Emmerich. Ältere Menschen haben häufiger Probleme mit Verstopfung. Resul Toprak, Chefarzt der Geriatrie/Altersmedizin im Willibrord-Spital, gibt Tipps.
- Ältere Menschen leiden häufiger an Verstopfungen als jüngere Menschen.
- Die Geriatrie am Willibrord-Spital befasst sich mit den Besonderheiten dieser Patienten.
- Die Einnahme mehrerer Medikamente zugleich ist eine Ursache.
- Ballaststoffreiche Ernährung und Bewegung sind hilfreich.
In der NRZ-Serie „Ärzte antworten“ behandelt das Gespräch mit Resul Toprak, Chefarzt der Geriatrie/Altersmedizin im St. Willibrord-Spital in Emmerich, diesmal ein unangenehmes Thema: Verstopfungen. Es sind vor allem ältere Menschen, die darunter leiden.
Herr Toprak, warum leiden vor allem ältere Menschen an Verstopfung?
Es hat verschiedene Gründe. Die älteren Menschen nehmen häufig mehrere Medikamente ein, die Polypharmazie. Diese haben Nebenwirkungen wie etwas die Darmträgheit. Bei Schmerzmitteln ist das zum Beispiel schon mal der Fall. Auch die Immobilität im Alter führt zu einer Darmträgheit. Und auch die Ernährung ist ein Faktor. Wenn man nicht ausreichend Ballaststoffe zu sich nimmt und nicht genügend trinkt, kann das ebenfalls zu einer Darmträgheit führen.
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Mit welchen Beschwerden kommen die Patienten zu Ihnen?
Mit einem geblähten Bauch und einem Füllgefühl.
Die Serie „Ärzte antworten“
Die NRZ wird in der neuen Serie „Ärzte antworten“ mit verschiedenen Medizinern des St. Willibrord-Spitals über Beschwerden und deren Therapie sprechen. Die Ärzte klären auf, worum es bei den Beschwerden geht und wie sie die Leiden der Patienten lindern.
Bisher geplant sind Gespräche über den Blinddarm und ob immer operiert werden muss, was man gegen Verstopfung im Alter tun kann, über Arthrose und welche Vorteile der Knie-Roboter bietet, über Bandscheibenvorfälle und was man vorbeugend tun kann, wie man Refluxstörungen behandelt, über immer wieder verschleimte Bronchen und wie das in Emmerich untersucht wird und die Vorteile der Lasertherapie in der Proktologie.
Was kann man gegen Verstopfungen grundsätzlich tun?
Man sollte an den Ursachen ansetzen. Wir führen eine Medikamentenanamnese durch. Es wird also geguckt: Welches Medikament ist wirklich nötig? Wo lässt sich die Dosis reduzieren? Wir nennen das Medikamentenhygiene.
Dann sollten die Patienten 1,5 bis zwei Liter am Tag trinken. Und wir weisen auf eine ballaststoffreiche Ernährung hin.
„Es ist halt so, dass verschiedene Fachärzte jeweils ihre Medikamente verschreiben. In der Geriatrie haben wir einen ganzheitlichen Blick auf den Patienten.“
Außerdem animieren wir die Patienten, sich so gut wie möglich zu bewegen, etwas Sport zu treiben und nicht den ganzen Tag zu sitzen. Das sind die ersten Schritte
Nehmen die Patienten denn wirklich so häufig Medikamente ein, die verzichtbar sind?
Häufig können Medikamente reduziert werden. Es ist halt so, dass verschiedene Fachärzte jeweils ihre Medikamente verschreiben. In der Geriatrie haben wir einen ganzheitlichen Blick auf den Patienten. Und das ist wichtig. Nebenwirkungen der Medikamente werden häufig mit neuen Medikamenten versucht zu beheben.
Ist das dann nicht ein Fehler im System, wenn nicht ein Arzt alles im Blick hat?
Der Hausarzt ist da schon der primäre Ansprechpartner. Außerdem gibt es ja die Geriater...
...also die Fachärzte für die Altenmedizin...
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...genau. Für den Gesamtblick haben wir weitere Ausbildungen durchlaufen. Etwa zur Pharmakologie, um die Wirkmechanismen und die Wechselwirkung der Medikamente zu kennen. Die Medikamente können ja auch kognitive Einwirkungen haben wie Gedächtnisstörungen. Wir erstellen individuelle Konzepte für die Patienten.
Gewinnt die Geriatrie in einer alternden Gesellschaft also immer mehr an Bedeutung?
Ja, auf jeden Fall. Wegen der demographischen Entwicklung, aber auch weil die Menschen älter werden. Frauen werden inzwischen im Schnitt 83 Jahre alt, Männer 78 Jahre. Die Körper verändern sich. Der Geriater wird immer mehr verlangt.