Vorbereitungskurses hätten sich monatelang vorbereitet auf die große Aufgabe, so Hedwig Reinhard: „Sie haben sich gegenseitig kennengelernt, sie haben sich selbst besser kennengelernt, haben neue Fähigkeiten und Talente in sich entdeckt, womöglich aber auch Grenzen erfahren. Das war eine anstrengende, manchmal auch aufwühlende Zeit.“
„Ich komme an Grenzen und lerne, was wirklich wichtig ist. Nicht Multitasking, sondern ganz bewusst die Zeit genießen.“
Sabine Schulz findet eindringliche Worte: „Die Begleitung Sterbender ist eine Grenzerfahrung, die man zulassen muss. Aber das kann man lernen. Das ist für mich das Geschenk an der Hospizarbeit. Ich komme an Grenzen und lerne, was wirklich wichtig ist. Nicht Multitasking, sondern ganz bewusst die Zeit genießen.“
[Essen-Newsletter hier gratis abonnieren | Folgen Sie uns auch auf Facebook, Instagram & WhatsApp | Auf einen Blick: Polizei- und Feuerwehr-Artikel + Innenstadt-Schwerpunkt + Rot-Weiss Essen + Lokalsport | Nachrichten aus: Süd + Rüttenscheid + Nord + Ost + Kettwig und Werden + Borbeck und West | Alle Artikel aus Essen]