Essen. Die DLRG Essen feiert bald ihren 100. Geburtstag. Die Ehrenamtlichen arbeiten heute hochprofessionell, sichern den Baldeneysee, retten Leben.

Sie bergen gekenterte Boote und retten Menschen vor dem Ertrinken, kümmern sich um Verletzte und lösen am Baldeneysee immer wieder ihr Versprechen ein: „Wir sind für Euch da!“ So steht es auf der Homepage der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft Essen, und so galt es schon, als die DLRG Essen vor bald 100 Jahren gegründet wurde. Seit jenem Oktober 1925 bewegen sich die Ehrenamtlichen zwischen Abenteuer und Zeltromantik und sind dabei immer professioneller im Einsatz. Im Festjahr 2025 wollen sie das feiern – und zeigen.

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Als Sportverein mit Rettungsdienst habe man ein Alleinstellungsmerkmal, sagt DLRG-Bezirksleiter Andreas Wieser. Er selbst hatte als Jugendlicher irgendwann keine Lust mehr auf Fußball und kam 1990 zur DLRG, um das Rettungsschwimmabzeichen zu machen. Die Schwimmausbildung von Seepferdchen bis Lebensretter gehört zum Kerngeschäft des Vereins – und hilft nebenbei bei der Nachwuchsgewinnung. So auch bei Wieser, der damals noch zur Schule ging.

25 Einsätze bei einer Regatta an einem windigen Wochenende

Abenteuer, Zeltromantik und Lebensrettung: Die Jugendarbeit der DLRG funktioniert heute noch weitgehend wie in den Anfängen. (Das Bild stammt aus dem Nachlass von DLRG-Urgestein Helmut Henkel, der 2021 im Alter von 83 Jahren verstarb.)
Abenteuer, Zeltromantik und Lebensrettung: Die Jugendarbeit der DLRG funktioniert heute noch weitgehend wie in den Anfängen. (Das Bild stammt aus dem Nachlass von DLRG-Urgestein Helmut Henkel, der 2021 im Alter von 83 Jahren verstarb.) © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

„Komm doch am Wochenende mal zum See“, habe es geheißen, Wieser kam: „Und ehe ich mich versah, saß ich in einem Boot.“ DLRG-Alltag: Von März bis November sorgen die Ehrenamtlichen an Wochenenden für die Wasserrettung am See, sichern auch Sportveranstaltungen ab. In Wiesers Fall handelte es sich um die Pfingstregatta und ein sehr windiges Wochenende: „Da mussten Segler aus dem Wasser geholt, Boote aufgerichtet werden, am Ende waren es 25 Einsätze.“ Wieser blieb.

Mancher kommt für einen Schwimmkurs – und bleibt lebenslang

Boote aufrichten, Segler aus dem Wasser holen: Das DLRG-Team ist jedes Wochenende von März bis November am Baldeneysee im Wachdienst.
Boote aufrichten, Segler aus dem Wasser holen: Das DLRG-Team ist jedes Wochenende von März bis November am Baldeneysee im Wachdienst. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Immer wieder werden über die Schwimmkurse Freiwillige rekrutiert. So kommen Lehrer, Polizeibeamte oder Jugendleiter, um ein benötigtes Abzeichen zu machen und bleiben lebenslang bei der DLRG. Etwa 1700 Mitglieder gibt es in Essen, aktiv seien etwa 250 bis 300, schätzt Wieser.

Schwimmkurse und Wasserrettung

Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Essen e.V. wurde im Oktober 1925 gegründet und bietet heute in sechs Essener Hallenbädern Schwimm- und Rettungsschwimmkurse für Kinder, Jugendliche und Erwachsene an.

Außerdem sorgen die Ehrenamtlichen in der Saison von März bis November an allen Wochenenden und Feiertagen (sowie bei Veranstaltungen) für die Sicherheit am und auf dem Baldeneysee und auf der Ruhr. Notruf: 0201-46 04 73 (samstags: 10-18 Uhr, sonntags/feiertags: 9-18 Uhr).

Es gibt zwei Wasserrettungsstationen am Seeufer, drei Einsatzfahrzeuge, sechs Motorrettungsboote sowie Erste-Hilfe- und Funkausrüstung. Pro Jahr übernimmt die DLRG bis zu 250 Einsätze, teils zusammen mit der Berufsfeuerwehr. Eine Kooperation, etwa bei medizinischen Notfällen am See, gibt es auch im Rahmen von „First Responder“: Das ist ein App-basiertes Alarmsystem für qualifizierte Ersthelfer.

Das 100-jährige Bestehen der DLRG Essen wird am 10. Mai 2025 mit einem Festakt beim Etuf gefeiert. Am 21. Juni folgt ein DLRG-Nivea-Strandfest im Seaside Beach, im September ein Mitarbeiterfest in der „Heimlichen Liebe“.

Weitere Infos auf: essen.dlrg.de/ Kontakt: kontakt@essen.dlrg.de

Wie bei der Jugend-Feuerwehr werden im Jugend-Einsatz-Team (JET) schon Teenager geschult. Das stehen Knotenkunde und Erste-Hilfe ebenso auf dem Plan wie der Umgang mit Funkgeräten, Rettungsgerät und Rettungsbooten. Die 12- bis 16-Jährigen werden zu Sanitätshelfern ausgebildet und auf die aktive Wasserrettung vorbereitet. Wer 14 ist, darf als Praktikant an Bord.

Ausflüge und Zeltwochenenden gehören weiter zur Jugendarbeit

Zelten an der Ruhr: Das gehörte auch vor einem halben Jahrhundert zum DLRG-Programm. 
(Das Bild stammt aus dem Nachlass von DLRG-Urgestein Helmut Henkel, der 2021 im Alter von 83 Jahren verstarb.)
Zelten an der Ruhr: Das gehörte auch vor einem halben Jahrhundert zum DLRG-Programm. (Das Bild stammt aus dem Nachlass von DLRG-Urgestein Helmut Henkel, der 2021 im Alter von 83 Jahren verstarb.) © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

„Ehrenamtliche kann man nie genug haben“, sagt Wieser. „Aber wir können uns über fehlenden Nachwuchs nicht beklagen.“ Dazu trägt wohl bei, dass der Spaßfaktor bei Ausflügen oder beim Zelten am See groß ist, und den Jugendlichen gleichzeitig früh Verantwortung übertragen wird. Ehrenamtliche einfach alle zwei Wochen für ein Wochenende zum Wachdienst am See einzutragen, sei jedoch passé. Heute verwalte man die Einsätze flexibel per App und berücksichtige die Wünsche der Ehrenamtler.

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So gelinge es, praktisch ganzjährig am See präsent zu sein: Zu den Wochenend-Diensten kommen 40 bis 50 Regatten im Jahr sowie der „First Responder“-Einsatz in Zusammenarbeit mit der Feuerwehr: Da geht es darum, als erster zu einem Notfall zu eilen und zu helfen, bis die Profis anrücken. „Mancher staunt, wenn wir von der Seeseite schneller beim gestürzten Radfahrer sind, als der Rettungswagen.“

Einsatzfahrzeuge und Rettungsboote verursachen hohe Kosten

Als Rettungswagen war dieser VW-Bulli einst für die Essener DLRG im Einsatz. (Das Bild stammt aus dem Nachlass von DLRG-Urgestein Helmut Henkel, der 2021 im Alter von 83 Jahren verstarb)
Als Rettungswagen war dieser VW-Bulli einst für die Essener DLRG im Einsatz. (Das Bild stammt aus dem Nachlass von DLRG-Urgestein Helmut Henkel, der 2021 im Alter von 83 Jahren verstarb) © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Früher habe jeder Verein am See die DLRG-Nummer gewählt, „wenn jemand gerettet werden musste“. In Handy-Zeiten wählen heute alle 112. Doch die DLRG ist längst vernetzt mit der Feuerwehr und funktechnisch professionell aufgestellt. Wie auch in anderen Belangen.

„Mancher staunt, wenn wir von der Seeseite schneller beim gestürzten Radfahrer sind, als der Rettungswagen.““

Andreas Wieser, DLRG-Bezirksleiter Essen, über Rettungseinsätze am Baldeneysee.

Da sitzen ausgebildete Rettungshelfer mit Bootführerschein, die wissen, wie sie ein Kanu oder ein Surfboard bergen, wie sie an jemanden heranfahren, der hilflos im Wasser treibt. Seit einiger Zeit gehören auch Strömungsretter zum Team, die mit Helm, Neoprenanzug und Prallschutzweste in fließende Gewässer wie die Ruhr gehen, um Menschen zu retten. Ihre Spezialausrüstung zahlen die Retter selbst, anderes bestreitet die DLRG aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden: von den Reisekosten bis zu den Aus- und Fortbildungen der Übungsleiter.

Üben im Hallenbad – Einsatz im See, bei Sturm oder Hochwasser

Schwimmprüfung: Das Bild zeigt (angehende) Rettungsschwimmer im Hallenbad Borbeck. 
(Das Foto stammt aus dem Nachlass von DLRG-Urgestein Helmut Henkel, der 2021 im Alter von 83 Jahren verstarb.)
Schwimmprüfung: Das Bild zeigt (angehende) Rettungsschwimmer im Hallenbad Borbeck. (Das Foto stammt aus dem Nachlass von DLRG-Urgestein Helmut Henkel, der 2021 im Alter von 83 Jahren verstarb.) © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Die Professionalisierung der vergangenen 30 Jahre verursache allerdings steigende Kosten, betont Wieser. „Viele Anschaffungen sind ein Kraftakt.“ Wenn sie bald eins der sechs Motorrettungsboote nach 21 Jahren ersetzen wollen, schlägt das mit 50.000 Euro zu Buche. Ohne Sponsoren ginge das nicht.

Ja, es mache Spaß, Expertise zu haben, helfen zu können „und im Schlauchboot über die Kupferdreher Straße zu fahren“, zählt Wieser auf. Richtig zeitgemäß sei die Finanzierung der DLRG indes nicht mehr. Schließlich seien die Ehrenamtlichen häufig fest in Rettungsdienst und Katastrophenschutz eingebunden, etwa bei Sturm, Deichsicherung, Bombenentschärfung. Auch bei Großschadenslagen wie dem Hochwasser im Ahrtal seien sie an der Seite der Feuerwehr im Einsatz. Anders gesagt: Wenn andere tunlichst zu Hause bleiben, rücken die Freiwilligen der DLRG aus.

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