Essen-Rüttenscheid. Die Kneipe Ampütte gibt es seit 1901 in Essen. Warum früher ein Gummiknüppel unter der Theke lag und welche Bekanntheiten schon zu Gast waren.

Betritt man die Eckkneipe Ampütte an der Rüttenscheider Straße, könnte man meinen, die Zeit sei stehen geblieben: dunkle Holzverkleidungen, an den Wänden Jagdtrophäen und alte Fotos, den Tischen und Stühlen sieht man an, dass sie schon lange zum urigen Inventar gehören. „Die Stühle sind von 1949“, sagt Geschäftsführer Patric Ampütte stolz.

Seit 1901 gibt es die kultige Eckkneipe. Aktuell wird sie in vierter Generation von Patric Ampütte geführt. Der 63-Jährige hat im Jahr 1996 die Kneipe von seinem Vater übernommen: „Eröffnet wurde die Kneipe damals von meinem Urgroßvater, Heinrich Ampütte. Er übergab sie dann an meinen Opa Franz. Er war Gastronom aus Leidenschaft.“ Leider habe eine englische Fliegerbombe im Jahr 1942 nahezu alles zerstört. „Mein Opa hat sich die übrig gebliebenen Steine geschnappt und die Kneipe ganz schnell wieder aufgebaut“, erzählt der Geschäftsführer.

Essener Gastronom über seine Kneipe: „Da muss man sein ganzes Herzblut reinstecken“

„In den sechziger Jahren hat mein Vater, Karl-Heinz Ampütte, dann übernommen.“ Sein Vater habe viel lieber etwas mit Autos machen wollen, jedoch habe das gute Geld, das man zu der Zeit mit der Kneipe verdienen konnte, gelockt, sagt Patric Ampütte. „Ich habe zwar in der Kneipe ausgeholfen, seit ich 17 war, doch ich war leidenschaftlicher Musiker und wollte gern mit der Musik mein Geld verdienen.“

Bier ist beliebt in der Rüttenscheider Kneipe Ampütte. Mitarbeiter Paul steht am Zapfhahn.
Bier ist beliebt in der Rüttenscheider Kneipe Ampütte. Mitarbeiter Paul steht am Zapfhahn. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Am Ende habe es aber nicht gereicht, um mit der Musik über die Runden zu kommen, so Ampütte. „Eines Tages hat mein Vater mich dann gefragt, ob ich den Laden übernehme. Die Alternative wäre gewesen, dass die Brauerei die Kneipe bekommt. Da war die Entscheidung dann gefallen.“ Er habe alle Stationen durchlaufen, sei Kellner, Koch und an der Bar gewesen. „Man muss alles gut kennen, wenn man so einen Laden leiten möchte. Da muss man sein ganzes Herzblut reinstecken.“

Gast der Rüttenscheider Kneipe: „Ampütte ist Kult. Gehört zu Essen wie Zollverein“

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Überall einspringen zu können, sei in Zeiten des Personalmangels unausweichlich, so Ampütte. Warum die Kneipe seit über 100 Jahren besteht, erklärt er sich mit der besonderen Atmosphäre und der generationsübergreifenden Geschichte: „Hier ist immer was los und es geht familiär zu. Das mögen die Leute.“

Auch Dieter (67) aus Rüttenscheid geht gerne sein Bier in der Rüttenscheider Eckkneipe trinken und findet: „Ampütte ist Kult. Gehört zu Essen wie Zollverein und Villa Hügel.“ Das Publikum sei gemischt, habe sich jedoch in den letzten Jahren verjüngt, erzählt Ampütte: „Am Nachmittag und frühen Abend kommen mehr Familien und ältere Leute, vor allem zum Essen. Ab 20 Uhr kommen dann mehr jüngere Leute, die hier verweilen, bis sie in einen Club weiterziehen.“ Außerdem werde in der Kneipe noch sehr viel geknobelt. Am Wochenende sei es so voll, dass man manchmal Leute wegschicken müsse, weil sie einfach nicht mehr reinpassten.

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Bekannte Gesichter besuchen die Rüttenscheider Kneipe Ampütte

Auch bekannte Gesichter mischen sich gerne unter die Gäste, erzählt der Inhaber stolz: „Früher hat Diether Krebs hier regelmäßig Karten gespielt und einmal hatten wir sogar den Magier David Copperfield mitsamt seinen Bodyguards zu Gast. Auch heute besuchen uns gerne noch bekannte Schauspieler, wie Martin Lindow oder Leonard Lansink.“

Auf den Bänken in der Rüttenscheider Kneipe Ampütte nahmen schon bekannte Persönlichkeiten Platz.
Auf den Bänken in der Rüttenscheider Kneipe Ampütte nahmen schon bekannte Persönlichkeiten Platz. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Unterstützt wird der Inhaber von einem 14-köpfigen Team, darunter auch sein Sohn und seine 84-Jährige Mutter. So gut wie heute lief es aber nicht immer für die Eckkneipe, sagt Ampütte: „Es gab eine Zeit, da waren Kneipen nicht mehr angesagt. Man wollte es lieber schick haben, ist eher in Restaurants gegangen. Nachdem Essen Kulturhauptstadt wurde, ging es wieder bergauf und man wusste die gute alte Eckkneipe wieder zu schätzen.“

Essener Kneipe Ampütte bietet am Wochenende Küche bis 2 Uhr nachts

Mit den Jahren habe sich die Stimmung in der Kneipe trotzdem verändert, erzählt Ampütte. Schlägereien seien in seinem Laden früher an der Tagesordnung gewesen: „Früher war der Gummiknüppel unter der Theke unser wichtigstes Utensil zur Verteidigung. Es gab hier viel Gewalt, Zuhälterei und andere Kriminalität. Das hat sich komplett geändert. Früher war ,Ampütte‘ eine Gangster-Kneipe, dagegen sind wir heute eher eine Teestube“, blickt der Inhaber lachend zurück.

Die Eckkneipe Ampütte markiert quasi das Ende von Rüttenscheid: Der südlichere Teil der Rüttenscheider Straße gehört zum Südviertel.
Die Eckkneipe Ampütte markiert quasi das Ende von Rüttenscheid: Der südlichere Teil der Rüttenscheider Straße gehört zum Südviertel. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Heute zieht es viele Gäste auch wegen der Küche in die Kult-Kneipe. Gegessen werden kann in der Ampütte am Wochenende bis zwei Uhr nachts, unter der Woche bis 23 Uhr. Die beliebtesten Gerichte seien Schnitzel und Currywurst mit Pommes, so Ampütte: „Wir bieten Wirtschaftswunderküche. Neben den beliebten Klassikern gibt es auch saisonale Küche. Wir sind über die Stadtgrenzen hinaus für unsere Muscheln bekannt. Es gibt aber auch Spargelgerichte oder Pfifferlinge.“

Der Plan für die Zukunft der Ampütte steht bereits: Patric Ampüttes Sohn soll die Kneipe übernehmen. „Noch ist für mich kein Ende in Sicht. Meine Arbeit hier hält mich fit. Ich werde hier sein, so lange wie es nur geht und danach übergebe ich die Kneipe an die nächste Generation.“

Adresse: Rüttenscheider Straße 42 . Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag von 17.30 Uhr bis 1 Uhr sowie Freitag und Samstag von 17.30 Uhr bis 4 Uhr. Sonntag ist Ruhetag.

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