Dinxperlo/Anholt. Wer den beliebten Wochenmarkt in Dinxperlo besucht, der stellt fest: Das Städtchen hat sich komplett verändert. Was die Holländer planen.

Die Marktbeschicker von Dinxperlo haben noch etwas Zeit. In aller Ruhe bauen sie nach und nach ihre Marktstände auf. Es ist Januar, 9 Uhr am Freitagmorgen, kalt und neblig. Mit vielen Marktbesuchern ist heute ohnehin nicht zu rechnen. Ein guter Zeitpunkt also für Simon Wiggers und Gertjan Sikking, um die Bauarbeiten auf dem Prins-Claus-Plein kräftig voranzutreiben. Seit gut einem Jahr wird rund um die evangelische Kirche von Dinxperlo gebaggert, geschaufelt und gepflastert. Doch was machen die Niederländer da eigentlich?

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So soll der neue Marktplatz von Dinxperlo aussehen. © Gemeente Dinxperlo | Gemeente Dinxperlo

Möglichst keine Autos im Ortskern

Simon Wiggers und Gertjan Sikking sind Projektleiter bei der Gemeinde Aalten und verantwortlich für die Umgestaltung des gesamten Zentrums von Dinxperlo. Kurz gesagt: Sie wollen die Autos möglichst aus dem Ortskern heraushalten und dafür rund um die Kirche einen Park mit hoher Aufenthaltsqualität schaffen. Noch ein paar Wochen, dann wächst das Grün. Die Tiefbauer der Firma Dusseldorp sind fast fertig.

Neugestaltung des Heelwegs

Wenn der Prins-Claus-Plein fertig ist, wird danach der Heelweg im Jahr 2026 neugestaltet. Die Grenzstraße, die Dinxperlo und Suderwick verbindet, soll eine ganz neue Funktion erhalten.

So wird die Geschwindigkeit von 50 auf 30 Km/h runtergesetzt und dadurch könne man eine neue Aufenthaltsqualität schaffen. Es sollen mehr Sitzbänke aufgestellt werden und vor allem möchte man die Staatsgrenze erlebbar machen, so Sikking.

So sollen Info-Tafeln aufgestellt werden, auf denen die frühere Grenzsituation erläutert wird. Das Projekt wird gemeinsam mit der Stadt Bocholt umgesetzt.

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Ein Plakat zeigt, wie das Zentrum bald aussehen wird.  © NRZ | Andreas Gebbink

Und wer an diesem usseligen Vormittag einen Blick auf die Pläne auf dem Papier wirft, dem fällt auf: Die Holländer machen wieder keine halben Sachen, sondern werten den Dorfplatz mit vielen Beeten und Bäumen auf und machen daraus ein „grünes Wohnzimmer“, wie Simon Wiggers sagt. Der Entwurf stammt von den Landschaftsarchitekten Okra aus Utrecht.

141 Bäume werden gepflanzt

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So soll das neue Zentrum von Dinxperlo aussehen. Früher standen hier Autos.  © Gemeinde Aalten | Gemeinde Aalten

Seit Oktober 2023 wird im Zentrum von Dinxperlo gearbeitet. Die Einkaufsstraßen sind bereits größtenteils erneuert, mit hellem Pflaster, neuen Blumenbeeten und zahlreichen Fahrradständern. Wer durch das Zentrum schlendert, blickt auf eine freundliche Innenstadt, die bislang weniger anziehend war.

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Im März sollen die Arbeiten auf dem Prins-Claus-Plein weitgehend abgeschlossen sein.  © NRZ | Andreas Gebbink

Aber das wird sich bald ändern. Im Sommer wird der neue Prins-Claus-Plein eröffnet, aber schon im März können deutsche Marktbesucher sehen, was sich die Landschaftsarchitekten in Dinxperlo ausgedacht haben: Viele Bänke, üppige Pflanzbeete auf 4115 Quadratmetern, 141 Bäume und eine interessante Modellierung des Platzes, die mit einer neuartigen Wasserführung zusammenhängt.

Wasserreservoir unter der Erde

Unter dem Prins-Claus-Plein hat die Gemeinde ein riesiges Wasserreservoir angelegt, in dem Regenwasser gesammelt wird. „Die Beete sind mit Sensoren ausgestattet, die die Feuchtigkeit im Boden messen. Wenn es zu trocken wird, schaltet sich automatisch eine Bewässerungsanlage ein, die das Regenwasser nutzt“, erzählt Gertjan Sikking.

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So muss im Sommer niemand mehr von der Gemeindeverwaltung rausfahren, um die Beete zu bewässern. Das geschieht automatisch. Der Entwurf stammt vom Büro Okra aus Utrecht.

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So soll das neue Zentrum von Dinxperlo aussehen. Früher standen hier Autos.  © Gemeinde Aalten | Gemeinde Aalten

Zehn Millionen Euro investiert

Die ansprechende Gestaltung wurde im Vorfeld mit den Bürgern und Unternehmern des Ortes abgestimmt. Seit 2021 plant die Gemeinde den Umbau. Vor Beginn der Arbeiten wurde an der Wilhelminastraat ein neuer Parkplatz mit 75 Stellplätzen angelegt. Die 7000 Einwohner von Dinxperlo sind auf die vielen Besucher angewiesen, die freitags zum Markt kommen. Der Wochenmarkt bleibt rund um die Kirche erhalten. „Wir hoffen, dass durch die Neugestaltung noch mehr Leute kommen“, sagt Sikking. Die Region Achterhoek eigne sich ideal für Fahrradtouristen.

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Gut zehn Millionen Euro investiert die Gemeinde Aalten in den Prins-Claus-Plein, die Einkaufsstraßen und in den Heelweg. Fördermittel gibt es kaum: 500.000 Euro wurden von der Provinz Gelderland für die Klimaanpassung bereitgestellt.

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Rund um die Kirche werden üppige Beete bepflanzt.  © NRZ | Andreas Gebbink

Den Klimawandel im Blick

Beim Umbau wurde besonders auf die Herausforderungen des Klimawandels geachtet. So wurde als Bodenmaterial heller Klinker verwendet, der sich im Sommer nicht so stark aufheizt. Die Bewässerung wird dazu beitragen, dass die Pflanzen nicht austrocknen und einen kühlenden Effekt auf das Zentrum von Dinxperlo haben. Mit Hilfe von modernen LED-Leuchten kann der Platz auch in verschiedenen Farben beleuchtet werden. „Zum Valentinstag in rosa, oder so“, lacht Wiggers. Und natürlich in orange, wenn Oranje spielt.

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Die Straßen rund um den Dorfkern wurden zum Teil schon neu gestaltet.  © NRZ | Andreas Gebbink

Den Bürgern war auch eine hohe Aufenthaltsqualität wichtig. So werden noch Spielgeräte für Kinder aufgestellt und ein Wasserspiel wird installiert, es gibt diverse Sitzbänke für die älteren Einwohner von Dinxperlo, die sich bereits jetzt regelmäßig verabreden, um die Baustelle zu begutachten. Auf dem Platz können weiterhin die Kirmeswagen stehen und auch andere Veranstaltungen sollen hier möglich sein. „Das ist das mit Abstand schönste Projekt, welches ich bislang betreut habe“, sagt Sikking. Man kann seinen Stolz verstehen.