Essen-Werden. Der LVR bescheinigte dem Haus von Heinz-Theo Schaus in Essen-Werden vor 40 Jahren Schutzwürdigkeit. In die Denkmalliste kam es aber bisher nicht.

Im Jahr 2022 haben sich einige Bürger der Werdender Altstadt zu einer Initiative zusammengeschlossen. Es ging damals um die Rettung des Hauses Propsteistraße 39, das einem Neubau für ein Wohnprojekt weichen sollte. Nun steht dieses Haus mittlerweile in der Denkmalliste der Stadt Essen. Was wird nun aus der Bürgerbewegung? Hat sie sich ein neues Ziel gesetzt?

Elke Hülsmann und Heinz-Theo Schaus gehören zu dieser Nachbarschaftsinitiative. Sie freuen sich mit der Handvoll Mitstreiter und Mitstreiterinnen, dass für das Haus der drohende Abriss erst einmal kein Thema mehr ist. „Da hat sich Einsatz doch gelohnt“, sagt Elke Hülsmann, Sprecherin der Gruppe. Damit könnte man die Initiative eigentlich ad acta legen.

Die hohen Räume haben durchweg Stuckdecken

Essen: Wie steht es um den Denkmalschutz in Werden?
Am Giebel ist das alte Werdener Wappen zu sehen. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

„Ein spezielles Ziel haben wir in der Tat nicht mehr“, erklärt Heinz-Theo Schaus, der früher eine Förderschule geleitet hat. Ihm gehört seit 1987 das Haus Propsteistraße 78. Die historische Fassade weist am Giebel das Werdener Wappen auf, weiße Rosetten zieren die Fenster. Im Treppenhaus gibt es noch ein geschnitztes Geländer, und auch der markante Steinfußboden ist im Originalzustand erhalten. Das Baujahr dürfte wie das der Nachbarhäuser um 1900 liegen.

Essen: Wie steht es um den Denkmalschutz in Werden?
Sie bilden zwar ein Gesamtensemble, dennoch sind nicht alle Häuser in der Propsteistraße denkmalgeschützt. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Dann zeigt Elke Hülsmann, Geschäftsführerin des DGB Bildungswerks NRW, ihre Erdgeschosswohnung. Sie hat wie ihr Vermieter ein Faible für die vielen detailreichen Kleinode. Die hohen Räume haben durchweg Stuckdecken aus der Zeit des Hausbaus. Es gibt farbige Bodenkacheln in der Küche, originale innenliegende Holzfensterläden und bronzene Tür- und Fensterbeschläge. Alles passt zueinander.

„Diese wunderschönen Details zu erhalten, ist eine Herausforderung.“

Heinz-Theo Schaus, Eigentümer

Ein Paradebeispiel für ein historisches Gebäude, in das Schaus schon manche Mark und manchen Euro investiert hat, um die alten Werte zu erhalten. „Das Haus ist geradezu mein Hobby. Diese wunderschönen Details zu erhalten, ist eine Herausforderung“, begründet Schaus sein Engagement.

In der Denkmalliste der Stadt Essen taucht das Gebäude nicht auf

Essen: Wie steht es um den Denkmalschutz in Werden?
Im Treppenhaus gibt es noch viele Originalteile, wie etwa einen Handlauf. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Doch unter Denkmalschutz steht das Objekt nicht, wie man annehmen könnte. Dabei hält es der Landschaftsverband Rheinland für schutzwürdig. Dessen Denkmalbehörde schreibt dieser Redaktion auf Anfrage: „Bereits 1982/1983 wurde das Haus begutachtet und als schützenswert eingestuft. Das Gutachten ging an die Stadt Essen mit dem Antrag, es in die Denkmalliste aufzunehmen.“ Warum das Gebäude anschließend nicht in dieser Liste auftaucht, bleibt offen. „Geschehen ist bis heute nichts“, sagt Heinz-Theo Schaus verwundert.

Ebenfalls 1982/1983 wurde die gesamte Altstadt von Werden begutachtet und als schützenswert eingestuft. Die Altstadt definiert der LVR in folgender Begrenzung: Im Westen die Laupendahler Straße sowie das Ostufer der Ruhr entlang der Forstmannstraße bis zum Pastorsacker. Im Norden begrenzt dieser die Altstadt. Im Osten bilden die Huffmann- und die Propsteistraße die Grenze und im Süden endet die Altstadt dann an der Kellerstraße, An der Stadtmauer und der Brandstorstraße.

Ortskern von Essen-Werden ist von „besonderem Aussagewert“

Kern der Begründung für den Denkmalschutz war damals wie heute: „Insgesamt ist der Ortskern in seinem historischen Entwicklungsprozess in seiner inneren Struktur einzigartig, bedeutend und von besonderem Aussagewert für die Siedlungsbildung und die Siedlungsentwicklung der Region.”

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An den Fenstern existieren noch die alten Griffe aus der Entstehungszeit des Gebäudes. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Bereichssatzung auf der Agenda

Eine Antwort auf eine Anfrage der Redaktion bei der Stadt Essen zum aktuellen Verfahrensstand in Sachen Propsteistraße 78 steht noch aus. Es wird auf die Urlaubszeit verwiesen.

Im Februar hatte Johannes Müller-Kissing (Leiter der Unteren Denkmalbehörde) im Bau- und Planungsausschuss berichtet, dass im Jahr 2023 drei Denkmäler unter Schutz gestellt worden seien. Einige weitere Denkmäler befänden sich in der vorbereitenden Prüfung. Auch die Denkmalbereichssatzung für Werden stehe weiterhin auf der Agenda.

Auch dieses Gutachten ging der Stadt Essen zu, mit dem Antrag, eine entsprechende Denkmalbereichssatzung für das beschriebene Areal zu erstellen. Auch hier passierte nichts. Eine Ergänzung des Gutachtens mit einem neuerlichen Antrag sei bis heute unbearbeitet geblieben, so Schaus.

Elke Hülsmann und Heinz-Theo Schaus und ihre mitstreitenden Nachbarn wollen weiter wachsam sein. Denn es sei jetzt die Zeit des Generationenwechsels bei den Eigentümern. Deswegen sei der Bereichsschutz für die gesamte Altstadt sehr wichtig, meinen die beiden und bekräftigen: „Unsere Initiative wird weiter aktiv bleiben.“

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