Rees. Das Geheimnis um den Hohlraum im Baustellenbereich Vor dem Delltor in Rees ist gelüftet. Das fand der Archäologe Jens-Holger Wroblewski heraus.
Die Stadt Rees ist um ein historisches Bauwerk reicher. Im Rahmen einer Straßenbaumaßnahme wurde eine bisher unbekannte Kasemattenanlage gefunden. Leider wurde das Bodendenkmal mittlerweile wieder verfüllt.
Seit Juni erneuern die Stadtwerke Rees die Trinkwasserleitungen im Bereich Vor dem Delltor und Dellstraße. Der Bereich ist daher einseitig gesperrt. In der Höhe des alten Postgebäudes hat sich dort vor einer Woche aus unerklärlichen Gründen im Baustellenbereich ein Hohlraum gebildet, die gesamte Straße wurde aus Sicherheitsgründen komplett gesperrt.
Archäologe Jens-Holger Wroblewski beauftragt
Um die Setzungen zu untersuchen, musste die gesamte Fahrbahndecke an der Stelle aufgenommen und der Untergrund abgetragen werden. In Zuge dessen kam ein Stück Mauerwerk zum Vorschein. Da man bereits im Zuge der Baumaßnahme immer wieder auf Reste der alten Toranlage, dem Delltor gestoßen ist, wurde der Archäologe Jens-Holger Wroblewski beauftragt, die weiteren Ausgrabungsarbeiten zu begleiten und den Fund zu untersuchen. Zwei Tage lang war er mit seinem Team vor Ort, die Fundstelle wurde fotografiert, aufgemessen und mittels 3D-Scan umfangreich dokumentiert.
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Bei dem Bauwerk handelt es sich um den gewölbten Gang einer bisher unbekannten Kasemattenanlage aus dem 16. Jahrhundert. „Vom Aufbau, der Konstruktion und auch der verwendeten Ziegel ähnelt dieser Gang eins zu eins den Gängen an der Bastei am Westring unter dem Ehrenmal“, erklärte Wroblewski, „die Bauweise entspricht auch anderen Festungswerken und Kasematten des 16. Jahrhunderts, die wir hier in Rees haben.“ Die Archäologen vermuten, dass der gefundene Gang in eine Schießkammer mündet, mit der man früher die Flanken der Stadtmauer und den Wall-Graben-Zone verteidigen konnte.
„Es deutet auch auf eine, zu der Zeit hohe wirtschaftlichen Kraft von Rees hin, da solche Bauvorhaben enorme Kosten verursacht haben dürften.“
Parallelen zu Verteidigungsanlagen
Diese Bauweise zeigt Parallelen zu den sonst bekannten Reeser Verteidigungsanlagen. Ähnliche Kasematten gibt es unter dem Museum Koenrad Bosmann, dem Rondell am Bär sowie an der Bastei am Westring. Das legt den Beweis einer einheitlichen Stadtbefestigung nach der Festungslehre von Albrecht Dürer nahe, die so von keiner anderen Stadt am Niederrhein umgesetzt wurde. So finden sich an jedem Standort der ehemaligen Stadttore, sowie an neuralgischen Punkten wie Am Bär oder am Westring, Hinweise auf einen stets modernisierten Befestigungstypen. „Es deutet auch auf eine, zu der Zeit hohe wirtschaftlichen Kraft von Rees hin, da solche Bauvorhaben enorme Kosten verursacht haben dürften“, erläuterte der Archäologe.
Der untersuchte Teil hat die Maße von einer Länge von 5 Metern und einer Breite von 2,50 Meter. Jens-Holger Wroblewski vermutet, dass sich auch auf der anderen Seite des Ganges in Richtung des alten Postgebäudes eine Schießkammer befand. Beim geplanten Abriss des Gebäudes werden hier vielleicht weitere Bodendenkmäler zutage treten.
Substanz nun optimal geschützt
Um die Baumaßnahme der Stadtwerke fortführen zu können, wurde der Bereich mittlerweile mit einem speziellen Flüssigboden verfüllt. Dieser schont die Denkmalsubstanz und kann später bei Bedarf leicht wieder abgetragen werden. Der Gang wird dadurch in seiner Substanz optimal geschützt.
Die aufgenommenen Daten und das Bildmaterial werden von „Wroblewski Archäologie und Burgenforschung“ genau ausgewertet, analysiert und ein ausführlicher Bericht erstellt. In wie weit die Informationen genutzt oder die 3D-Scans virtuell zur Verfügung gestellt werden, muss noch in nächsten Zeit bei der Stadt Rees thematisiert werden.
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Die gesamte Baumaßnahme soll nun nach Aussage der Stadt Rees zum 7. September abgeschlossen werden. Dann sind auch die Straßen wieder in beide Richtungen zu befahren.