Emmerich. Um 21 Uhr geht es los: Im Kapaunenberg in Emmerich wird zur Fußball-EM jedes Spiel übertragen. So auch am Sonntag das Final-Spiel.

Heute Abend wird es wieder spannend. Zumindest für die Fußball-Fans: Denn Spanien tritt im EM-Finale gegen England an. Und wer das nicht allein daheim auf dem Sofa anschauen will, sondern in Gemeinschaft, der kann dies beim Public Viewing im Kapaunenberg in Emmerich tun. Hier wird die Partie auf einer Leinwand übertragen. Revse Akyel und Team laden zum Rudelgucken ein. Um 21 Uhr ist Anpfiff. Die Gastro ist natürlich schon vorher geöffnet.

  +++ Das hat die NRZ zuvor berichtet +++

Schwarz-rot-gold auf Fahnen und Girlanden. Die einen rücken gespannt der Leinwand näher, andere umklammern nervös ihr kühles Glas. Dann passiert es. „Und alle springen auf“, schwärmt Revse Akyel vom ersten Tor der Europameisterschaft. Noch ist das nicht gefallen, „ein Träumchen“ darf es aber allemal schon sein. Besonders, wenn sich die Freude darüber teilen lässt. So auch beim Public Viewing in der Gaststätte des Emmericher Kapaunenbergs, wo alles auf Anpfiff steht.

Die Deko stimmt, Bierzeltgarnituren und drei Meter Leinwand warten auf den 14. Juni. Durch das Öffnen der Schiebewand ist die Kneipe um einen Saal vergrößert und schafft so Platz für rund 200 Fußballfans. Sogar draußen stehen Bänke bereit, die Tür bleibt auf und Boxen kommen vor den Eingang. Fans verpassen dadurch kein Tor, Hobby-Schiedsrichter nicht das kleinste Foul.

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Kostenloser Eintritt

„Mein Neffe hat mich auf die Idee gebracht und am Ende auch überzeugt“, erklärt die Pächterin. Lange habe das jedoch nicht gedauert. Zwischen Brüdern aufgewachsen, die beide leidenschaftlich kicken, blieb auch Akyel nicht verschont: „Mit der ganzen Familie Fußball gucken, so bin ich groß geworden.“ Umso mehr freue sie sich, das Event anzubieten und jedes Spiel zu verfolgen. Einen Liebling der Elf hat sie schon jetzt: Deniz Undav. „Der erste Yezide, der in der Nationalmannschaft dabei ist. Ich bin selbst Yezidin und freue mich darüber natürlich“, schmunzelt die 42-Jährige.

Pächterin Revse Akyel freut sich, jedes Spiel zu verfolgen.
Pächterin Revse Akyel freut sich, jedes Spiel zu verfolgen. © FUNKE Foto Services | Markus Weißenfels

Kosten für Lizenzen und das Drumherum sind enorm. Neben der Leinwand schaffte das Team beispielsweise extra einen Beamer an. Trotzdem ist der Eintritt für alle Besucher kostenlos. „Damit wollen wir vor allem jungen Leuten in Emmerich einen Ort bieten, zusammenzukommen. Davon gibt es viel zu wenige heutzutage“, erklärt Akyel. Selbst in der Kleinstadt aufgewachsen, liege ihr der Zusammenhalt der Emmericher besonders am Herzen: „Gemeinsam soll das Kneipenleben aufgehen. Wir wollen anfeuern und mitfiebern. Das wird ein Feeling.“

Hochzeitslocation Kapaunenberg

Akyel bietet mit ihrem Cateringservice verschiedene Optionen an. Neben dem alljährlichen Schützenfest stellen sie Beerdigungscafés, Geburtstage und Hochzeiten auf die Beine. Für Letzteres wird die Location bald professionell geschmückt, um Interessierten einen Fotokatalog anbieten zu können. Auf Facebook und Instagram melden: akyel_events.

Neuer Snack-Kader

Bier gibts natürlich erst ab 16, „wir haben aber auch jede Menge Softdrinks.“ Gegen einen kleinen Aufpreis gibt es pro Tisch einen Knabbermix, im Laufe der EM wird sich der Snack-Kader noch erweitern. Stollen bleiben an den Fußballschuhen, frische Frikadellen könne sich die 42-Jährige aber gut vorstellen.

Liefert die Nationalmannschaft ab wie in Katar, bleibt die Leinwand trotzdem hängen. So werden in der Gaststätte alle Spiele der EM live übertragen. Ist nachmittags schon Anpfiff, passt die Kneipe ihre Öffnungszeiten an. „Obwohl ich natürlich hoffe, dass Deutschland da ganz lange zu sehen sein wird, vielleicht sogar bis zum Titel“, bleibt Akyel optimistisch. Wer eine andere Mannschaft anfeuert, ist aber auch willkommen. Kleinen Merch hat die Veranstalterin für mehrere Länder bestellt. Mit der Schottland-Flagge am 14. Juni auftauchen ist zwar mutig, theoretisch aber möglich.

Familie schaute Probe

Ob Leinwand und Boxen funktionieren, haben Familienmitglieder übrigens getestet: „Die saßen hier netterweise schon Probe. Man hilft sich gegenseitig, das ist schön.“ Jetzt fehlen nur noch die schwarzen, roten und goldenen Luftballons. In ihrem Optimismus hängt die Veranstalterin die so spät wie möglich auf. Je weiter Deutschland kommt, desto länger müssen die immerhin halten. Vor Anspannung platzen sollen nur die Fans.