Essen-Kettwig. Die Schwimmschule Kaminski bekam von der Stadt Essen die Kündigung für die Nutzung des Hallenbades Kettwig. So kämpfen die Eltern für den Erhalt.
Im Hallenbad des Kettwiger Schwimmzentrums lassen es die Mädchen und Jungen am Sonntag so richtig „krachen“ – und verabreichen ihrer Schwimmlehrerin Kristina Kaminski eine ordentliche Spritzdusche. Die 45-Jährige tobt kräftig mit. Die Kurse sind beendet, die Abzeichen Bronze, Silber und Gold vergeben. Für Kristina Kaminski ist dies allerdings kein normaler Abschied in die Sommerferien, sondern ein endgültiger, wie es aussieht. Denn die Sport- und Bäderbetriebe der Stadt Essen haben der Schwimmschule gekündigt.
„Die Nutzung der Schwimmschule ist nicht vom Dienstplan des städtischen Personals umfasst. Zur Vermeidung von wöchentlich anfallenden Überstunden wurde die exponierte Nutzungsmöglichkeit eingestellt.“ So ist es nachzulesen im Protokoll des Fachausschusses, der im März von der Kündigung Kenntnis erhielt.
Die betroffenen Eltern wollen das allerdings nicht so stehen lassen und haben sich an OB Thomas Kufen sowie an den Beschwerdeausschuss der Stadt gewandt. In dessen Sitzung am Dienstag, 2. Juli, steht ihr Anliegen auf der Tagesordnung.
150 Mädchen und Jungen sind vom Kursausfall betroffen
Konkret geht es um die Zeit nach 13 Uhr, wenn der öffentliche Betrieb im Kettwiger Hallenbad beendet ist, für die Schwimmschule aber noch Technik und Reinigungskräfte vorgehalten werden müssen. „Das war in der Vergangenheit nie ein Problem“, berichtet Kristina Kaminski, die seit mehr als zehn Jahren in Kettwig Kurse anbietet.
Beim Tennisverein Rawa in Haarzopf hat sie ihre Frühschwimmerkurse etabliert. Wer im dortigen Sportschwimmbecken das Seepferdchen bzw. den Seeräuber absolviert hat, wechselte bisher nach Kettwig, um das sichere Schwimmen weiter zu trainieren und die für das Schulschwimmen notwendigen Abzeichen zu erwerben.
„Es geht um rein betriebswirtschaftliche Gründe, ohne dabei auf die missliche Situation Rücksicht zu nehmen, dass Schwimmkursplätze für Kinder in Essen und Umgebung sehr rar und wir alle heilfroh sind, bei der Schwimmschule Kaminski untergekommen zu sein“, erklärt Stephan Boos, Sprecher der Elterninitiative, die für den Erhalt der Kurse kämpft. Immerhin 150 Mädchen und Jungen seien betroffen, die sich jeden Sonntag auf die Schwimmabzeichen vorbereiteten.
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Schwimmschule hat mehrere Vorschläge eingereicht
Es gebe Vorschläge der Schwimmschule, wie ein Betrieb in Kettwig künftig aussehen könnte, erzählt Ute Wilde, Büroleiterin des in Heiligenhaus ansässigen Unternehmens. So könnte der Unterricht auf 12 Uhr vorgezogen werden. Oder bei Bestehenbleiben der bisherigen Zeiten übernehme Kristina Kaminski die Reinigungsarbeiten oder sogar an 30 Sonntagen als angestellte Fachkraft der Stadt den gesamten Badbetrieb. „Auf diese Vorschläge haben wir keine Antwort bekommen“, äußert sich Ute Wilde sehr enttäuscht.
„Meine Tochter hatte Angst vor Wasser, wir waren schon verzweifelt. In der Schwimmschule wurde sie sehr individuell betreut und hat ihre Angst komplett verloren.“
Von den betroffenen Eltern wird immer wieder die vertrauensvolle und liebevolle Umgebung hervorgehoben, in der die Mädchen und Jungen das Element Wasser kennen lernen und ihre ersten Schwimmzüge lernen. „Meine Tochter hatte Angst vor Wasser, wir waren schon verzweifelt. In der Schwimmschule wurde sie sehr individuell betreut und hat ihre Angst komplett verloren“, berichtet beispielsweise Viviorka Feldmann.
Bei einigen ist Besuch der Schwimmschule Familientradition
Bei Kai Kroker ist der Besuch der Schwimmschule Kaminski schon Familientradition: Alle seine vier Kinder haben die Kurse besucht. Jeannie Scholz erzählt von ihrem Sohn Milan (13), der noch lange nach dem Absolvieren des Goldabzeichens dabeigeblieben sei, weil es ihm so viel Spaß gemacht habe. „Jetzt spielt er sogar Wasserball im Verein.“ Auch Véronique Hötger-Hoffmann ist voll des Lobes: „Das ist eine Schwimmschule mit Herz und hohem Sachverstand.“ Die Kinder würden pädagogisch ganz individuell gefördert und gefordert.
„Kinder sind doch keine Ware, sie brauchen einen persönlichen Bezug.“
Ein Umstand, den Nicola Frohn, Mutter ein dreijährigen Tochter, ebenfalls sehr schätzt. „Da ist ein Vertrauensverhältnis entstanden.“ Ob ein x-beliebiger Schwimmmeister in einem anderen Kurs das leisten könne, bezweifelt sie. „Kinder sind doch keine Ware, sie brauchen einen persönlichen Bezug.“
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Sport- und Bäderbetriebe wollen Kursangebot ausbauen
Zur Kompensation der wegfallenden Schwimmkurse wollen die Sport- und Bäderbetriebe das eigene Kursangebot von 80 Plätzen pro Jahr sukzessive weiter ausbauen und dabei in die bestehenden Schichtpläne integrieren. Heißt es in der Verwaltungsvorlage im März. Es sei zudem geplant, die neuen Angebote auf die Bäder in Oststadt, Kettwig und Rüttenscheid zu verteilen. „Wie steht es mit der Umsetzung?“, fragt sich Daniel Behmenburg. Das Kettwiger SPD-Ratsmitglied ist sowohl im Sportausschuss Mitglied als auch im Beschwerdeausschuss. Er werde der Verwaltung in der Sitzung auf den Zahn fühlen.
„Offensichtlich ist die Kommunikation mit der Schwimmschule auch nicht gerade glücklich gelaufen“, bemerkt Behmenburg zudem und regt weitere Gespräche an. Der Kündigungsgrund sei im Kettwiger Bad begründet. Die Schwimmschule habe aber auch Kunden aus anderen Essener Stadtteilen. „Vielleicht kann die Schwimmschule Teil der Lösung sein, Schwimmkurse in anderen Essener Bädern anzubieten.“
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