Emmerich. Das Geck feierte seine Sitzung im Emmericher Kapaunenberg. Gute Stimmung herrschte im Saal. Es gab aber auch Tränen. Das war der Grund.

Flagge zeigen und Farbe bekennen, vorzugsweise gleich mit der ganzen Farb-Palette. Das Groß Emmericher Carnevals Komitee (Geck) machte es diese Session vor. Unter sein traditionelles rot-weiß mischten sich alle Farben, die es für einen Regenbogen braucht.

Nachdem das Geck erstmals ein gleichgeschlechtliches Prinzenpaar krönte, hob es am Samstag auch den Sitzungskarneval auf seinen verdienten Thron. „Emmerich tut kund, wir sind jeck und bunt!“, schallte das Motto durch die Herzen der Narren. Gehör fand es allemal. Genauso wie die beiden, die im Vorhinein nie wissen, wer auf der Bühne das Mikrofon ergreifen soll.

Ein Prinz und seine Mutter

„Wir sind heute sehr nervös und ein bisschen emotional“, verdrückte Prinz Thorsten I. Tränen. Folgen sollte schließlich auch eine herzergreifende Geste, die sogar einige im Publikum das Taschentuch zücken ließ. „Einfach mal Danke sagen an Euch alle. Wir durften etwas wundervolles, grandioses, einen wahren Traum leben“, sagte Prinz Steffen I. an Komitees sowie Garde gerichtet. Noch bevor die Hymne ein Ende fand, verließ sein Mann die Bühne.

Viele Emotionen zeigte das Prinzenpaar.
Viele Emotionen zeigte das Prinzenpaar. © Emmerich | Thorsten Lindekamp

Zwischen den Reihen versteckte sich nämlich die Frau, der Thorsten I. am meisten danken wollte: „Meine Mutter.“ Spätestens als sich die beiden im Scheinwerferlicht in den Armen lagen, liefen im Saal einige Tränchen. Bevor die Stimmung dann von Rührung in Begeisterung umschlug, ergriff Geck-Vizepräsident Uli Mebus das Wort: „Oft hörten wir auswärts, dass unser Prinzenpaar ja etwas Besonderes sei. Nein. Gleichgeschlechtliche Liebe sollte nicht als etwas Besonderes, sondern als normal angesehen werden.“

Bebende Jubelrufe

Regenbogenflaggen schlugen genauso wie bebende Jubelrufe Wellen, die die Aussage unterstrichen. Eine Einstellung, die auch nach der Karnevalssession nicht untergehen darf. Passend dazu sammelten Geck samt Publikum 1333 Euro für den bunten Kreis Duisburg. Das ließ sich ordentlich feiern, am besten natürlich unter Saiten- und Drumschlägen der Dörmakars. Es dauerte nicht lange, da schrie der ausverkaufte Saal aus tiefster Lunge „Erdbeermarmelade.“ Die ist immerhin wie das Geck rot, jedoch bestenfalls ohne weiße Stellen.

„Oft hörten wir auswärts, dass unser Prinzenpaar ja etwas Besonderes sei. Nein. Gleichgeschlechtliche Liebe sollte nicht als etwas Besonderes, sondern als normal angesehen werden“

Uli Mebus
Vize-Präsident des Geck

Die schönsten Marschtänze der Session fusionierten beispielsweise bei den VCK-Funken sowie Vilada. Spätestens als sie die Beine schmißen, ließ sich doch kurz betrauern, dass es bei der Geck-Sitzung keine Zugaben gibt. Auch der Nachwuchs „Dance Factory“ produzierte eine Show, die die Narren zum schmelzen brachte. Als Skifahrerinnen bretterten sie volle Fahrt dem Applaus entgegen. Vermengt mit Bütt und Sketchen war ebenso das Programm ein Regenbogen.

Einstimiges Lachen im Saal

„Too late to be good“ verwandelte die Bühne in einen Tinder-Generator. Darin erschienen immer wieder neue Männer, die mit ihrem Profil zu überzeugen versuchten. Darunter auch der sensible Typ, der in seiner Freizeit „leidenschaftlicher Schmetterlingfänger ist, aber seinen Zitronenfalter noch nicht gefunden hat.“ Wenn das auch zu einem Match führte, so reiften die Metaphern aus der Welt der Falter nicht allzu gut. Worte wie „bestäuben“, „Nektar“ oder „Rüssel“ sollten vielleicht erst nach dem provisorischem Hallo fallen.

Ausgelassen wurde gefeiert.
Ausgelassen wurde gefeiert. © FUNKE Foto Services | Thorsten Lindekamp

Der Saal brach in einstimmiges Lachen aus, das beinahe einem Kreischen glich. Jene Stimmung hielt auch der Dummschwätzer aufrecht, der beinahe auf seinen Tulpensonntag hätte verzichten müssen. Ein Glück fährt sein Traktor jedoch nicht mit Diesel, sondern destillierter Sojamilch. „Ich weiß ja nicht, ob er laktoseintolerant ist“, scherzte Christopher Heiting in seiner Rolle.

Positive Vibes

Dem Finale entgegen tanzten dann noch Gruppen wie die Elten Boys sowie die Kolping Elten. „Wir haben wirklich mit allem die richtige Entscheidung getroffen, es gab ausschließlich positive Vibes“, zog Geck-Präsident Dominik Kilch Resümee. Damit endete eine Sitzungssession, die durch und durch auf bunteste Weise Farbe bekannte

Mehr Fotos von der Sitzung gibt es unter www.nrz.de/Emmerich.

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