Emmerich. Schwedische Gardinen sind hier verpönt: In der alten Polizeiwache in Emmerich gibt es zwölf neue Mietwohnungen. Zum Schnäppchenpreis.
Im Flur riecht es noch ganz neu: Die Wände sind frisch gestrichen, die Böden neu verlegt und im Treppenhaus glänzt das neue Edelstahlgeländer. Die ersten Mieter sind am 1. Juni in die ehemalige Polizeiwache in Emmerich eingezogen und haben sich schon häuslich eingerichtet. Vom Balkon am Geistmarkt hängt passend zur EM die Deutschlandfahne. Nach gut eineinhalb Jahren Bauzeit ist damit ein markanter Leerstand in der Emmericher Innenstadt damit beseitigt.
Wohnungen sind belegt
Darüber freuen sich Bettina Keysers und Alexander Wels. Keyers, Geschäftsführerin der Kreis Klever Bauverwaltungs GmbH, und Wels, angestellter Architekt, haben das Projekt in der Innenstadt maßgeblich vorangetrieben. Sieben Wohnungen sind bereits bewohnt, fünf weitere Wohnungen zur Lilienstraße hin werden in Kürze bezogen – die Mietverträge sind schon unterschrieben.
Das ist die KKB
Die Kreis Klever Bauverwaltungs GmbH vermietet derzeit 91 Wohnungen im Kreis Kleve. Acht weitere Wohnungen befinden sich im Bau und 60 Wohneinheiten sind kurzfristig in der Pipeline. Mittelfristig werden es 400 Wohnungen sein. Die Wohnungen werden von der KKB in Eigenregie verwaltet.
In Emmerich verhandelt die KKB derzeit über den Ankauf eines weiteren Objektes, nähere Informationen liegen noch nicht vor.
Ursprünglich wollte die KKB vor allem bestehende Gebäude aufkaufen, um sie dem sozialen Wohnungsmarkt zur Verfügung zu stellen. Dieses Konzept hat sich in der Praxis jedoch als untauglich erwiesen, da die Preisvorstellungen vieler Verkäufer viel zu hoch sind. Viele Eigentümer würden den Wert ihrer Häuser maßlos überschätzen.
Die Wohnungen sind zwischen 27 und 105 Quadratmeter groß und bestechen nicht nur durch einen gefälligen Zuschnitt und einer schönen Ausstattung, sondern vor allem durch ihren Preis: Sagenhafte 5,90 Euro kostet hier der Quadratmeter. In Emmerich sind eher acht Euro marktüblich. „Bei Wohnungsbesichtigungen haben wir oft gehört, dass dieser Preis sehr günstig ist“, sagt Bettina Keysers. Die KKB hat sich ganz dem sozialen Wohnungsbau verschrieben und baut im Auftrag des Kreises Kleve günstige Sozialwohnungen für Menschen mit Wohnberechtigungsschein.
Umfangreich saniert
Der Wohnkomplex zwischen Geistmarkt und Lilienstraße wurde umfassend saniert. „Nur die Grundmauern stehen noch“, sagt Architekt Alexander Wels. Neuer Klinker, neue Fenster, neue Heizungsanlage, neue Fußböden, neue Treppenhäuser – das Gebäude wurde von Grund auf saniert.
Jede Wohnung hat einen Balkon auf der Südseite, der zur Mittagszeit die volle Sonne abbekommt. In der Mitte befindet sich ein schöner Innenhof, der leider hauptsächlich nur für sechs Parkplätze genutzt wird. Die Zufahrt erfolgt von der Lilienstraße. Der Innenhof ist zwar mit Rasengittersteinen ausgelegt, aber ohne Autos könnte hier eine tolle Atmosphäre entstehen. Für die Pflege der Grünflächen gibt es einen Hausmeisterservice, der über die Nebenkosten abgerechnet wird.
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Die Wohnungen sind hell und mit einem strapazierfähigen Vinylboden ausgestattet, der wie ein Parkett anmutet. Ein Glasfaseranschluss ist möglich, die Verlegung ins Haus müsse aber vom Mieter selbst vorgenommen werden, so Keysers. Auf den Dächern befindet sich eine Photovoltaikanlage, die von den Stadtwerken Emmerich betrieben wird. Dadurch wird auch der Strompreis für die Mieter etwas günstiger. Einen Fahrstuhl in den dreistöckigen Häusern gibt es nicht. Daher sind nur die Wohnungen im Erdgeschoss barrierefrei.
Wärmepumpe und Gasheizung
Auch die Mieter profitieren von den günstigen Nebenkosten. Die Energieversorgung der beiden Wohngebäude erfolgt über eine Luft-Wasser-Wärmepumpe und eine Gasheizung. In Kombination erreicht der Gebäudeteil am Geistmarkt einen KfW-55-Standard, das Haus an der Lilienstraße einen KfW-85-Standard. Da die Gebäude gut gedämmt sind, kann mit niedrigen Heizkosten gerechnet werden.