Emmerich. Erstaunlich viele Menschen leiden unter Refluxstörungen. Dr. Esmatollah Kasim vom Willibrord-Spital in Emmerich spricht über Therapien.

Fast jeder Vierte in Deutschland leidet in unterschiedlichen Ausprägungen an Refluxstörungen. Ein gesellschaftlich und wirtschaftlich doch relevanter Faktor, findet auch Dr. Esmatollah Kasim. Die NRZ sprach mit dem Chefarzt der Inneren Medizin/Gastroenterologie des Emmericher Willibrord-Spitals über diese Erkrankung.

Dr. Kasim, was ist eine Refluxstörung?

„15 bis 25 Prozent der Menschen leidet unter dieser Störung. Das ist gesellschaftlich und wirtschaftlich schon eine hohe Rechnung“

Dr. Esmatollah Kasim
Chefarzt der Inneren Medizin/Gastroenterologie

Bei dieser Erkrankung kommen die Patienten mit saurem Aufstoßen und Sodbrennen zu uns. Es gelangt der Mageninhalt in die Speiseröhre und verursacht belästigende Symptome und Veränderungen an der Speiseröhre. 15 bis 25 Prozent der Menschen leidet unter dieser Störung. Das ist gesellschaftlich und wirtschaftlich schon eine hohe Rechnung. Oft sind 30- bis 60-Jährige betroffen, oft Männer, Raucher und Übergewichtige.

Was macht Refluxstörungen so gefährlich?

Es wird dann gefährlich, wenn Komplikationen wie Entzündungen, Blutungen, Verengungen und Vernarbungen entstehen. Langfristig kann auch ein Krebs am Übergang zwischen Speiseröhre und Magen entstehen, aber das Risiko ist allgemein gesehen sehr gering.

Arztserie Emmerich
Dr. Esmatollah Kasim ist seit 2022 am Willibrord-Spital in Emmerich. © (...) | Pro Homine

Wie werden Refluxstörungen behandelt?

Mit Medikamenten, die die Säureproduktion im Magen senken. Es gibt aber auch Medikamente, die man im Wechsel oder in Kombination mit den sogenannten Säureblockern nimmt. Sie neutralisieren die überschüssige Magensäure und legen sich wie ein Film über den Mageninhalt und verhindern dessen Rückfluss in die Speiseröhre.

+++ Abonnieren Sie den Kanal NRZ Emmerich auf WhatsApp +++

Ist die Störung mit den Medikamenten gut in den Griff zu kriegen?

Die Patienten reagieren auf eine Refluxkrankheit in psychischer und physischer Hinsicht unterschiedlich. Davon hängt auch die Erwartung an Therapie ab. Wenn die Säureblocker in Standarddosierung nach einer gewissen Zeit nicht helfen sollten, so kann die Therapiezeit verlängert oder die Dosis erhöht werden. In Einzelfällen können auch Antidepressiva hinzugezogen werden. Eine komplette Symptomkontrolle kann aber häufig nicht erreicht werden.

Lesen Sie auch diese Nachrichten aus Emmerich, Rees und Isselburg

Die meisten sehen die Therapie als erfolgreich, wenn die Symptome nicht häufiger als einmal pro Woche auftreten. Die Therapie muss aber gut durchgezogen werden. Also eine regelmäßige Tabletteneinnahme mit begleitenden Maßnahmen. Man kann zum Beispiel bei nächtlichen Beschwerden mit dem Oberkörper erhöht schlafen. Natürlich ist Rauchern zu empfehlen, das Rauchen aufzugeben.

„Es gibt keine refluxverhindernde Diät. Aber eine Gewichtsabnahme bei den adipösen Patienten kann die Symptome reduzieren und die Wirkung der Medikamente verbessern“

Dr. Esmatollah Kasim
Chefarzt der Inneren Medizin/Gastroenterologie

Auch die Option einer Operation sollte rechtzeitig berücksichtigt werden. Wer regelmäßig Medikamente nimmt, diese aber nicht gut verträgt, für den ist das eine Option und sollte auch nicht hinausgeschoben werden. Wenn im Übergang der Speiseröhre zum Magen der Verschlussmechanismus nicht mehr gut funktioniert, dann wird durch minimal invasiv operatives Verfahren mit einem Teil des Magens ein Ersatzverschluss angelegt. 

Lassen sich Refluxstörungen mit der richtigen Ernährung verhindern oder lindern?

Es gibt keine refluxverhindernde Diät. Aber eine Gewichtsabnahme bei den adipösen Patienten kann die Symptome reduzieren und die Wirkung der Medikamente verbessern. Fette, kohlensäurehaltige sowie alkoholische Getränke, Kaffee, Tee, Zitrusfrüchte, Schokolade oder Süßspeisen können individuell in unterschiedlicher Ausprägung Refluxstörungen verursachen. Die Patienten finden im Laufe der Zeit meist selbst heraus, worauf sie reagieren und was sie meiden müssen.