Essen-Werden. Andi Seemann ist Hausmeister am Mariengymnasium in Essen-Werden. Er hat eine interessante Vita: Unter anderem war der Personenschutz sein Metier.
Letzte Vorbereitungen laufen fürs Sommerkonzert des Mariengymnasiums Werden. Im großen Forum des großzügigen Schulbaus von 2007 legt die AG Bühnentechnik Hand an bei Beleuchtung und Soundanlage. Andi Seemann lächelt: „Die Schüler geben richtig Gas. Die sind so was von engagiert, das habe ich in meinem bisherigen Berufsleben bisher so nicht erlebt.“ Dabei hat er eine durchaus interessante Vita vorzuweisen: Vom Türsteher über Roadie bis hin zum Facility-Manager.
Seit drei Jahren arbeitet Seemann als Hausmeister. Er engagiert sich stark für „sein“ Mariengymnasium und sieht seinen Beruf breit aufgestellt. Denn der „Hausmeister Krause“ vergangener Tage mit grauem Arbeitskittel, Hut und Hund habe nun so gar nichts mehr zu tun mit heutigen Schultechnik-Managern: „Meine Ausbildung umfasste Sanitär- und Heizungstechnik, Brandschutz, Sanitäter und vieles mehr. Ich soll und möchte auch immer auf neuestem Stand sein. Zum Beispiel gibt es alle drei Jahre Auffrischungen im Gefahrenstoffschutz. Das Thema Energieeffizienz wird auch immer wichtiger.“
Die Liebe zum Handwerk führte ihn ans Theater
Er habe zunächst eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann gemacht, erzählt der 47-Jährige. „Das hilft mir heute sehr.“ Dann habe er im Personenschutz gearbeitet, bis hin zum eigenen Unternehmen: „Das hat mich dann wiederum zum Theater gebracht.“ Handwerklich habe er arbeiten wollen: „Da habe ich als Bühnentechniker angefangen, im Theater Krefeld / Mönchengladbach. Später in Hagen. Schließlich kam ich mit einer Empfehlung zum Musical.“
Das Metronom-Theater in Oberhausen spielte die Erfolgsshow „Tarzan“ mit Musik von Phil Collins. Beste Disney-Unterhaltung mit spektakulären Choreografien in luftiger Höhe. Damit die waghalsigen Stunts von Tarzan und der Affenhorde an langen Lianen 15 Meter über der Bühne nicht schiefgingen, mussten Seemann und seine Kollegen als Climber (Höhenarbeiter) für absolute Sicherheit sorgen.
„Wir waren auch Ansprechpartner für Darsteller, die ein wenig Unterstützung brauchten, damit sie sich trauten, wirklich zu fliegen.“
„Wir waren auch Ansprechpartner für Darsteller, die ein wenig Unterstützung brauchten, damit sie sich trauten, wirklich zu fliegen.“ Disney habe sehr darauf geachtet, dass die Sicherheitstechniker stets die aktuellsten Bescheinigungen vorweisen konnten. Schließlich ging es hier um Menschenleben.
Gelegentlich arbeitet er als Türsteher im Essener Szeneclub Turock
Doch das Theater schloss 2020 und Andi Seemann bewarb sich beim Bistum Essen: „Ich habe alle relevanten TÜV-Lehrgänge gemacht. Dann bin ich direkt beim ersten Gespräch genommen worden.“ Sein Vorgänger war in Rente gegangen. Gelegentlich arbeitet Seemann noch im Sicherheitsdienst des Szeneclubs Turock: „Und ab und zu im Objektschutz.“
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Das Mariengymnasium habe kaum Probleme mit Vandalismus. Das Bistum lasse Schäden umgehend reparieren: „Wie ich von Kollegen an städtischen Schulen erfahre, ist das nicht überall so.“ Sollte man Schüler bei Schmierereien oder Ähnlichem ertappen, werden sie von Seemann väterlich zur Seite gezogen: „Dann finden wir für sie genügend Aufgaben im Haus. Ich bin da genau die richtige pädagogische Abteilung.“ Das sagt der kräftig gebaute Mann natürlich im Scherz, aber dahinter steckt ein ernsthafter Aspekt: „Bevor ich hier eingestellt wurde, durchlief ich tatsächlich eine pädagogische Schulung. Das fand ich echt gut, weil es auch in die Psychologie ging.“
Am Mariengymnasium in Essen-Werden ist er der Allrounder
Im Mariengymnasium sei er als Allrounder gefragt: „Mein Fachwissen kann ich hier gut anwenden, mein handwerkliches Geschick, und sogar meine kaufmännische Ausbildung, da hier viel Administratives anfällt im Büro. Zum Beispiel die Koordination der fortlaufenden Wartungen. Ich muss nur manchmal aufpassen, nicht allzu perfektionistisch sein zu wollen. Von Sternzeichen bin ich nämlich Jungfrau.“
Vielfältige Aufgaben
Der Arbeitstag ist für Andi Seemann vielfältig: Schule aufschließen, Gebäude kontrollieren, Gänge, Räume, Turnhalle und Außengelände. Schäden aufnehmen. Wartungsfirmen einweisen, wenn zum Beispiel an Türen gearbeitet wird. Die Grünflächen in Schuss halten, Stühle, Tische, Elektrik.
Und es sind viele Veranstaltungen zu betreuen, weil dem Stadtteil kein anderer geeigneter Ort zur Verfügung steht: „Konzerte, kürzlich war die WDR-Bigband hier, Lesungen, Schachmeisterschaften, Karnevalsveranstaltungen, Bürger- und Personalversammlungen.“
Er arbeite mit allen Bereichen des großen Gymnasiums gut zusammen: „Mit der Schulleitung, mit den Lehrkräften. Oder mit dem Schulseelsorger.“ Dabei würden ständig die Anforderungen erhöht: „Was es heute alles gibt an modernen Medien, ist der Wahnsinn. Aber ich kann da noch gut mithalten.“ Das Miteinander an der Schule könne besser nicht sein: „Das ist wirklich gut und ich bekomme hier ehrliche Anerkennung gezollt. Ich habe meine Ziele nie aus den Augen gelassen. Aber man muss was dafür tun.“
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