Essen-Kettwig. Mit Fassungslosigkeit reagieren Menschen auf den „schäbigen Akt“ der Zerstörung an der Förderschule in Essen-Kettwig. Zum Stand der Ermittlungen.
In der Sporthalle der Jakob-Muth-Schule in Essen-Kettwig ist durch Vandalismus ein solch großer Wasserschaden entstanden, dass die Halle unter Umständen bis zu zwei Jahre lang nicht genutzt werden kann. Dies teilte Bau- und Planungsdezernent Martin Harter in der Ratssitzung am Mittwoch, 28. August, mit. Die Stadt Essen hat Anzeige wegen „gemeindschädlicher Sachbeschädigung“ gestellt. Seit Freitag, 30. August, liegt die Sache nun in den Händen der Staatsanwaltschaft.
Nicht nur in den Reihen der Politik stößt der Vandalismus-Fall auf Empörung und Fassungslosigkeit. In den sozialen Medien ist diese Zerstörung städtischen Eigentums seit Bekanntwerden ein großes Gesprächsthema. Denn das kennt man in diesem Ausmaß im „beschaulichen Kettwig“ so nicht.
Vandalismus an Förderschule: Kettwiger äußern Empörung
„Die Vandalen haben gewütet und sich an einer Schule ausgelassen und direkt für zwei Jahre lahm gelegt. Zwei Jahre kein Sport mehr möglich. Ich frage mich wirklich, was mit solchen Leuten nicht stimmt und wer die so erzogen hat. Unglaublich diese Vandalen!“, heißt es in einem Beitrag in einer Kettwiger Facebook-Gruppe.
„Das ist geplantes, gezieltes Handeln gewesen, kein spontanes höhöhö, komm wir machen hier mal was kaputt“, äußert ein anderer Teilnehmer. Die Menschen sind empört: „Unfassbar. Sport ist so wichtig, in der Schule und darüber hinaus auch in Vereinen. Wir haben so schon viel zu wenig Sporthallen“, schreibt eine junge Kettwigerin.
Essen-Kettwig: Polizei konnte keine konkreten Einbruchsspuren feststellen
Entdeckt worden war der Schaden in der Turnhalle der Förderschule, die am Bögelsknappen beheimatet ist, am Montagmorgen, 26. August, vom Hausmeister. Die Polizei geht davon aus, dass sich die Tat am zurückliegenden Wochenende ereignet hat. Konkrete Einbruchspuren seien allerdings nicht festgestellt worden, teilt eine Polizeisprecherin mit.
Wie hat es sich abgespielt? Vermutlich wurde das Wasser vorsätzlich aus dem Umkleidebereich mithilfe von Wasserschläuchen in die Halle geleitet. Nach erster Begutachtung sind starke Schäden am Boden der Halle und des Geräteraums entstanden. Auch die Technik ist von den Schäden betroffen.
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Für die genaue Ermittlung der Schäden, auch mit Sicht auf die Sportgeräte, sind weitere Detailprüfungen notwendig, so die Aussage der Immobilienverwaltung. Erst danach seien konkrete Termine für die notwendigen Sanierungsarbeiten – beispielsweise Trockenlegung, Schadstoffsanierung, Bodenaustausch – planbar. Die Turnhalle ist deshalb auf absehbare Zeit weder für den Schul- noch für den Vereinssport nutzbar, so die bittere Mitteilung. Und: Die Immobilienwirtschaft geht bei der Schließung von einem Zeitraum von bis zu zwei Jahren aus.
Essen: Es fehlen schon seit Jahren Hallenbelegungszeiten
Aktuell laufen die Prüfungen zur Verfügbarkeit möglicher Ersatzsportstätten für den Schulsport sowie die Sportvereine. Das sei im Essener Süden schwierig, da Hallenzeiten aufgrund von Sanierungsmaßnahmen an den anderen Sporthallen im Stadtbezirk bereits knapp seien, erklärte der Planungsdezernent in der Ratssitzung.
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So sieht es auch Daniel Behmenburg, SPD-Ratsherr aus Kettwig und Mitglied im Sportausschuss: „Das ist hallentechnisch der absolute Supergau.“ Nicht nur die aktuell laufenden Reparaturen an den Sporthallen müssten derzeit bei den Belegungszeiten aufgefangen werden, auch die fehlende Sporthalle am Mintarder Weg müsse seit mehreren Jahren kompensiert werden. „Da muss die Verwaltung wirklich schauen, wo noch was zusammengelegt werden kann“, so Behmenburg. Denn Sport sei immens wichtig, für die Förderschüler, ebenso aber auch für die Vereine, die bislang die Halle am Bögelsknappen genutzt haben.
„Das ist hallentechnisch der absolute Supergau.“
CDU-Ratsherr plant Bürgerversammlung zur Schulsituation im Stadtteil Essen-Kettwig
„Ein ausgesprochen schäbiger Akt von Vandalismus. Das nimmt vielen Menschen die Chance auf Sportausübung“, sagt CDU-Ratsherr Guntmar Kipphardt und ist empört über die offensichtliche Zerstörungswut des Täters oder der Täter.
„Ein ausgesprochen schäbiger Akt von Vandalismus. Das nimmt vielen Menschen die Chance auf Sportausübung.“
Ende September/Anfang Oktober, will der Kettwiger Politiker in einer Bürgerversammlung über die Förderschule und die Schulbausituation allgemein informieren. „Dass sich zum Beispiel am Mintarder Weg in Sachen Neubau nichts tut, ist Eltern schwer erklärbar“, weiß der Vorsitzende des Planungsausschusses.
Gemeinsames Lernen
Die Jakob-Muth-Schule ist seit 1991 am Bögelsknappen in Essen-Kettwig beheimatet. Die Förderschule mit dem Schwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung beschult Kinder im Primarbereich. Benannt ist sie nach Jakob Muth (1927-1993).
Er gilt als Pionier des gemeinsamen Lernens und Vordenker der Gesamtschule. Muth war Professor an der Pädagogischen Akademie Kettwig, später Pädagogische Hochschule Duisburg, tätig, sowie bis zu seiner Emeritierung an der Ruhr-Universität Bochum. Viele deutsche Behinderten- und Grundschulen tragen seinen Namen.
Sogar ein Preis für inklusive Schule ist nach Jakob Muth benannt. Muth war Sozialdemokrat und Gewerkschafter. Er lebte in Heiligenhaus, wo er von 1969 bis 1980 dem Stadtrat angehörte.
Vandalismus an Essener Schule: Akten wurden an die Staatsanwaltschaft übergeben
Nun verschärft der Wasserschaden an der Förderschule die Situation im Stadtteil zusätzlich. Zu den voraussichtlichen Kosten einer Sporthallensanierung sagte Martin Harter im Rat, dass mit einem „hohen sechsstelligen Betrag, wenn nicht sogar siebenstellig“ zu rechnen sei. Zu Buche schlagen würde vor allem eine mögliche Schadstoffsanierung, wenn Asbest im Gebäude gefunden wird.
Wie die Polizei am Freitag (30.8.) mitteilte, seien die Ermittlungen in Sachen Vandalismus an der Jakob-Muth-Schule in Essen-Kettwig abgeschlossen. Allerdings trotz vielfältiger Befragungen ohne ein konkretes Ergebnis, was die Täterschaft betreffe. Die Akten wurden jetzt der Staatsanwaltschaft übergeben.
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