Essen. Im Innenhof von Haus Scheppen stellte die Stadt Pläne zur Aufwertung des bekannten Bikertreffs am Baldeneysee vor. Dazu gab es kritische Stimmen.

Es war einer dieser typischen Samstage, wenn trockenes und warmes Wetter zahlreiche Menschen aus der Region nach draußen lockt. Beliebtes Ausflugsziel in Essen ist dann der Baldeneysee. Jeder möchte möglichst bequem anreisen können und schnell am Ort des Geschehens sein. Mag das an vielen Stellen rund um den See möglich sein, am Haus Scheppen ist es seit jeher ein Problem.

So tummelten sich auch diesmal wieder viele Biker und Radler, parkplatzsuchende Autofahrer, Wassersportler und Spaziergänger allesamt rund um die Anlegestelle der Weissen Flotte. Ein ungeordnetes Miteinander, das stetes Konfliktpotenzial birgt. Die Stadt sucht deshalb seit längerem nach Lösungen. Wie diese aussehen könnten, stellte sie an diesem Spätsommertag im Innenhof des ehemaligen Lehnsguts aus dem 13. Jahrhundert vor.

Es gab insgesamt fünf verschiedene Stationen, an denen mit den Planerinnen und Planern diskutiert werden konnte.
Es gab insgesamt fünf verschiedene Stationen, an denen mit den Planerinnen und Planern diskutiert werden konnte. © FUNKE Foto Services | Marie-Christin Jacobs

Fünf Pavillons widmeten sich unterschiedlichen Aspekten der Planung – von Verkehr, über Lärm bis zu Freizeitgestaltung und Aufenthaltsqualität am Wasser. Bürgerinnen und Bürger waren aufgerufen, mit den Planerinnen und Planern der Verwaltung und den externen Planungsbüros zu den aktuellen Visualisierungen ins Gespräch kommen. Diese sind nach mehrfachen Bürgerbeteiligungen und einer Online-Befragung im Frühjahr auf den neuesten Stand gebracht worden.

Das Ziel: Haus Scheppen als Naherholungsraum für alle

Das Ziel ist durchaus ehrgeizig zu nennen. Zehn Jahre nach dem Grüne-Hauptstadt-Jahr möchte die Stadt Essen im Rahmen der Internationalen Gartenausstellung (IGA) 2027 die Umgestaltung des Kulttreffs der Biker zu einem attraktiven Naherholungsraum für alle Bevölkerungsgruppen realisieren. „Wir werden das nicht alles auf einmal machen können. Das geht nur in Etappen“, machte Umweltdezernentin Simone Raskob deutlich. Sie setzt für die Finanzierung ganz klar auf Landesfördermittel. Zunächst stehe deshalb der zentrale Bereich rund um die Gastronomie im Fokus.

„Wir werden das nicht alles auf einmal machen können. Das geht nur in Etappen.“

Simone Raskob, Umweltdezernentin
Der zentrale Platz rund um die Gastronomie soll bei der Umgestaltung zuerst in Angriff genommen werden.
Der zentrale Platz rund um die Gastronomie soll bei der Umgestaltung zuerst in Angriff genommen werden. © FUNKE Foto Services

Den sollen Autos nicht mehr ansteuern können. „Pkw werden schon vorher von der Straße Pörtingsiepen zu den bereits bestehenden Parkplätzen 1 und 2 geleitet“, erläuterte der Landschaftsplaner Moritz Rohde. Später einmal soll dann eine Rampe von dort aus aufs Gelände geführt werden, die den bisherigen Fußweg über den Straßenasphalt ersetzen soll. Am Hardenbergufer selbst seien lediglich Behindertenparkplätze vorgesehen. Durchfahren dürften künftig nur noch direkte Anlieger.

Biker bekommen eine Galerie zur Präsentation ihrer Maschinen

Biker bekommen indes neben etlichen Parkplätzen nun die Möglichkeit, ihre Fahrzeuge in einer Galerie abzustellen. Damit trage man dem Bedürfnis Rechnung, dass Motorradfans ihre Maschinen gerne der Öffentlichkeit präsentierten, so der Landschaftsplaner. Die Verkehrsfläche davor müssen sie sich mit Spaziergängern, Fahrradfahrern, Joggern und Inlineskatern teilen. „Landläufig wird das als Spielstraße bezeichnet“, sagte Rohde.

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Die Gastronomie werde in diesem Planungsprozess animiert, erläuterte Raskob weiter, die Umgestaltung des Bereichs aufzugreifen und ihren Standort ebenfalls attraktiver zu gestalten. Das Areal werde zur Anlegestelle hin mit Grün abgetrennt, um Motorradfahrern eine deutliche Grenze aufzuzeigen.

Die Anlage eines Spielplatzes ist im zweiten Schritt geplant

Die Fläche am Uferbereich soll Spaziergängern und Radlern vorbehalten bleiben. In einem weiteren Schritt sei die Anlage eines Spielplatzes geplant. Die Fläche des Campingplatzes werde sich dabei um ein Viertel verkleinern, erläuterte der Planer. Raskob: „Hier wie auch an einigen anderen Stellen werden noch einige Eigentumsfragen zu klären sein.“

Der Charakter des touristischen Hotspots bleibe als solcher erhalten, versicherte Oberbürgermeister Thomas Kufen, der am Samstag auf der Bühne den Gestaltungswillen der Bürgerinnen und Bürger lobte, die sich auf verschiedenen Wegen in den Planungsprozess eingebracht hätten. Kufen animierte dazu, weitere Ideen zu äußern.

Diskussionsfreudige Besucher an den fünf Pavillons

Die diskussionsfreudigen Besucherinnen und Besucher hinterließen an den Ständen weitere Gedanken zur Gestaltung, sparten indes auch nicht mit Schelte gegenüber der Stadt und brachten ihre Skepsis zum Ausdruck. „Wir wohnen seit 40 Jahren hier und sind den Ansturm der Motorradfahrer gewohnt. Aber manche provozieren regelrecht, indem sie ihre Maschinen richtig aufdrehen“, machte beispielsweise Anliegerin Rita Personn ihrem Unmut Luft. „Die rasen die Straße runter. Es müsste viel mehr Kontrollen geben. Am besten einen festen Blitzer und das für beide Richtungen“, regte eine weitere Anwohnerin an.

„Das ist alles schön gedacht, aber wer kontrolliert das alles?“

Volker Lange, Anwohner und selbst Motorradfahrer

„Das ist alles schön gedacht, aber wer kontrolliert das alles?“, fragte Volker Lange und zweifelte an, dass die angedachte Schranken- oder Sensorlösung am Beginn der gemeinsam genutzten Verkehrsfläche etwas bringen würde. „Die Erfahrung zeigt, dass solche Dinge schnell kaputt gehen und dann kümmert sich keiner um die Reparatur, oder das Geld fehlt. Und dann fahren auch wieder die Autos dort hinein und die Motorräder stehen, wo sie nicht stehen sollen.“ Er sei Anwohner, aber auch selbst Radfahrer, Fußgänger und Motorradfahrer. „Man kennt die Pappenheimer“, pflichtete seine Frau Martina bei: „Dass etwas gemacht werden muss, ist klar. Aber die Ist-Situation sollte man mehr berücksichtigen.“

Anregungen werden in die Planungen eingearbeitet

Auch so manche Biker standen an diesem Tag kopfschüttelnd vor den Plänen im Innenhof von Haus Scheppen. Die Zahl der derzeit illegalen Standplätze sei deutlich höher als die nun geplanten legalen Parkmöglichkeiten, merkte beispielsweise einer von ihnen an und erntete die Zustimmung umstehender Kollegen.

Bianca Weid von Stadtraumkonzept nimmt das Feedback eines Besuchers auf.
Bianca Weid von Stadtraumkonzept nimmt das Feedback eines Besuchers auf. © FUNKE Foto Services | Marie-Christin Jacobs

„Wir nehmen alles auf“, versicherte Landschaftsplaner Moritz Rohde. Er und sein Team werden nach diesem Präsentationstag noch etliche Anregungen und Bedenken mehr zu bearbeiten haben.

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