Emmerich. Das PAN Kunstforum Emmerich feierte sein Jubiläum am Sonntag mit einem großen Kulturfest. Kinder wurden dabei zu Künstlern. Das steckte dahinter.

Die Schokoladenfabrik Lohmann zwackte damals einen ganzen Riegel für das Plakatmuseum am Niederrhein (PAN) ab. Mittlerweile belebt die Kulturstätte schon 20 Jahre lang den alten Flügel des Industriegebäudes an der Agnetenstraße in Emmerich. Das PAN Kunstforum tischte anlässlich seines Jubiläums am Sonntag zum großen Kulturfest auf.

Den Ausstellungsraum mit vielen Plakaten in Szene gesetzt, bot sich den Besuchern auch die ein oder andere leere Leinwand. Und weil die so gar nicht ins PAN passen, konnten die Emmericher an diesen selbst kreativ werden.

Kinder für Kultur begeistern

„Solche Malaktionen kommen bei den Kindern immer gut an. Gerade die möchten wir schon früh für Kultur begeistern“, erklärte Reimund Sluyterman, Vorsitzender des Vereins PAN Kunstforum. Ihm sei durchaus bewusst, dass sich vor der gläsernen Tür des Gebäudes eine Hemmschwelle breitmachen kann. Der typische Museumsflair wirke oft zu formell, abschreckend für neue Interessierte.

„Umso wichtiger ist es uns heute, ein offenes Bild zu zeichnen. Die Bürger sollen sich willkommen fühlen, auch wenn sie das erste Mal mit Kunst in Berührung kommen“, so Sluyterman. Dazu trugen neben der Malaktion, die am Ende eine Rolle an Tapetenbildern ergab, Zauberer und Musikeinlagen bei. Außerdem luden Kaffee und Kuchen zum Verweilen oberhalb des Ateliers ein.

Zwei Kurzfilme gewähren einen Rückblick

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Eine bespielte Leinwand offenbarte neben zwei Kurzfilmen wertvolle Rückblicke. Auch der Vorsitzende geriet dabei schnell ins Schwelgen. Ausstellungen wie „Hundertwasser lebt“ im Jahr 2012 prägten die hohen Decken des Kunstforums: „Das war ein wahrer Besucher-Magnet. Alles hier war voller Leben.“ 56 originale Plakate von Pablo Picasso brachten die Symmetrie des Forums zuletzt ins Wanken. „Das war einfach hervorragend. Daran zeigt sich auch, von welch internationalem Interesse dieser Standpunkt ist“, blickte Sluyterman zurück.

Ein persönliches Highlight war für ihn „Dali am Niederrhein.“ Auf zwei Etagen rollten sich mehr als 600 Plakate aus, um bestaunt zu werden. Aber warum eigentlich Plakate? Der Fokus des PAN war damals schnell gesetzt, erblühte der Verein doch in einer Zeit, in der sich allerlei Wände damit überzogen. „Sie erregen Aufmerksamkeit und beeinflussen uns. Es gibt viele gute Gründe, sich mit Plakaten zu befassen“, setzte René Grohnert, Leiter des Deutschen Plakatmuseums in Folkwang, an.

Zooplakate aus dem Pausenraum der Martini-Grundschule

Das Plakatmuseum feiert sein 20-jähriges Bestehen.
Das Plakatmuseum feiert sein 20-jähriges Bestehen. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Ob sie für den Besuch einer Oper werben oder eine politische Kampfansage tätigen: Sie werden Leinwand der Werbung und Überzeugung. Dabei hänge ihre Wirksamkeit meist von ihrem Standort ab, was die Interpretation besonders interessant mache. „Wenn ich am Ende nicht weiß, ob ich eine Partei wählen oder einen Kaffee kaufen soll, wirkt das Plakat nicht“, resümierte Grohnert.

Wo so viele Arten von Kunst aufs Papier treffen, lohnt sich eine nähere Betrachtung allemal. Das wusste auch Ernst Müller, auf dessen Früchten das PAN erwuchs. Anlässlich des Jubiläums lässt sich seine Sammlung von mehr als 50 Plakaten im Kunstforum bestaunen. Chronologisch gehts los mit jenen Zooplakaten, die damals den Pausenraum der Martini-Grundschule schmückten. Von Panthern und Seelöwen führt die Ausstellung bis zur scharfen Gesellschaftskritik. Buchstäblich beispielsweise in Erhard Grüttners Plakat der Hartz IV-Schere.

PAN als Ort der Begegnung erhalten

Daneben reihen sich auch anklagende Künstler wie der Schweizer Melchior Imboden, der dem Kulturfest einen Besuch abstattete. Internationale Gestaltung findet ebenfalls Platz, ob Plakate die für französische Tanzfeste werben oder ins Opernhaus Zürich einladen. „Die Sammlung ist mal kritisch, mal klagend, mal witzig“, führte Kuratorin Christiane van Haaren die Besucher durch die Jubiläums-Ausstellung.

In Anbetracht der vielseitigen Zugänge bleibt es wichtig, dass das PAN-Kunstforum weiterhin ein Ort der Begegnung bleibt. Schließlich wusste bereits Pablo Picasso: „Nein, die Malerei ist nicht dazu da, die Appartements zu schmücken.“

>>> Öffnungszeiten der Plakatausstellung

Die aktuelle Jubiläums-Plakat-Ausstellung „Highlights aus 50 Jahren Plakatsammlung Ursula und Ernst Müller“ wurde am 16. September eröffnet und läuft noch bis zum 19. November. Chronologisch und von Themenschwerpunkten durchzogen, lassen sich Plakate erstklassiger Künstler betrachten. Darunter beispielsweise Werke von David Tartakover, Stephan Bundi und Klaus Staeck.

Ein Besuch der Ausstellung im PAN-Kunstforum auf der Agnetenstraße 2 in Emmerich lohnt sich daher allemal. Das sind die Öffnungszeiten: Donnerstag bis Sonntag 11 bis 16 Uhr. Montag, Dienstag, Mittwoch geschlossen.