Essen-Schuir. Die Walter-Hohmann-Sternwarte ermöglicht Beobachtungen des Sterns mit speziellen Teleskopen. Was das Programm der Hobbyastronomen noch bietet.

Immer in den Sommermonaten bietet die in Schuir beheimatete Sternwarte sonntags öffentliche Sonnenbeobachtungen an. Am Sonntag, 25. August, findet von 14 bis 16 Uhr diese Aktion das letzte Mal für 2024 statt. Wer also die derzeit reichlich vorhandenen Sonnenflecken und Protuberanzen (leuchtende Gasauswürfe) unseres Heimatsterns einmal aus der Nähe betrachten möchte, sollte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen.

„Wir brauchen dazu allerdings größere Wolkenlücken, um eine freie Sicht auf die Sonne zu haben“, erläutert Peter Gärtner vom Verein Walter-Hohmann-Sternwarte Essen. Zur Beobachtung werden die Sonnenteleskope auf den Fixstern ausgerichtet. Sie sind mit speziellen Filtern ausgerüstet, die das Licht der Sonne extrem reduzieren. Weshalb man nie zu Hause mit einem herkömmlichen Teleskop oder Fernglas in die Sonne schauen sollte: Ein ungeschützter Blick, selbst durch ein kleines Sucherfernrohr, könne nämlich das Auge dauerhaft schädigen, warnt der Experte.

Faszinierend, wenn der rote Feuerball Gas ins All schleudert

Zwei Ansichten gibt es durch das Teleskop: eine weiße Sonne und eine rote. Bei der Weißlichtbeobachtung fallen dem Beobachter am markantesten die Sonnenflecken auf. „Das sind schwarze Punkte innerhalb eines Kreises, oft gibt es gleich mehrere in einem Bereich“, erklärt Volker Wickert, Ansprechpartner für alle technischen Fragen im Verein. Filter, durch die nur das rote Licht ins Teleskop eindringen kann, lassen den Himmelskörper dagegen als roten Feuerball erscheinen. Wickert: „Dabei sind vor allem die Protuberanzen am Sonnenrand gut erkennbar.“ Das Gas werde förmlich ins All geschleudert.

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Im Gegensatz zur Sonnenbeobachtung sei der nächtliche Blick in den Sternenhimmel im Sommer etwas schwieriger. Gärtner: „Es wird einfach nicht dunkel genug.“ In der Stadt seien zudem viel zu viele Lichtquellen vorhanden, die das Auge ablenken. „Deshalb sind wir auch froh, dass wir mit der Sternwarte so weit draußen sind.“

Die Laufbahn von Himmelskörpern kann mit diesem Teleskop über einen längeren Zeitraum nachvollzogen werden: Die Daten werden gespeichert und von Volker Wickert ausgewertet.
Die Laufbahn von Himmelskörpern kann mit diesem Teleskop über einen längeren Zeitraum nachvollzogen werden: Die Daten werden gespeichert und von Volker Wickert ausgewertet. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Zu Anfang trafen sich die Astronomiefreunde in einem Garten

In der Tat liegt das Gelände an der Wallneyer Straße etwas versteckt inmitten landwirtschaftlicher Flächen. Seit 1978 betreibt der Verein die Sternwarte an diesem Standort in Schuir. Dazu gehören das Vereinsgebäude und das schräg gegenüber gelegene Außengelände, auf welchem die Kuppel und die Beobachtungsstationen (Hütten) mit Schiebedächern sowie auch Radioteleskope stehen.

Auf dem Gelände der Essener Sternwarte stehen auch mehrere Radioteleskope zur Weltraumbeobachtung.
Auf dem Gelände der Essener Sternwarte stehen auch mehrere Radioteleskope zur Weltraumbeobachtung. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Angefangen hatte alles aber schon viel früher: Anfang der 1960 Jahre trafen sich einige Essener Amateurastronomen in einem Garten in Heidhausen. Aus diesem Freundeskreis erwuchs im Oktober 1969 der Verein Astronomische Arbeitsgemeinschaft Essen. Den heutigen Namen Walter-Hohmann-Sternwarte Essen e.V. gab sich der Verein im Jahr 1971 im Andenken an den Essener Stadtbaurat und Wegbereiter der Raumfahrt.

Die Veranstaltungen des zweiten Halbjahres starten im September

Das Ziel der Sternwarte ist es, astronomisches Wissen mit Hilfe von öffentlichen Himmelsführungen und Vorträgen in der Bevölkerung zu verbreiten und zu vertiefen. „Dazu kooperieren wir mit der Volkshochschule Essen. Unsere Vorträge und Veranstaltungen sind im VHS-Programm integriert“, erklärt Peter Gärtner. Die Veranstaltungen des zweiten Halbjahres starten am Mittwoch, 11. September. Sie finden jeweils um 20 Uhr in den Räumen der Sternwarte statt.

Benannt ist der Verein nach Walter Hohmann, im Andenken an den Essener Stadtbaurat und Wegbereiter der Raumfahrt.
Benannt ist der Verein nach Walter Hohmann, im Andenken an den Essener Stadtbaurat und Wegbereiter der Raumfahrt. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Dort wird im Moment fleißig gewerkelt. „Wir gestalten einiges um. Und ein bisschen frische Farbe musste auch mal sein“, sagt Gärtner augenzwinkernd. Bis zum Saisonstart werde aber alles fertig sein.

Von den Themen her ist das Programm breit aufgestellt. „Wir haben verschiedene Spezialisten im Verein, die ihr Gebiet vorstellen werden.“ So geht es um die Evolution des Universums, wie sie berühmte Physiker wie Albert Einstein oder Stephen Hawking sehen, um radioastromische Erfahrungen und Informationen zur Infrarotastronomie. Auch wer Astrofotografie betreiben möchte, wird in der Sternwarte fachkundigen Rat erhalten. Selbst die berühmte Himmelsscheibe von Nebra wird Thema eines Vortrags sein.

In die Sterne schauen

Die Walter-Hohmann-Sternwarte liegt in Schuir an der Wallneyer Straße 159. Das Veranstaltungsprogramm findet ganzjährig statt, es gibt eine Kooperation mit der Essener Volkshochschule.

Jeden Mittwoch stehen ab 20 Uhr Mitglieder der Sternwarte für Fragen bereit. Bei klarem Himmel oder zumindest größeren Wolkenlücken findet Himmelsbeobachtung statt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Für Gruppen können auch individuelle Termine vereinbart werden.  

Alljährlich ist der Verein zudem Ausrichter von Europas größter Astronomiemesse, bei der rund 80 Aussteller und 2000 Besucher in Essen zusammenkommen.

Informationen zur Anmeldung für die Veranstaltungen gibt es auf den Internetseiten www.vhs-essen.de und www.sternwarte-essen.de.

Neben den wissenschaftlichen Vorträgen möchte der Verein das Interesse der Kinder und Jugendlichen für die Ereignisse am Sternenhimmel wecken. Die Mädchen und Jungen können in altersgerechten Veranstaltungen etwas über die Mondlandung erfahren und verstehen lernen, warum der Himmel heutzutage selten wirklich dunkel ist. Überdies können sie eine Reise durch Raum und Zeit (und zu den Aliens) unternehmen. Die Veranstaltungen für das junge Publikum beginnen um 17 bzw. 19 Uhr.

„Es wäre schön, wenn wir wieder ein Projekt von ‘Jugend forscht’ begleiten könnten“, merkt Gärtner an. Im Fachbereich Physik habe man vor drei Jahren einem Bottroper Schüler geholfen. Mit seiner Arbeit „Verteilung der Metallizität in offenen Sternhaufen“ konnte er den ersten Platz im Regionalwettbewerb erobern. Gärtner: „Das hat uns natürlich auch stolz gemacht.“

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